Agilität schafft man nicht, wenn man im eigenen Saft schmort

Interview mit Thomas Schönen, Leiter Marke, Kommunikation, Digital und Marketing bei Philips DACH

Wirtschaftsforum: Herr Schönen, durch agile Cloudlösungen haben Sie die althergebrachten Büroarbeitsplätze in Ihrem Unternehmen abgeschafft. Wie wirkt sich dies auf die Arbeitsweise Ihrer Mitarbeiter aus?

Thomas Schönen: Wer die Reise der Digitalen Transformation erfolgreich mitgestalten will, muss für seine Mitarbeiter das passende Umfeld schaffen. Das geht nicht mit starren Hierarchien, unverrückbaren Schreibtischen, festen Arbeitszeiten und Festnetztelefonen – damit verharren Sie fast zwangsläufig in althergebrachten Denkmustern. Unsere Mitarbeiter können jederzeit in agilen Einheiten und individuell zusammengestellten Teams an einzelnen Projekten arbeiten und damit schnell und flexibel auf die Herausforderungen des digitalen Wandels reagieren. Unsere Working-Areas wirken sich ungemein belebend auf die Arbeitsatmosphäre aus. Und ganz nebenbei: Von dieser hohen Flexibilität profitiert auch die Work-Life-Balance eines jeden Mitarbeiters.

Thomas Schönen
„Wer die Reise der Digitalen Transformation erfolgreich mitgestalten will, muss für seine Mitarbeiter das passende Umfeld schaffen.“ Thomas SchönenLeiter Marke, Kommunikation, Digital und Marketing bei Philips D

Wirtschaftsforum: Viele Unternehmen beklagen den Fachkräftemangel, Sie stellen bewusst auch Quereinsteiger ein. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Thomas Schönen: Bei uns steht immer der individuelle Bewerber im Mittelpunkt. Ausbildungen und Zertifikate zeigen immer nur eine Seite des Menschen. Ebenso wichtig sind Soft Skills wie Offenheit, Neugier, Begeisterung und die Lust, in integrierten Teams an innovativen Lösungen zu arbeiten. Und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzubilden. Genau diese Voraussetzungen bringen Quereinsteiger oft mit. Wobei natürlich ganz klar ist: Eine hohe ausgeprägte digitale Expertise setzen wir bei all unseren Mitarbeitern voraus.

Wirtschaftsforum: Sprechen wir über aktuelle Entwicklungen bei Philips: Die Marke Philips soll sich zu einer Gesundheitsmarke entwickeln. Wie haben Sie vor, gegenüber großen Konkurrenten wie zum Beispiel Siemens oder auch Apple und Google zu bestehen?

Thomas Schönen: Der Gesundheitsmarkt zählt weltweit zu den größten Wachstumsmärkten. Viele Unternehmen haben erkannt, dass gerade durch die Digitalisierung hier ein unglaubliches Potenzial besteht. Die Zukunft gehört auch hier nicht mehr einzelnen Produkten, sondern übergreifende Gesundheitslösungen, wie sie Philips anbietet. Allerdings spielt bei diesem sensiblen Thema die Datensicherheit eine wesentliche Rolle – denken Sie nur an die digitale Patientenakte oder das Tracking privater Gesundheitsdaten. Hier kommt dem großen Markenvertrauen, das wir uns in über 125 Jahren gemeinsam mit unseren Kunden aufgebaut haben, eine entscheidende Bedeutung zu. Konsumenten und Ärzte wissen, dass wir als europäisches Unternehmen äußerst gewissenhaft mit persönlichen Daten umgehen. Gegenüber Apple und Google ist das ein strategischer Wettbewerbsvorteil.

Thomas Schönen
„Unkonventionelle Ansätze und innovative Geschäftsideen sind der Treibstoff, mit dem der digitale Wandel erfolgreich gestaltet werden kann.“ Thomas SchönenLeiter Marke, Kommunikation, Digital und Marketing bei Philips D

Wirtschaftsforum: Im neuen Hauptquartier in Hamburg-Fuhlsbüttel entsteht derzeit das Health Innovation Port, auf dem Start-ups eine Art Campus mit Büroräumen zur Verfügung gestellt werden soll. Wie werden Sie mit diesen Start-ups zusammenarbeiten und was versprechen Sie sich davon?

Thomas Schönen: Es gehört zu den Gesetzmäßigkeiten der digitalen Welt, dass immer wieder völlig neue Wettbewerber und Geschäftsideen entstehen, auch dort, wo wir sie vorher vielleicht nicht vermutet hätten. Die für eine erfolgreiche Zukunft so wichtige Agilität schafft man nicht, wenn man im eigenen Saft schmort. Die Zusammenarbeit mit Start-ups ist deshalb für ein großes Unternehmen wie Philips essentiell. Wir erhöhen dadurch intern das Tempo, steigern die Taktzahl an Innovationen und übertragen den Spirit von Start-ups auf unser eigenes Unternehmen. Unkonventionelle Ansätze und innovative Geschäftsideen sind der Treibstoff, mit dem der digitale Wandel erfolgreich gestaltet werden kann.

Thomas Schönen
„Wenn das Marketing keine relevanten Botschaften entwickelt, greift auch das gesamte Software-Instrumentarium ins Leere.“ Thomas SchönenLeiter Marke, Kommunikation, Digital und Marketing bei Philips D

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft in der digitalen Kommunikation aus und wie ist die Strategie in diesem Bereich von Philips?

Thomas Schönen: In den vergangenen Monaten war die digitale Kommunikation von einer stark quantitativen Entwicklung geprägt: immer mehr digitale Kanäle, immer mehr Analytics, die für die Customer Journey und eine erfolgreiche Kampagne unverzichtbar scheinen. Inzwischen hat das digitale Ecosystem einen gewissen Reifegrad erreicht, in dem sich konkrete Aussagen zur Bedeutung der einzelnen Channels machen lassen, selbst der digitale ROI lässt sich inzwischen relativ genau bestimmen. Wenn das Marketing keine relevanten Botschaften entwickelt, greift auch das gesamte Software-Instrumentarium ins Leere. Deshalb müssen wieder dazu kommen, die qualitativen Marketingkomponenten in Zukunft zu stärken.

Interview: Sarah Urquhart

Philips GmbH Market DACH
Unternehmenskommunikation
Röntgenstr. 22
22335 Hamburg

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Digitalisierung

Mehr als IT – Beratung mit Weitblick

Interview mit Erik Reuß, Geschäftsführer der PLS Management GmbH

Mehr als IT – Beratung mit Weitblick

In einer zunehmend digitalisierten Welt reicht es nicht aus, IT lediglich als unterstützende Funktion innerhalb eines Unternehmens zu betrachten. Moderne Geschäftsprozesse, neue Marktanforderungen und technologische Innovationen erfordern ein umfassenderes Verständnis.…

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Interview mit Florian Hoffmann, Geschäftsführer der implantcast GmbH

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Die implantcast GmbH aus Buxtehude zählt zu den führenden Herstellern von Endoprothesen und Sonderimplantaten. Seit der Gründung im Jahr 1988 hat sich das Unternehmen zu einem international tätigen Medizintechnik-Spezialisten mit…

„Auch Beratung im Homecare-Bereich muss vergütet werden“

Interview mit Lukas Kramer, Geschäftsführer und Inhaber der Geria+med GmbH & Co. KG

„Auch Beratung im Homecare-Bereich muss vergütet werden“

In der Gesundheitsversorgung entscheiden oft kleine Details über die Lebensqualität. Die Geria+med GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin hat sich auf die Versorgung mit Inkontinenzprodukten spezialisiert und ist…

Spannendes aus der Region

Maschinen für die richtige Würze

Interview mit Dipl.-Ing. Nils Albers, Inhaber und Geschäftsführer der Alfred Nolte GmbH

Maschinen für die richtige Würze

Erst das Rösten, Salzen und Würzen gibt Mandeln, Cashews, Erdnüssen oder Pistazien den richtigen Geschmack. Die Alfred Nolte GmbH aus Reinbek entwickelt und baut moderne Maschinen und Produktionslinien bis hin…

Präzise Dosierung ist entscheidend

Interview mit Nicolas Göhr, Junior Marketing und Sales der Alltech Dosieranlagen GmbH

Präzise Dosierung ist entscheidend

Bei der Reinigung und Aufbereitung von Brauchwasser werden oft Chemikalien mit unterschiedlichen Wirkungen eingesetzt. Eine präzise Dosierung ist dabei entscheidend. Die Alltech Dosieranlagen GmbH hat sich seit ihrer Gründung im…

Gut befördert: Mit der richtigen Technik hoch hinaus

Interview mit Marian Frick, Geschäftsführender Gesellschafter der AMIG GmbH & Co. KG

Gut befördert: Mit der richtigen Technik hoch hinaus

Ob Neubau, Modernisierung oder komplexe Hochhausprojekte – wo Aufzüge benötigt werden, sind die Experten der AMIG GmbH & Co. KG aus Nonnweiler im Saarland mit ihrer langjährigen Erfahrung und Expertise…

Das könnte Sie auch interessieren

Pionierarbeit im digitalen Marketing

Interview mit Joachim Stelzer, CEO der BRANDAD Group AG

Pionierarbeit im digitalen Marketing

Mit kreativen Ideen und einer klaren Strategie hat sich die BRANDAD Group AG als Vorreiter im Bereich cloudbasierter Marketinglösungen positioniert. Als verlässlicher Partner großer Vertriebsorganisationen steht das Unternehmen für innovative…

Leuchtende  Beispiele – auch für den deutschen Markt

Interview mit Alfred Huemer, Geschäftsführer der HUBER Signage Austria GmbH

Leuchtende Beispiele – auch für den deutschen Markt

Vom Schildermaler zum Komplettanbieter für Objektbranding: Die HUBER Signage Austria GmbH mit Sitz im österreichischen Marchtrenk ist ein Paradebeispiel für einen erfolgreichen Wandel vom kleinen Familienbetrieb zum preisgekrönten internationalen Player.…

Interaktive Kundenansprache dank Social Media

Interview mit Sibylle Lingner, Gründerin, Inhaberin und Geschäftsführerin und René Schultz, Leiter Strategie und Konzept sowie Vanessa Schmidt, Leiterin Digital Marketing Marketing Communications Services S. Lingner GmbH

Interaktive Kundenansprache dank Social Media

Um eine echte Kundenbindung zu schaffen, ist im digitalen Zeitalter ein crossmedialer Ansatz entscheidend, da er verschiedene Kommunikationskanäle effektiv miteinander verbindet. Im Interview mit Wirtschaftsforum sprechen Sibylle Lingner, Gründerin und…

TOP