Spezialschiffbau mit Tradition

Interview mit Dr. Erich Bischoff, Finanzvorstand der Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft Aktiengesellschaft

Die Schiffs- und Yachtwerft wurde 1907 von Georg Abeking und dem Dänen Henry Rasmussen gegründet. „Anfangs lag der Schwerpunkt auf dem Bau von Segelbooten und -yachten, aber auch Motorboote und -yachten wurden in kleinerem Umfang bereits hergestellt“, erläutert Finanzvorstand Dr. Erich Bischoff. „Heute werden keine kleinen Segelboote, sondern nur noch große Segel- und Motoryachten und andere Schiffstypen wie Lotsenboote, Minensuchboote oder Seenotrettungskreuzer ab circa 30 m Länge gebaut.“

2009 wurde das Unternehmen von einer GmbH in eine nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktien werden von Nachfahren des Mitgründers Henry Rasmussen gehalten; Hauptgesellschafter ist Hans Michael Schaedla, Urenkel von Henry Rasmussen.

Modernste Werftanlagen

Abeking & Rasmussen steht für erstklassigen Schiffbau und verfügt in Lemwerder am Ufer der Weser über modernste Werftanlagen mit derzeit fünf Hallen für Schiffe bis 100 m Länge. An anderen Standorten im In- und Ausland ist das Unternehmen temporär und projektabhängig tätig, zum Beispiel aus Kapazitätsgründen.

„Hierbei setzen wir unsere eigenen Mitarbeiter ein, und die Gesamtleitung des Projekts liegt auch in diesen Fällen bei Abeking & Rasmussen“, erklärt Dr. Erich Bischoff. Abeking & Rasmussen beschäftigt insgesamt 430 Mitarbeiter, davon allein 40 Auszubildende.

Der Umsatz ist projektabhängig und schwankt zwischen 150 und 250 Millionen EUR. „Im Schnitt bauen wir ein bis zwei Yachten und ein bis zwei Schiffe im Jahr.“

„Es sind unsere Mitarbeiter und nicht etwa unsere Hallen, die den Erfolg ausmachen.“ Dr. Erich BischoffFinanzvorstand

Schiffe bis 120 m Länge

Abeking & Rasmussen zeichnet sich unter anderem durch den Bau besonders großer Yachten aus. „Wir sind heute bereits in der Lage, Schiffe bis 100 m Länge zu bauen, und demnächst sogar bis zu einer Länge von 120 m“, erläutert Dr. Erich Bischoff. Neben Segel- und Motoryachten entwickelt und fertigt Abeking & Rasmussen Minensuch- und Minenjagdboote, Patrouillenboote sowie Spezialschiffe wie Forschungsschiffe und Versorgungsschiffe für die Offshore-Industrie.

Zu den Kunden gehören Marinen, Küstenwachen, Behörden, Reedereien und Privatkunden. Einen besonderen Namen hat sich Abeking & Rasmussen mit der SWATH@A&R-Technologie gemacht. „Dabei handelt es sich um Doppelrumpfschiffe, welche sich durch eine besonders ruhige Lage auch bei starkem Seegang auszeichnen.“

Abeking & Rasmussen hat die SWATH-Bauart zwar nicht erfunden, jedoch konsequent aufgegriffen und weiterentwickelt. Heute ist das Unternehmen unangefochtener Weltmarktführer für diesen speziellen Schiffstyp.

„SWATH-Schiffe sind besonders geeignet für Einsätze, bei denen es auf eine ruhige Lage im Wasser ankommt“, so Dr. Erich Bischoff. „Hierzu zählen zum Beispiel Lotsenschiffe, Versorgungsschiffe für Offshore-Anlagen wie Windparks oder auch militärische Schiffe.“

Die SWATH-Bauart kommt auch bei Yachten zum Einsatz. Die bei Abeking & Rasmussen gebaute SWATH-Expeditionsyacht Silver Cloud wurde zum Beispiel erst kürzlich weiterentwickelt und auf der Werft umgebaut. Hierfür wurde das Unternehmen mit dem World Super Yacht Technology Award ausgezeichnet.

Eine Besonderheit sind auch die Minensuchboote von Abeking & Rasmussen, bei denen es sich um absolute Hightech-Schiffe und die weltweit fortschrittlichsten in diesem Bereich handelt.

„Unsere Minensuchschiffe sind schocksicher, das heißt sie widerstehen auch einer Minendetonation“, erklärt Dr. Erich Bischoff. „Außerdem sind sie sehr leise und magnetisch neutral, da sie aus einem speziellen nichtmagnetischen Edelstahl gebaut werden.“

Zu den neuesten zivilen Schiffen gehört die Motoryacht Secret. Sie ist das neue Flaggschiff von Abeking & Rasmussen und mit 82,3 m die längste Yacht, die die Werft bisher gebaut hat. Damit ist das Ende der Fahnenstange jedoch noch nicht erreicht.

„Zurzeit erweitern wir die Werfthallen für den Bau von Schiffen und Yachten bis zu einer Länge von 120 m“, sagt der Finanzvorstand. „Einen Auftrag für eine 100-Meter-Motoryacht haben wir bereits vorliegen.“

Neben umfangreichen Investitionen in die Produktionsanlagen setzt Abeking & Rasmussen auf seine hoch qualifizierten Mitarbeiter. „Es sind unsere Mitarbeiter und nicht etwa unsere Hallen, die den Erfolg ausmachen. Sie sind sehr flexibel und müssen zum Beispiel im Servicefall weltweit eingesetzt werden können.“

Außerdem sind bei Abeking & Rasmussen als langfristig orientiertem, inhabergeführtem Unternehmen Worte wie Kundenorientierung, Qualität und Innovationen keine Floskeln, sondern täglich gelebte Praxis, so dass man in Lemwerder zuversichtlich in die Zukunft schaut.

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