Der Stoff, der in den Räumen ist

Interview mit Daniel Liba, CEO der A. Berger GmbH (bergertextiles)

Wirtschaftsforum: Herr Liba, 2018 haben Sie den Posten als Geschäftsführer bei bergertextiles übernommen. Was hat dieses Unternehmen für Sie interessant gemacht?

Daniel Liba: Vor allem die für bergertextiles typische Verquickung von Tradition und Pioniergeist! Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, lieferte der Betrieb unter anderem Leinwände für Theater, die damals noch von Hand bemalt wurden. Als später in den 1990er-Jahren die ersten Digitaldruckverfahren entwickelt wurden, erkannte der damalige Unternehmenschef früh die Zeichen der Zeit: Dank einer besonderen Beschichtung konnte er als Erster dazu passende Stoffe als Rollenware liefern. Das war revolutionär, weil auf diese Weise Stoffe auch im Visual Merchandising genutzt werden konnten. Ich selbst begleite bergertextiles nun durch den gegenwärtigen Wandel. Und weil ich dazu noch eine internationale Rolle übernehme, war meine Aufgabe hier ein reizvolles Angebot.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte genau stellt bergertextiles her und wo finden sie Verwendung?

Daniel Liba: Wir produzieren Rohmaterial für Großdruckereien, die im Digitaldruck arbeiten. Dieses Rohmaterial ist gewebte oder gewirkte Polyesterware von bis zu 5 m Breite, die wir beschichten, damit sie bedruckbar wird. Die aufgerollt ausgelieferte Ware kann dann für Fahnen oder bedruckte Banner verwendet werden, aber auch für Leuchtkästen, wie man sie aus den Schaufenstern oder aus den Innenräumen von Geschäften kennt. Unser Top-Produkt im Sortiment heißt ‘Samba’. Es setzt schlicht den Maßstab im Digitaldruckmarkt. ‘Samba’ war eines unserer frühen Produkte auf dem Markt, doch seine außergewöhnlichen Druckeigenschaften und Farbbrillanz sind bis dato unerreicht. Man muss dennoch genau betrachten, welches unserer Produkte für den jeweiligen Anwendungsfall am besten geeignet ist. Um unsere Kunden hier effektiv und unkompliziert zu unterstützen, haben wir schon vor Jahren auf unserer Internetseite einen Produktfinder installiert.

Wirtschaftsforum: Bergertextiles ist mit ‘Samba’ zum Marktführer aufgestiegen, Ihr Unternehmen ist weltweit unter den führenden Unternehmen der Branche. Kann man also sagen, bergertextiles behauptet sich vor allem durch eine hohe Produktqualität gegenüber der Konkurrenz, etwa der durch Billighersteller?

Daniel Liba: Ja, es gibt extra eine Abteilung inhouse, die sich um Qualitätsmanagement kümmert. Doch das ist noch längst nicht alles, denn natürlich verfügen wir auch in diesem Markt über ein außergewöhnlich hohes Maß an Erfahrung und eine eigene Produktentwicklung. Die Abgrenzung gegenüber Mitbewerbern funktioniert außerdem über unseren wirklich sehr guten Kundenservice und die sich daraus ergebende Kundenbindung – so bieten wir unter anderem an, unsere Produkte in den Druckereien der Kunden zu profilieren, wodurch wir das Produkt sozusagen mit den Maschinen verheiraten. Mit unseren Niederlassungen in den USA und China sowie weltweiten Lagerbeständen können wir zudem in kurzer Zeit flächendeckend liefern.

Wirtschaftsforum: Sie haben anfangs bereits den internationalen Aspekt Ihrer Funktion erwähnt...

Daniel Liba: Wir liefern nicht nur nach Europa und in die USA, sondern tatsächlich international. Russland und Saudi-Arabien beispielsweise sind ebenfalls wichtige Märkte für uns. Ein global abgestimmtes Setup und ein Matrix-organisiertes Team sind demnach unentbehrlich. Zurzeit investieren wir in weitere Logistiklager in den USA, sind momentan in Kalifornien und eröffnen demnächst ein weiteres an der Ostküste.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie von Wachstum sprechen: Welche Bedeutung kommt dabei der Nachhaltigkeit zu?

Daniel Liba: Für uns ist das ein Riesenthema: Fast alle Produkte sind bereits nach STANDARD 100 by OEKO-TEX® zertifiziert und ohnehin schon frei von PVC, Schwermetallen und Phthalaten; unsere Coatings sind durchweg wasserbasiert. 2014 haben wir zudem erstmals recycelte Garne in unseren Produkten verwendet. Genutzt werden dafür alte PET-Flaschen, sodass wir nicht nur dazu beitragen, die Menge an Plastikmüll zu reduzieren, sondern auch den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß wirksam verringern. Dafür sind wir im Rahmen einer Messe 2014 sogar für das innovativste Produkt ausgezeichnet worden! Leider ist das damals nicht eingeschlagen. Heute jedoch ist das Thema in aller Munde und die Nachfrage danach ist sehr hoch. Wir richten uns konsequent weiter auf dieses Thema aus und produzieren gerade eine komplette Produktfamilie aus recyceltem Garn.

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