Software als Service

Interview mit Marcus Bernatzky, CFO der evosoft GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Bernatzky, hat Siemens schon in den 1990er Jahren erkannt, was in Sachen Digitalisierung auf das Unternehmen zukommen wird?

Marcus Bernatzky: Der Konzern hat jedenfalls mit Weitsicht gehandelt, als er 1995 evosoft mit eigenen Mitarbeitern ins Leben gerufen hat. Ziel war, ein Unternehmen zu schaffen, das sich speziell um die IT-Dienstleistungen kümmert und sich insbesondere auf Software-Entwicklung und -Service konzentriert. Seitdem sind wir kontinuierlich gewachsen und haben unser Geschäft in Richtung Osteuropa ausgeweitet: Seit der Gründung vor 25 Jahren, sind wir mit einer Tochtergesellschaft in Ungarn vertreten. Weitere Nearshore-Stützpunkte befinden sich in Rumänien und der Türkei. In Deutschland betreiben wir acht Standorte und Projektbüros mit knapp 450 Mitarbeitern. Weitere 1.300 sind es in Ungarn. Alles in allem sind knapp 2.000 Mitarbeiter für uns tätig. Unser Umsatz beträgt konsolidiert 150 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Sind Sie durch die Siemens-Schule gegangen?

Marcus Bernatzky: Ja, ich habe zum Ende meiner Schulzeit 1997 bei der Siemens AG verschiedene Abteilungen durchlaufen, war ab 2002 als CFO mit der kaufmännischen Seite und dem Thema IT befasst und von 2010 bis 2014 kaufmännischer Geschäftsführer einer Tochter in Österreich. Seit 2015 bin ich bei evosoft und auch hier für den kaufmännischen Part zuständig. Ich habe mich schon immer für Zahlen begeistert und diesbezüglich eine recht schnelle Auffassungsgabe. Strategische Entscheidungen obliegen dem CEO. Wir bleiben unseren jeweiligen Bereichen treu und stimmen uns bei finalen Entscheidungen ab.

Wirtschaftsforum: Ist evosoft ausschließlich für Siemens tätig?

Marcus Bernatzky: Nein, wir arbeiten auch für Drittkunden, also Kunden von Siemens. Das läuft aber immer über die Kanäle von Siemens. Auch ihnen bieten wir unser ganzes Leistungsspektrum an – zum Beispiel ‘Software as a service’ zur Umsetzung der digitalen Transformation. Wir fügen Siemens-Produkte zu Systemen zusammen und decken das Cyber Security Thema ab, indem wir die Software auf Herz und Nieren prüfen. Bei alldem verfolgen wir einen DevOps-Ansatz – also Development and Operations. Es geht dabei um die kontinuierliche Weiterentwicklung der Teams. Früher hat man Entwicklung und Testen getrennt. Wir haben beides verzahnt, um optimiert an Schnittstellen arbeiten zu können. Wir entwickeln die Komponente, testen sofort und das Feedback der Operation kommt unmittelbar zurück in die Entwicklung. Diese haben wir komplett auf lean umgestellt.

Wirtschaftsforum: Worin liegen die Stärken Ihres Unternehmens?

Marcus Bernatzky: Zunächst einmal in unseren Mitarbeitern. Sie haben tiefgründiges Knowhow, sind experimentierfreudig und in der Lage, Themen miteinander zu verbinden. Ihr Wissen erstreckt sich von der Feld- bis zur obersten Ebene. Dazu kommt unsere Geschwindigkeit. Wir treffen schnell Entscheidungen und sind immer daran interessiert, ein Stück weiterzukommen. Außerdem ist es wichtig, sich den täglichen Herausforderungen zu stellen und Dinge auszuprobieren. Wir ruhen uns nicht auf dem Erfolg der Vergangenheit aus, sondern denken an die Zukunft. Doch am Ende ist es die Leistung, die zählt – die positiven Ergebnisse, die wir bei Siemens, aber auch in anderen Bereichen abgeliefert haben.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Rolle als Dienstleiter weiterhin?

Marcus Bernatzky: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Sie wird sich weiterentwickeln. Ich sehe es so, dass die Kunden gewisse Guides brauchen, die ihnen die Themen als Herausforderung auf den Tisch legen und Ideen haben, wie ihnen zu begegnen ist. Alles zielt darauf ab, digitaler zu werden. Doch was ist wirklich sinnvoll und welche Schritte sollte man machen? Bei diesen Entscheidungen wollen wir die Kunden begleiten.

Wirtschaftsforum: Werden Sie auf diesem Weg vom Fachkräftemangel ausgebremst?

Marcus Bernatzky: Die Mitarbeiterrekrutierung ist in der Tat nicht einfach. Die Nachfrage in diesem Bereich ist immens. Aber unser Gesamtpaket stimmt. Wir haben viel zu bieten – neben dem Gehalt auch die Themen, andere Benefits und eine gute Unternehmenskultur.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die aus?

Marcus Bernatzky: Wir legen Wert darauf, als ein Team zu funktionieren. Das erfordert kurze Entscheidungswege, offene Türen sowie kundenorientiertes und wertschöpfendes Handeln. Jeder Mitarbeiter fragt sich täglich ‘Was habe ich wertbringend geleistet?’ Wir stehen kontinuierlich im Gespräch miteinander, um Wissensaustausch zu schaffen.

Wirtschaftsforum: Blicken wir abschließend in die Zukunft: Was sind Ihre Ziele?

Marcus Bernatzky: Wir werden unser Geschäft sicherlich noch ausbauen. Unser Fokus liegt darauf, Siemens-Kunden beim Digitalisierungsprozess zu begleiten und noch intensiver zu unterstützen. Darauf freue ich mich, denn ich mag den Umgang und Austausch mit Menschen und gemeinsam kleine Bausteine aufeinander zu legen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Spitzenmedizin mit Verantwortung: Klinik der Zukunft

Interview mit Matthias Müller, Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik GmbH

Spitzenmedizin mit Verantwortung: Klinik der Zukunft

Die Kerckhoff-Klinik GmbH in Bad Nauheim wurde 1963 gegründet. Seitdem zählt sie zu den führenden deutschen Fachkliniken für Herz-, Lungen-, Gefäß- und Rheumaerkrankungen und verbindet Spitzenmedizin mit Forschung und Lehre.…

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

Spannendes aus der Region Nürnberg

Architektur mit Haltung

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Baum, Geschäftsführer der baum-kappler architekten gmbh

Architektur mit Haltung

Mitten in der globalen Finanzkrise 2008 übernahm Andreas Baum ein traditionsreiches Nürnberger Architekturbüro und stieß mit einer breiten Diversifizierungsstrategie sowie einer starken sozial-menschlichen Unternehmerhaltung bald einen klaren Wachstumskurs an.…

High-End-Leiterplattenkompetenz

Interview mit Holger Enke, Geschäftsführer der D. Kaupke Leiterplatten Service GmbH

High-End-Leiterplattenkompetenz

Seit über 30 Jahren ist die D. Kaupke Leiterplatten Service GmbH ein verlässlicher Partner für individuelle Leiterplattenlösungen. Als spezialisierter Dienstleister unterstützt das Nürnberger Unternehmen Kunden aus Medizintechnik, Automotive, Luftfahrt und…

„Pflege braucht Verlässlichkeit“

Interview mit Alexander Gusev, Geschäftsführer der Pacura med GmbH

„Pflege braucht Verlässlichkeit“

Vor nicht einmal einem Jahrzehnt gegründet, gehört die Pacura med GmbH heute bereits zu den führenden Personaldienstleistern in der Pflege in Deutschland. Geschäftsführer Alexander Gusev nennt die Gründe für diesen…

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Den Schmerz bei der IT-Qualitätsprüfung lindern

Interview mit Stefan Gogoll, CEO der aqua cloud GmbH

Den Schmerz bei der IT-Qualitätsprüfung lindern

„No pain, no gain“ – dieses bekannte Sprichwort aus dem Sport gilt nicht nur für das Training, sondern auch für den Geschäftsalltag. Stefan Gogoll, CEO der aqua cloud GmbH, hat…

Wo Daten ihren Ort finden

Interview mit Jürgen Schomakers, Geschäftsführer der Esri Deutschland GmbH

Wo Daten ihren Ort finden

In einer Welt, in der 80% der Daten einen Raumbezug haben, spielt Esri Deutschland eine Schlüsselrolle bei der Analyse geografischer Informationen. 1969 von Jack und Laura Dangermond in Redlands (USA)…

TOP