Maßarbeit für die Mobilität von morgen
Interview mit Ing. Bernhard Wagner, Geschäftsführender Gesellschafter der Zoerkler Gears GmbH & Co KG

Dass Zoerkler heute zu den innovativsten Antriebsspezialisten Europas zählt, ist kein Zufall. Vielmehr ist es das Ergebnis einer klaren Haltung, langfristiger Entscheidungen – und einer konsequenten Fokussierung auf Qualität. „Wir entwickeln, produzieren und testen alles im eigenen Haus“, sagt Ing. Bernhard Wagner, der das Unternehmen führt. „Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Engineering-Kompetenz, Fertigungstiefe und Flexibilität. Das macht uns zu einem Partner auf Augenhöhe.“
Auf hohe Anforderung spezialisiert
Die Firmengeschichte von Zoerkler reicht fast 120 Jahre zurück. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Unternehmen von einem klassischen Lohnfertiger zu einem hoch spezialisierten Entwicklungsbetrieb gewandelt. Ein Meilenstein war der Umzug ins burgenländische Jois, wo heute auf rund 8.000 m2 Produktionsfläche Komponenten für Luftfahrt, Automobilindustrie, Schienenfahrzeuge und industrielle Anwendungen entstehen.
Die Entscheidung, sich gezielt auf die Luftfahrt zu spezialisieren, fiel aus strategischen Gründen. „In Europa kann man nur überleben, wenn man höchste Qualität für sehr spezialisierte Branchen liefert“, so Bernhard Wagner. „Die Luftfahrt ist ein Markt mit extrem hohen Anforderungen, aber auch mit langfristiger Planbarkeit – das ist für uns ideal.“ Bei Zoerkler entstehen Antriebe, die so leicht und effizient wie möglich kon-struiert sind. Getestet wird direkt vor Ort, unterstützt durch digitale Zwillinge. „Wir entwickeln die Systeme virtuell und beweisen ihre Funktionalität anschließend auf unseren eigenen Prüfständen“, erklärt Bernhard Wagner. Diese Verzahnung von digitaler Entwicklung und realer Validierung gilt als Benchmark in der Branche.
Neben der Luftfahrt arbeitet Zoerkler auch intensiv an alternativen Antriebslösungen für die Automobilindustrie. „Wir entwickeln elektrische und hybride Antriebssysteme – und wir sehen auch, dass diese Technologien langsam in der Luftfahrt Einzug halten“, sagt Bernhard Wagner. „Nachhaltigkeit wird nicht zur Option, sondern zur Notwendigkeit. Effizienzsteigerung, Leichtbau und CO2-Reduktion stehen bei uns ganz oben auf der Agenda.“
Europa braucht wieder mehr Selbstbewusstsein
Wer bei Zoerkler anheuert oder in ein Projekt investiert, braucht Vertrauen. Denn das Unternehmen entwickelt heute schon Komponenten für Flugzeuge, die erst 2040 auf den Markt kommen werden. „Das verdeutlicht, wie langfristig wir denken“, bemerkt der Geschäftsführer. „Unsere Kunden müssen darauf vertrauen, dass wir über Jahre hinweg stabile Qualität und Innovationskraft liefern.“ Vertrauen spielt auch intern eine zentrale Rolle. Mit rund 110 Mitarbeitenden ist das Unternehmen zwar überschaubar, aber hoch spezialisiert. „Wir suchen die besten Köpfe – und versuchen, diese in einem starken Team zusammenzuführen“, erklärt Bernhard Wagner. „Unsere Unternehmenskultur basiert auf Werten wie Qualität, Sicherheit, Innovationsfreude und Verantwortung. Das gilt nicht nur gegenüber unseren Kunden, sondern auch im Umgang miteinander.“
Trotz aller technologischen Erfolge sieht Bernhard Wagner die Industrie in Europa an einem kritischen Punkt. Die Erfahrungen aus der Coronapandemie und der zunehmende Wettbewerbsdruck aus China haben Spuren hinterlassen. „In der Automobilbranche wird heute spürbar weniger entwickelt“, stellt er fest. „Viele agieren sehr vorsichtig – anstatt mutig den Rückstand aufzuholen.“ Er plädiert dafür, in Europa wieder mehr Selbstvertrauen zu zeigen – und die eigene industrielle Kompetenz zu stärken. „Wir haben über Jahre hinweg Know-how aufgebaut – es wäre ein Fehler, das leichtfertig auszulagern“, warnt er. Gerade die Produktion im eigenen Land sei essenziell: „Es ist höchste Zeit, dass wir in Europa wieder sagen: Wir können das selbst. Und wir leisten es uns auch.“
„The Spirit of Precision“ – dieser Leitspruch ist bei Zoerkler mehr als ein Slogan. Er beschreibt eine Haltung: Präzision in Technik, Kommunikation und Partnerschaft. Das Unternehmen aus Jois zeigt, dass industrielle Exzellenz auch im kleinen Maßstab möglich ist – wenn man auf Qualität, Eigenverantwortung und langfristige Beziehungen setzt.
„Ich hoffe, dass in Europa wieder ein gewisser Aufbruch entsteht“, sagt Bernhard Wagner über die Zukunft. „Wir müssen unsere technologische Unabhängigkeit sichern und bereit sein, dafür den nötigen Preis zu zahlen. Denn langfristig ist das der bessere Weg – für alle.“