Hightech-Magnettechnologie für Schlüsselindustrien

Interview mit Thomas Toth, Geschäftsführer der Arnold Magnetic Technologies AG

Wirtschaftsforum: Herr Toth, Arnold Magnetic Technologies hat eine lange Unternehmensgeschichte. Was waren die bedeutendsten Meilensteine auf diesem Weg?

Thomas Toth: Arnold Magnetic Technologies wurde vor 129 Jahren von einem ausgewanderten Schweizer in den USA gegründet. 1980 starteten wir die Produktion in der Schweiz. Trotz mehrerer Inhaberwechsel blieben wir unserer Kernkompetenz, der Produktion von Magneten, treu. In den 1990er-Jahren haben wir mit einem Joint Venture in China Samarium-Kobalt-Magnete entwickelt und konnten auf seltene Erden zugreifen. Die Integration in die Arnold Gruppe 2007 brachte uns die Vorteile eines Konzerns, ohne dass wir unsere Eigenständigkeit verloren. Seitdem entwickelten wir die hochleistungsfähigen 33E- und 35E-Magnete, die auf dem Weltmarkt einzigartig sind. Unsere globale Präsenz, mit Standorten in den USA, Großbritannien, der Schweiz und China, gibt uns die Möglichkeit, weltweit flexibel zu agieren.

Wirtschaftsforum: Wie gestaltet sich Ihr Produkt- und Leistungsportfolio und welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Ihr Unternehmen?

Thomas Toth: Neben der Produktion von Permanentmagneten, insbesondere Samarium-Kobalt-Magneten, bieten wir eine breite Palette an Ingenieurslösungen an, darunter komplette Elektromotoren und präzise Metallfolien. Wir stellen auch Magnetsysteme her, fertigen Prototypen von Elektromotoren und bieten elek-tromagnetische Simulationen als Dienstleistung an. Dank unserer Konzernstruktur können wir flexible Dauermagnete, Elektromagnete und Elektromotoren anbieten. Unser Portfolio umfasst sowohl Standardlösungen als auch maßgeschneiderte Produkte, die wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln. Digitalisierung ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Wir haben viele administrative Prozesse digitalisiert, darunter die Messung mechanischer und magnetischer Werte sowie die Fernwartung unserer Maschinen. Mit Predictive Maintenance überwachen wir den Zustand unserer Maschinen, um Ausfälle zu verhindern und die Effizienz zu steigern. Diese Maßnahmen verbessern unsere Produktionsprozesse und sichern die hohe Qualität unserer Produkte. Unsere digitalen Strukturen vernetzen weltweit unsere Standorte und sorgen für gleichbleibend hohe Qualität.

Wirtschaftsforum: In welchenBranchen und Märkten ist das Unternehmen tätig und wie gestalten Sie die internationale Präsenz?

Thomas Toth: Wir sind in vielen Boom-Branchen wie Luftfahrt, Rüstung, Halbleiter, Lithografie und Raumfahrt aktiv. Die Medizintechnik wird ein wachsendes Geschäftsfeld. Geografisch sind wir in Europa, den USA, Großbritannien und China stark aufgestellt, mit besonderem Fokus auf Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Dank unserer globalen Präsenz können wir Lieferkettenproblemen flexibel begegnen und weltweit auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen. Mit einem Jahresumsatz von 20 Millionen CHF und unter 100 Mitarbeitern sind wir auch bei kleineren Projekten agil.

Wirtschaftsforum: Wie gestalten Sie Ihre Unternehmenskultur und was macht Sie als Arbeitgeber attraktiv?

Thomas Toth: Unsere Unternehmenskultur basiert auf Vertrauen und Teamarbeit. Wir legen Wert auf die Förderung unserer Mitarbeiter und bieten ihnen die Möglichkeit, an spannenden Hightech-Projekten mitzuwirken. Die letzten drei Jahre waren auf dem Arbeitsmarkt herausfordernd, aber durch unser starkes Team und zahlreiche Empfehlungen konnten wir weiter wachsen. Unsere Mitarbeiter schätzen die Entwicklungsmöglichkeiten und unser modernes Arbeitsumfeld, was uns zu einem attraktiven Arbeitgeber mit einem guten Ruf gemacht hat.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und Innovation für Arnold Magnetic Technologies?

Thomas Toth: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, besonders angesichts steigender Anforderungen in Europa. Unsere Kunden verlangen energieeffiziente Lösungen und Materialreduktionen. Wir haben den Energieverbrauch durch modernisierte Hochvakuumöfen gesenkt. Unsere Technologie steigert die Effizienz und wir forschen an neuen, leistungsfähigeren Materialien. Die AS9100D-Zertifizierung sowie die NADCAP™-Akkreditierung für Wärmebehandlung unseres Mutterkonzerns sowie unsere eigene ISO9001:2015-Zertifizierung unterstreichen unsere hohen Qualitätsstandards.

Wirtschaftsforum: Welche Visionen haben Sie für die Zukunft des Unternehmens?

Thomas Toth: Wir wollen unsere Kapazitäten in der Magnetproduktion und im Systembau ausbauen. Für 2024 erwarten wir neue Maschinen, die es uns ermöglichen werden, größere Projekte umzusetzen. Unser Ziel ist es, der bevorzugte Partner unserer Kunden zu werden und uns als Weltklasse-Magnetfirma zu eta-blieren. Wir arbeiten mit einer Lean-Kultur, um unsere Prozesse stetig zu optimieren.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Die Medizin wird ambulanter und digitaler

Interview mit Dr. Steffi Miroslau, Geschäftsführerin der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH

Die Medizin wird ambulanter und digitaler

Die GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH ist ein bedeutender Akteur im Gesundheitswesen Brandenburgs. Mit einer zentralen Verwaltung in Eberswalde und insgesamt elf eigenständigen GmbHs, darunter mehrere Krankenhäuser und…

Problemlöser und Formgeber

Interview mit Thomas Schumacher und Thomas Simon, Geschäftsführer der Berthold Kunrath Gruppe

Problemlöser und Formgeber

Der Werkzeugbau ist eine wichtige Säule der deutschen Industrie und gilt als Rückgrat verschiedener Schlüsseltechnologien; beispielhaft ist die Automobilindustrie. Es sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe, die den Sektor…

Spannendes aus der Region Lupfig

Mehr Leichtigkeit im Service

Interview mit Michael Berkowsky, Head of Direct Business der Coresystems AG

Mehr Leichtigkeit im Service

Ist der Kunde rundum zufrieden, hat das Unternehmen alles richtig gemacht. So einfach ist das – und vor allem kommt es dabei nicht unbedingt auf das Produkt an, sondern vor…

Je komplexer, desto besser

Je komplexer, desto besser

Komplexität wirkt in aller Regel eher abschreckend. Bei der Unipress AG ist das anders. Das Stanz- und Biegetechnikunternehmen ist Spezialist für komplexe Bauteile und kann hier seine ganze Erfahrung und…

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

Das könnte Sie auch interessieren

Glänzende Aussichten für die  Metallverarbeitung

Interview mit Alexander Döring, Geschäftsführer der OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG

Glänzende Aussichten für die Metallverarbeitung

Ob Automobilbau, Bauwesen oder Energietechnik – erst durch präzise gefertigte Metallbauteile entstehen langlebige, sichere und leistungsfähige Produkte für den Alltag und die Zukunft. Seit über 80 Jahren steht die OTTO…

Maßgeschneiderte Maschinen made in Germany

Interview mit Dipl.-Ing. Ingo Eich, Geschäftsführer der Hengstebeck & Eich GmbH & Co.

Maßgeschneiderte Maschinen made in Germany

Seit 1973 steht die Hengstebeck & Eich GmbH & Co. für individuelle Maschinenlösungen, maximale Kundennähe und Übernahme von Verantwortung. Ob hydraulische Pressen oder Scheren, Anlagen für den Rückbau radioaktiver Infrastruktur,…

Die Blechvirtuosen wollen „anders wirtschaften“

Interview mit Matthias Wiese, Geschäftsführer der alfred rexroth GmbH & Co. KG

Die Blechvirtuosen wollen „anders wirtschaften“

Ein Metalllohnfertiger, der einer Stiftung gehört und dessen Geschäftsführer im eigenen Unternehmens-Podcast offen über weiteres Verbesserungspotenzial spricht: An der al-fred rexroth GmbH & Co. KG aus Berlin ist vieles ein…

TOP