Funktechnologie auf dem neuesten Stand – Störungen inklusive
Interview mit Alain Rupf, CMO und Mitglied der Geschäftsleitung von COMLAB AG

Mit 200 Mitarbeitern an fünf Standorten in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Polen und China, einem Jahresumsatz von 36 Millionen EUR und fast 50 Jahren Erfahrung in der Hochfrequenztechnologie ist die COMLAB AG einer der großen Player auf ihrem Gebiet – das gilt erst recht im Hinblick auf ihre Leistungen.
„In der DACH-Region haben wir einige Mitbewerber, darunter auch Großkonzerne, und liegen auf Platz zwei oder drei“, erklärt Alain Rupf, CMO und Mitglied der Geschäftsleitung. 1971 startete das Unternehmen mit dem Bau von Hochfrequenz-Komponenten. In den 1990er-Jahren wurde das Portfolio auf aktive Komponenten wie Repeater, Systeme für die Versorgung an unzugänglichen Stellen, wie zum Beispiel Tunnel sowie sicherheitsrelevante Anlagen, später auch auf Bahn- und Inhouseprojekte, erweitert. 2008 begann die Internationalisierung mit der Eröffnung der Büros in Berlin und Peking. „2010 haben wir begonnen, als zweites Standbein ein Portfolio mit Sicherheitssystemen (Störsendern) aufzubauen.
Bald darauf folgten erste Entwicklungen für digitale Repeatersysteme. „Damit haben wir zum Beispiel die Schweizerische Bundesbahnen AG, die Deutsche Bahn AG und die Österreichischen Bundesbahnen ausgerüstet“, so Pascal Meuwly, Leiter des Bereichs Engineering. Ein weiteres großes Referenzprojekt und eines der ersten Großprojekte war die funktechnische Ausstattung des Lötschberg-Basistunnels. „Heute ist eines unserer Haupttätigkeitsfelder die Funkversorgung für Tunnel, Gebäude oder Freiflächen.
Das sind meist sehr umfassende Projekte mit vielen Einzelsystemen, die sich in Größenordnungen von mehreren Millionen EUR bewegen. Daneben werden Störsender immer wichtiger. In Deutschland haben wir bereits solche Anlagen in Gefängnissen installiert“, berichtet Heinz Ochsner, Leiter Produktmanagement Funkversorgung.
Schweizer Funk-Qualität
COMLAB ist ein ‘typisches’ Schweizer Unternehmen, macht COO Daniel Pelizzoni deutlich: „Wir überzeugen in allen Bereichen durch Qualität, Erfahrung und erstklassige Produkte sowie gute Kundenbindung. Wir haben in unserer langen Geschichte bewiesen, was wir können.“ Pascal Meuwly fügt hinzu: „Unser System ist sehr modular und wir bieten einen Mix an Technologien für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (Polizei, Feuerwehr, Sanität), Bahnen, Mobilfunkanbieter und Ministerien wie Militär und Straßen.“
„Wir sind groß genug, um Millionenprojekte abzuwickeln, aber klein genug, um intensiv und flexibel auf den Kunden eingehen zu können.“ Alain RupfCMO
Derzeit ist COMLAB mit einem weiteren Prestigeprojekt beschäftigt: dem Ceneri-Basistunnel in der Schweiz. „Hier haben wir sicherheits- und betriebsrelevanten Bahnfunk einerseits und den Mobilfunkbetrieb andererseits in das System integriert. Das ist einer unserer Mehrwerte“, sagt Heinz Ochsner und nennt die größte Stärke des Unternehmens:
„Wir sind groß genug, um Millionenprojekte abzuwickeln, aber klein genug, um intensiv und flexibel auf den Kunden eingehen zu können.“ Der Fach- und Führungskräftemangel wirkt sich indes auch bei COMLAB aus. „Vor allem im technischen Bereich sind die Chancen gering, Leute mit Erfahrung zu bekommen. Man muss selbst ausbilden. Das gilt auch für den Entwicklungsbereich, speziell in der Hochfrequenztechnik“, erklärt Daniel Pelizzoni. Die Corona-Krise hat auch bei COMLAB zu Veränderungen geführt, so Pascal Meuwly: „Sie hat uns vor allem im Bereich Service getroffen. Wir sind normalerweise auch in Österreich und Deutschland unterwegs. Auch in der Schweiz wurden Projekte eingestellt.“
Die eingeschränkte Lieferfähigkeit von diversen Lieferanten haben zudem zu Engpässen geführt. Der Großteil der Beschäftigten, mit Ausnahme von Teilen der Produktion und Entwicklung, arbeitet im Homeoffice. „Wir hoffen, dass Corona überwunden ist. Die Krise hat vieles verzögert, vor allem im Störsenderbereich. Das wollen wir bis Jahresende nachholen“, so die Hoffnung von Daniel Pelizzoni.
Das Ziel sei nun, Kunden wieder zu besuchen und den Verkauf zu reaktivieren. Alain Rupf blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir wollen weiterhin unsere Systeme weiterentwickeln und den Marktbedürfnissen anpassen.“ „In den nächsten 15 Jahren wollen wir ein verlässlicher Partner für unsere Kunden bleiben und die Service-Dienstleistungen erweitern. Der Bereich Störsender für Personen- und Objektschutz, Drohnenabwehr und die Kampfmittelbeseitigung wird für uns ein großes Marktsegment und wichtiges zweites Standbein sein“, so Daniel Pelizzoni.