Wie man chronische Wunden optimal versorgt
Interview mit Sascha Glanemann, Geschäftsführer DACH-Region der URGO GmbH

Die Unternehmensgruppe URGO mit Hauptsitz in Frankreich und 3.300 Mitarbeitern gehört zu den führenden Anbietern von medizinischen Wundversorgungsprodukten in Europa und bietet äußerst fortschrittliche, spezielle Behandlungssysteme für die Versorgung von chronischen, schwer behandelbaren Wunden. „Unsere Mission ist es, für jede Wunde eine innovative Lösung zu finden und das richtige Produkt anzubieten“, erklärt Sascha Glanemann, Geschäftsführer für die DACH-Region. „Damit möchten wir die Lebensqualität von Menschen nachhaltig verbessern.“
Das bis heute bekannteste Produkt von URGO ist UrgoTül, eine Gazewundauflage der Lipidokolloidtechnologie (TLC), die von URGO entwickelt wurde. „Das System wurde im Jahr 2000 eingeführt und war ein Meilenstein in Richtung moderne Wundversorgung“, so Sascha Glanemann. URGO gehört zur französischen Familie Le Lous. „Als mittelständisches Familienunternehmen, das zu 100% eigenfinanziert und eigentümergeführt ist, haben wir die Möglichkeit, auch an langfristigen Entwicklungen zu arbeiten“, betont Sascha Glanemann die Vorteile.
„Wir verstehen uns als Partner für Ärzte, medizinisches Fachpersonal und Patienten und pflegen einen engen Austausch. Offene, aufgeschlossene Kommunikation, kurze Entscheidungswege und eine positive Fehlerkultur sind wichtige Bestandteile unserer Unternehmenskultur.“
Sehr dynamisches Marktumfeld
URGO bewegt sich mit seinen Wundversorgungslösungen in einem hoch dynamischen Markt. Vor kurzem hat der Bundesausschuss eine Abgrenzungsrichtlinie herausgegeben, nach der Wundauflagen präzise unterteilt werden. „Für die Gruppe 3 werden künftig Nutzennachweise erforderlich sein, grundsätzlich wird mehr Evidenz gefragt sein“, erläutert Sascha Glanemann. „Wir sind da bereits gut aufgestellt und werden die neuen Anforderungen umsetzen.“
Die COVID-Pandemie hat sich auch auf die Wundversorgung ausgewirkt: Es gab weniger Operationen und Sportunfälle. Gleichzeitig gehen weniger Patienten zum Arzt, was sich negativ auf die Versorgung von chronischen Wunden auswirkt. Für URGO war die Pandemie ein Treiber für die digitale Transformation im Gesundheitswesen, Stichwort elektronische Patientenakte oder E-Rezept.
„Immer mehr Patienten informieren sich online, da sind wir noch nicht führend“, sagt Sascha Glanemann. „Aber wir arbeiten intensiv an neuen digitalen Lösungen und werden zum Beispiel eine App einführen, die es ermöglicht, Wunden im Dialog zu managen. Es gibt auf der einen Seite Wundzentren und Wundspezialisten, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch, dass unsere Wundauflagen und Kompressionen vom Patienten selbst sicher und einfach anzuwenden sind. Mit unseren Produkten versetzen wir Patienten dazu in die Lage.“
Führend bei Evidenz und Forschung
URGO bietet passende Lösungen für alle Phasen der Wundversorgung: für die anfängliche Säuberung der Wunde, für das Aufsaugen des Exsudats und Kompressionssysteme, damit die Wunde abheilen kann. Das Unternehmen entwickelt ständig neue, innovative Lösungen und investiert viel in Forschung und Entwicklung. Die 2018 hochrangig publizierte Doppelblindstudie EXPLORER zeigte eindrücklich den Vorteil einer Wundauflage mit TLC-Sucrose Octasulfat (Produktreihe UrgoStart) in Bezug auf Abheilungsraten und - geschwindigkeiten bei Patienten mit neuroischämischem diabetischen Fuß.
„URGO forscht aktuell auch an einer neuen Generation von Hautersatzstoffen“, erklärt Sascha Glanemann. Mit dem Genesis-Projekt, das langfristig über einen Zeitraum von zehn Jahren angelegt ist, wolle man sich weiter als Partner für die innovative Wundversorgung etablieren. „Wir sind nicht nur führend im Bereich Evidenz und Studien, sondern auch was unsere Innovationskraft angeht.“
Insbesondere das Thema Empowerment sei dabei sehr wichtig, so Sascha Glanemann: „Viele unserer neuen Produkte sind schon davon geprägt, dass sie noch einfacher in der Anwendung sind. Die Anzahl der Wundexperten ist gering, daher müssen wir Wundauflagen und Kompressionssysteme entwickeln, die auch von wenig erfahrenen Anwendern genutzt werden können.“ Mit seinen innovativen Produkten und zahlreichen weiteren in der Entwicklung befindlichen leistet URGO Hilfe zum Selbstmanagement und bedient einen wachstumsstarken Markt, der von einer alternden Gesellschaft und zunehmendem Pflegenotstand gekennzeichnet ist.