Ganz schön eingeheizt

Interview mit Wolfgang Hartwig, Geschäftsführer der URBANA Energiedienste GmbH

Ein starker Familienzusammenhalt ist oft hilfreich, um Ziele zu erreichen. So ist es auch bei URBANA. Während die URBANA Energiedienste GmbH für die Planung und Realisierung von Energieeffizienzanlagen zuständig ist, werden sämtliche Energieeinkaufsaktivitäten in der URBANA EnergieEinkauf GmbH gebündelt, um durch größere Mengen günstigere Preise zu erzielen.

Im Juli 2017 wurden beide an die GETEC WÄRME & EFFIZIENZ GmbH verkauft. Sie schieden damit aus dem KALO-Verbund aus und gehören seither zur GETEC GRUPPE, die von der GETEC G+E Holding GmbH aus Magdeburg geführt wird. Im Rahmen dieser Übernahme stieg Wolfgang Hartwig Anfang des Jahres ins Unternehmen ein und übernahm gemeinsam mit Florian Unger die Geschäftsführung der beiden Schwesterunternehmen.

„Während ich zuvor dem Management des Altgesellschafters angehörte, kommt mein Kollege aus dem Kreis des neuen Gesellschafters, der GETEC“, berichtet er. 2017 war ein Jahr der Veränderungen: Auch die GETEC ging an einen neuen Eigentümer, die schwedische Investmentgruppe EQT.

Energie und Wärme

Gegründet wurde URBANA Energiedienste 1963 in Hamburg. „Die Firma war zunächst familiengeführt; die Eigentümer waren mehrere Hamburger Familienunternehmen“, erzählt der Geschäftsführer. Sie wurde zum ersten Wärme-Komplettdienstleister für die Wohnungswirtschaft. 1998 begann sie deutschlandweit, Strom im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zu produzieren.

Dieses System ermöglicht die gleichzeitige Gewinnung von mechanischer Energie und nutzbarer Wärme. Seit 2011 nutzt URBANA dazu Biomethan-Blockheizkraftwerke (BHKW) und bietet damit Wohnungsunternehmen zukunftsweisende Lösungen zur dezentralen Energieversorgung.

„Unsere Leistungen bieten wir in der Regel als Wärme-Contracting, also Energiedienstleistungen, mit Verträgen über 10 oder 15 Jahre und länger an. Die Kunden können die Anlagen aber auch erwerben.“ Zum Angebot gehört ebenso die Beratung von Planern und Quartiersentwicklern, da diese oft keine Spezialisten für die Themen Kraft-Wärme-Kopplung und Blockheizkraftwerke seien.

Auch für den klassischen Hausmeister seien die heutigen Systeme meist zu komplex, weiß Wolfgang Hartwig: „Es ist daher sinnvoll, die Planung, Errichtung und den Betrieb vor allem von größeren Anlagen auf Dienstleister wie uns zu übertragen.“

Als Unternehmen mit dem Fokus auf erneuerbaren Energien leistet URBANA einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung, betont Wolfgang Hartwig: „Wir sind ein Teil der Energiewende. In unserem Segment sind wir, gemeinsam mit der GETEC, vermutlich die Nummer eins.“

Während sich das Unternehmen noch lange mit der Marke URBANA vor allem auf Norddeutschland konzentriert, ist im Süden der Name GETEC präsenter. Beide URBANA-Gesellschaften beschäftigen insgesamt rund 110 Mitarbeiter.

Ein komplexer Markt

Seit ihrer Gründung verzeichnet URBANA stetiges Wachstum – bis heute. „Wir befinden uns allerdings in einem wachsenden Markt, in dem sich die Teilnehmer konsolidieren. Das liegt an seiner Komplexität und daran, dass sich die Ertragsmodelle immer wieder ändern. Zudem ist es kein Geschäft, das wie etwa die New Economy jährlich um 30 oder 40% wachsen kann, denn wir haben bei den Projekten einen Vorlauf von etwa zwölf Monaten bis zu drei Jahren“, macht Wolfgang Hartwig deutlich.

„Wir sind ein Teil der Energiewende.“ Wolfgang HartwigGeschäftsführer

Unter den Wettbewerbern seien neben zahlreichen kleineren, darunter viele Stadtwerke, auch einige größere, insgesamt sei der Markt aber sehr kleinteilig. Kraft-Wärme-Kopplung gilt heute als Standard, wenn es um die dezentrale Energieeinspeisung geht.

Neben dem hohen Wirkungsgrad der Blockheizkraftwerke ist das auch auf die Förderungen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zurückzuführen. „Unseren Kunden aus der Wohnungswirtschaft geht es letztendlich darum, mit dem Stromerlös die Kosten für die Wärme zu reduzieren. Aus rein wirtschaftlichen Gründen sind daher zusätzliche nachhaltige Möglichkeiten der Energieerzeugung noch nicht wesentlich gefragt“, so Wolfgang Hartwig.

Möchte der Kunde jedoch besonders nachhaltig bauen, ist URBANA auch in der Lage, das KWK- beziehungsweise BHKW-Konzept um Photovoltaik oder Wärmepumpen zu ergänzen.

Heute an morgen denken

Das Produkt effizObjektversorgung ermöglicht bereits ab 20 Wohneinheiten, die dezentralen Energielösungen von URBANA zu nutzen. Mithilfe der App ‘Energieplaner’ können Interessenten einfach und bequem Energieversorgungslösungen für Neubauvorhaben konfigurieren.

Ein innovatives und interessantes Energiekonzept ist das von URBANA angebotene Mieterstrommodell. Dabei wird nicht der gesamte Strom aus der Kraft-Wärme-Kopplung eingespeist, sondern kann teilweise von den Mietern des Wohnobjekts selbst genutzt werden.

Als neue Beratungsleistung führt das Unternehmen gerade das EcoQuartierManagement in den Markt ein. Es setzt bereits im Vorfeld der Gesamtkonzeption einer Wohnimmobilie an und ermöglicht so, frühzeitig ein optimales Energiekonzept zu entwickeln.

Das Unternehmen ist nicht nur im Hinblick auf die Stromerzeugung zukunftsorientiert: „Wir planen bereits heute, wie in zukünftigen Quartieren die Stromversorgung für die Aufladung von Elektrofahrzeugen bereitgestellt werden kann – etwa durch Ladestationen in den Tiefgaragen.“ Auch ein Carsharing-Anbieter wird bereits mit Strom versorgt.

Digitalisierung nicht ohne Menschen

Die Digitale Transformation sieht Wolfgang Hartwig als wesentliches Kriterium in seinem Geschäft. „Früher wurde in dieser Branche mit nur wenig intelligenten Systemen gutes Geld verdient. Das ist heute anders.“

Zwei Themen seien es vor allem, die dabei eine Rolle spielen: „Zum einen das System, das digitalisiert sein muss, damit es effizient betrieben werden kann. Zum anderen der Betrieb der Anlage, das Investment, die Energiekosten, die Abschreibungen – kurzum die Frage, wie teuer es ist, sie zu betreiben. Wir sprechen daher von einer Serviceorganisation, die dies alles abdeckt und zentrale Operationssysteme wie Entstörmanagement und Leittechnik einbringt.“

Bei aller notwendigen Digitalisierung sei der Faktor Mensch jedoch nicht zu vernachlässigen: „Es muss auch jemand da sein, der auf diese Systeme schaut“, betont der Geschäftsführer.

Effizient wachsen

Als den entscheidenden Erfolgsfaktor nennt Wolfgang Hartwig die Synergien, die sich aus den drei Unternehmen URBANA Energiedienste, URBANA EnergieEinkauf und GETEC WÄRME- UND EFFIZIENZ ergeben. Er erwartet weiteres Wachstum und für 2018 einen Jahresumsatz von etwa 80 Millionen EUR, allerdings mit einer Unbekannten in der Rechnung: „Das ist vom Gaspreis abhängig.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Energie & Umwelt

USG-Blexen:  Energiespeicher im Wandel

Interview mit Thorben Meyer, Geschäftsführer der USG-Blexen GmbH

USG-Blexen: Energiespeicher im Wandel

Die Untergrund-Speicher-Gesellschaft (USG) in Blexen steht vor einer großen Transformation. Das Unternehmen, das bisher strategische Erdölreserven sicherte, richtet seinen Blick nun auf die Zukunft der Energiespeicherung: Wasserstoff. Im Interview erklärt…

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann, geschäftsführender Gesellschafter der Energiequelle GmbH

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Sonne und Wind sinnvoll zu nutzen, darin sieht die Energie­quelle GmbH mit Sitz in Kallinchen bei Berlin ihre Hauptaufgabe. Der Inhaber und Gründer Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann sprach mit Wirtschafts­forum…

Die Energiewende aktiv gestalten

Interview mit Lothar Beckler, Geschäftsführer der stadtWERKE Feuchtwangen

Die Energiewende aktiv gestalten

Die Stadtwerke Feuchtwangen sind als lokaler Anbieter von Strom, Wasser und Gas fest etabliert und spielen eine entscheidende Rolle im Bereich der nachhaltigen Energiegewinnung. Angesichts der rechtlichen Vorgaben zur Erhöhung…

Spannendes aus der Region Hamburg

Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten

Interview mit Justyna Slowikow, Leitung Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg GmbH

Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten

Seit Menschengedenken ist Gold die Wertanlage schlechthin. Das gelbe Edelmetall gilt als krisensicher und wertbeständig und ist für Anleger oft die erste Wahl. Justyna Slowikow, Leiterin Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg…

Die richtigen Experten für spannende Projekte

Interview mit Andreas Brück, Geschäftsführer der KRONGAARD GmbH

Die richtigen Experten für spannende Projekte

Der Fachkräftemangel stellt jede Branche vor enorme Herausforderungen. Oft gilt dabei: Je höher und spitzer das Kompetenzprofil, desto schwieriger ist eine Vakanz zu füllen. Vor allem im Projektkontext hat sich…

Weil wir so sind: Stark in der Nische, klar in der Haltung

Interview mit Werner Brase, Vorstand der Allcura Versicherungs-AG

Weil wir so sind: Stark in der Nische, klar in der Haltung

Die Hamburger ALLCURA Versicherungs-AG steht für ein verantwortungsbewusstes Geschäftsmodell. Als unabhängiger Spezialversicherer konzentriert sich das Unternehmen auf die Vermögensschaden-Haftpflicht. Nachhaltigkeit und Kundenorientierung prägen die Unternehmenskultur. Oder, wie Vorstand Werner Brase…

Das könnte Sie auch interessieren

Kälte mit Konzept – Trockeneis, ­Technik und Zukunftsenergie

Interview mit Philipp ten Eicken, Geschäftsführer der CLEANGAS Verwaltungs GmbH

Kälte mit Konzept – Trockeneis, ­Technik und Zukunftsenergie

Ob in der Lebensmittelindustrie, beim Versand sensibler Waren oder in der Automobilbranche – Trockeneis ist ein unverzichtbarer Helfer. CLEANGAS zählt hier zu den führenden Anbietern. Geschäftsführer Philipp ten Eicken spricht…

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Interview mit Günter Peters, Geschäftsführer der Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Fachkräftemangel, steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und der Trend zur Automatisierung stellen die industrielle Fertigung vor neue Aufgaben. Die Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG reagiert darauf mit hoher Fertigungstiefe, digitalen…

„Jammern ist leichter als Handeln“

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Dieter Gerling, Gründer der FEAAM GmbH

„Jammern ist leichter als Handeln“

Mit diesem Leitsatz gründete Professor Dieter Gerling 2006 die FEAAM GmbH – eine Ausgründung der Universität der Bundeswehr München. Fast zwei Jahrzehnte später entwickelt sein zehnköpfiges Team elektrische Antriebe für…

TOP