Erfolg durch Wandel: Präsenz, Akzeptanz und Nähe zum Bürger

Interview

„Vor 2013 waren die Stadtwerke Arnsberg – im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Stadtwerken – ein nahezu reines Infrastrukturunternehmen und damit faktisch eine Art Tiefbaufachbereich der Stadt“, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke Arnsberg GmbH. „Somit gab es praktisch keinen Vertrieb und auch kein Marketing. Seither aber haben wir uns im Bereich Energie um 180 Grad gedreht und mit erheblicher Unterstützung der Politik zum Regionalversorger gewandelt.“

In einem Joint Venture mit den Stadtwerken Soest bündeln die Stadtwerke Arnsberg die Vertriebsaktivitäten und vertreiben mit der gemeinsamen Vertriebs- und Energiedienstleistungs GmbH (SWAV) Strom und Gas. Bereits in den ersten neun Monaten nach der Eröffnung konnten über 3.000 Kunden gewonnen werden.

„Insofern hat sich das Geschäftsmodell auch hinsichtlich einer interkommunalen Zusammenarbeit erfolgreich etabliert“, freut sich der Geschäftsführer.

Nur erneuerbare Energie

Der Strom – ausschließlich aus erneuerbaren Energien und mit Öko- Zertifizierung – wird an der Strombörse eingekauft und an private Haushalte und Gewerbebetriebe in der Stadt verkauft. Nach dem gleichen Modell wird beim Erdgas verfahren.

Nahwärme erzeugen die Stadtwerke Arnsberg mittels des eigenen Holzkraftwerks. Der Kunde schließt faktisch einen Vertrag für den Bezug von Wärme ab und braucht sich während der Vertragslaufzeit um nichts mehr zu kümmern.

Contracting-Modell

Komfortwärme liefern die Stadtwerke Arnsberg als Heizungscontracting mit Gasbrennwertheizung und zehn Jahren Mindestlaufzeit. Ebenfalls als Contracting-Modell mit zehn Jahren Mindestlaufzeit ist der Einsatz von Wärmepumpen möglich. Des Weiteren bieten die Stadtwerke das Produkt Energiedach und ein Lichtcontracting- Modell an. Über Innungsbetriebe organisieren die Stadtwerke Arnsberg Auslegung, Installation sowie Wartung während der Vertragslaufzeit.

„Vor 2013 waren die Stadtwerke Arnsberg – im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Stadtwerken – ein nahezu reines Infrastrukturunternehmen.“ Karlheinz Weißer Geschäftsführer

Tiefengeothermie

Erst in geringem Umfang engagieren sich die Stadtwerke Arnsberg in der Photovoltaik. Einige Anlagen befinden sich auf öffentlichen Gebäuden. Langfristig soll dieses Engagement jedoch intensiviert werden. Bei der Tiefengeothermie hingegen zählen die Stadtwerke Arnsberg zu den Pionieren. Hier versorgt zum Beispiel die eigene Anlage das örtliche Schwimmbad mit Wärme. Wasserversorgung und Infrastruktur sind weitere Aufgabenfelder.

Zur Infrastruktur zählen Parkraumbewirtschaftung, Straßen und Brücken, Stadtentwässerung sowie Breitband-Infrastruktur in Form von Leerrohren, die bei laufenden Tiefbauarbeiten verlegt werden.

Vielseitiger Campus

Eine Besonderheit der Stadtwerke Arnsberg ist der sogenannte Campus. Dieses Kompetenzzentrum für alle Generationen mit den Schwerpunkten Wasser, Energie und Infrastruktur, welches am 11. Februar 2016 eröffnet hat, dient als Kommunikationsplattform mit bereits 50 Fach- und Kooperationspartnern aus der Wirtschaft, Handwerk und Innungen sowie als Ausstellungs- und Veranstaltungsforum, unter anderem für Forschung, Aus- und Weiterbildung.

Hinzu kommt die Funktion als „Leuchtturm“ für innovative Projekte, wie etwa der Betrieb eines Blockheiz-Kraftwerks mit zusätzlicher Abwärmenutzung.

Erfolgreiches Joint Venture

Die Stadtwerke Arnsberg beschäftigen aktuell 135 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2015 bei 53 Millionen EUR. Als ein Glücksfall erweist sich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Soest im Rahmen eines Joint Ventures.

In dieser Stadtwerke Arnsberg Vertriebs und Energiedienstleistungs GmbH (SWAV) werden die Vertriebsaktivitäten gebündelt. In nur sieben Wochen nach der Eröffnung konnten hier bereits 1.000 neue Kunden gewonnen werden.

„Unsere Energiedienstleistungen bauen wir weiter aus“, versichert Karlheinz Weißer. Dieses Angebot umfasst neben Heizungs-, Photovoltaik- und Lichtcontracting auch Nahwärmekonzepte in größerem Stil. So soll in einem gerade entstehenden Neubaugebiet eine lokale Heizzentrale errichtet werden.

Ebenfalls auf der Agenda steht die E-Mobilität. Hier arbeiten die Stadtwerke mit einem Partner zusammen und haben erste Fahrzeuge bereits angeschafft. Demnächst soll auch eine Reihe von innovativen Photovoltaik-Ladestationen in Betrieb genommen werden.

Außerdem ist noch in diesem Jahr – zusammen mit einem Partner – die erste E-Mobilitäts-Rallye durch das Sauerland geplant.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Energie & Umwelt

LEAG‘s grüne Transformation

Interview mit Matthias Vette, Geschäftsführer der LEAG Pellet GmbH

LEAG‘s grüne Transformation

Von der Kohle zu CO2-neutralen Brennstoffen: Die LEAG vollzieht einen dynamischen Wandel. Mit der Übernahme von vier deutschen und sechs skandinavischen Pelletwerken steigt der Konzern zum europäischen Marktführer auf. Mit…

Ideen, die Funken schlagen

Interview mit Klaus Silber, Geschäftsführer der Energie Technik Ing. Mario Malli Planungs-GmbH

Ideen, die Funken schlagen

In einer Zeit, in der ökologische Verantwortung und energieeffizientes Bauen konstant an Bedeutung gewinnen, rückt die technische Gebäudeausrüstung in den Fokus einer nachhaltigen Architektur- und Ingenieurpraxis – und entwickelt sich…

USG-Blexen:  Energiespeicher im Wandel

Interview mit Thorben Meyer, Geschäftsführer der USG-Blexen GmbH

USG-Blexen: Energiespeicher im Wandel

Die Untergrund-Speicher-Gesellschaft (USG) in Blexen steht vor einer großen Transformation. Das Unternehmen, das bisher strategische Erdölreserven sicherte, richtet seinen Blick nun auf die Zukunft der Energiespeicherung: Wasserstoff. Im Interview erklärt…

Spannendes aus der Region Hochsauerlandkreis

Transformation greift: Der neue Takt im Küchenmarkt

Interview mit Dr. Mehdi Al-Radhi, Geschäftsführer und Jochen Püls, Vertriebsleiter der Impuls Küchen GmbH

Transformation greift: Der neue Takt im Küchenmarkt

Als Spezialist für Küchenmöbel im Preiseinstieg verbindet die Impuls Küchen GmbH moderne Gestaltung mit industrieller Präzision und Preisbewusstsein mit Qualitätsanspruch. Was braucht es, um ein Traditionsunternehmen zum agilen Vorreiter im…

Nie wieder Schadsoftware – garantiert

Interview mit Torsten Valentin, Geschäftsführer der seculution GmbH

Nie wieder Schadsoftware – garantiert

In Zeiten, in denen Virenscanner regelmäßig versagen und Ransomware-Angriffe ganze Behörden lahmlegen, braucht es neue Denkweisen in der IT-Sicherheit. Die seculution GmbH aus Werl geht mit ihrem radikal anderen Ansatz…

Spirituosen in 13. Generation

Interview mit Dipl.-Kfm. Dirk Hasenbein, Geschäftsführer der Schwarze und Schlichte GmbH & Co. KG

Spirituosen in 13. Generation

Dass sich mit der Schwarze und Schlichte GmbH & Co. KG aus dem westfälischen Oelde einer der ältesten Spirituosenhersteller Deutschlands bis heute erfolgreich am Markt behauptet, ist auch der Fähigkeit…

Das könnte Sie auch interessieren

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

Verpackt für den Erfolg: Nachhaltige Präsentationen

Interview mit Joachim Kratschmayr, Geschäftsführer der Packservice Gruppe

Verpackt für den Erfolg: Nachhaltige Präsentationen

Die Packservice Gruppe hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1980 in Karlsruhe zu einem führenden Anbieter von hochwertigen Verpackungslösungen und Logistikdienstleistungen entwickelt. Mit über 20 Standorten und mehr als…

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

TOP