Mit Rehabilitation zurück ins Leben

Interview mit Henrik Schulze, CEO der Rheintalklinik GmbH & Co. Porten KG Bad Krozingen

Rehabilitation wird immer wichtiger, denn durch Reha-Maßnahmen wird ein kranker Patient wieder in die Lage versetzt, zu arbeiten, während er eventuell ohne eine geeignete Behandlung für immer aus dem Arbeitsleben ausscheiden müsste. Reha vor Rente – so ließe sich der Ansatz zusammenfassen und ein Blick hinter die Kulissen einer Rehaklinik wie der Rheintalklinik in Bad Krozingen macht schnell deutlich, dass dieses Erfolgsmodell im deutschen Gesundheitswesen nicht an der Qualität von Kliniken und deren Personal krankt, sondern sich einem zunehmenden Kostendruck ausgesetzt sieht.

„Früher hatten wir eine Belegung von 100%. Nach der Gesundheitsreform erfuhren wir einen Einbruch von 50%, doch wir konnten uns inzwischen wieder sehr gut stabilisieren“, sagt Geschäftsführer Henrik Schulze, der seit 1999 für die Rheintalklinik arbeitet, erst als Verwaltungsdirektor und seit 2002 als Geschäftsführer.

Die Rheintalklinik wurde 1975 gegründet und ist heute eine Rehaklinik mit einer zweiten angeschlossenen Privatklinik. Neben gesetzlich Versicherten, für die 210 Betten bereitstehen, behandelt man im Bereich der Privatklinik 60 Patienten.

„Der Kostendruck hat bei uns nicht zu weniger Qualität in der Rehabilitation geführt. Wir haben uns durch neue Belegungsmöglichkeiten aus der durch die Gesundheitsreform verursachten Misere retten können und auch den Bereich der ambulanten Leistungen ausgebaut“, erklärt Henrik Schulze.

Ausbau des Reha-Angebots

Während Orthopädie und Traumatologie zwei Drittel der Behandlungen ausmachen, liegt der weitere Schwerpunkt auf der Kardiologie. Im Hause finden sich vier Fachorthopäden, zwei Kardiologen und zehn weitere Ärzte.

Insgesamt beschäftigt die Klinik heute 200 Mitarbeiter, die den einzelnen Patienten wieder dahin bringen möchten, wo er vor seiner Erkrankung oder Operation stand. Der Mensch soll sich wieder allein zu Hause zurechtfinden.

Henrik Schulze, CEO der Rheintal
„Die Reha hat viel Potenzial, doch es braucht höhere Zuwendungen, damit sie dieses entfalten kann.“ Henrik SchulzeCEO

„Wir wollen ihn befähigen, wieder seine Arbeit und sein Alltagsleben aufzunehmen. Das ist immer die bessere Option im Vergleich zu einer Rente“, unterstreicht Henrik Schulze. Die Rheintalklinik hat ihr Angebot beständig ausgebaut und im Laufe der Jahre sind Sporthalle, Werkstätten für die medizinisch beruflich orientierte Reha und weitere Therapieangebote hinzugekommen.

„Wir arbeiten mit dem Gyrotonic-Expansion-System und sind beispielsweise die einzige Ausbildungsstätte europaweit“, erklärt Henrik Schulze. „Wir haben Verträge mit Schweizer Krankenkassen und ziehen verstärkt auch Gesundheitsurlauber und selbst chinesische Patienten an.“

Neue Impulse aufnehmen

2015 wurde die Klinik von Huapont, einer nicht staatlichen AG aus China, übernommen. „Sie wollen unsere Erfahrungen für den Ausbau einer Klinik in China nutzen“, so Henrik Schulze. „Anfangs waren die Mitarbeiter durchaus skeptisch, aber inzwischen hat sich die Zusammenarbeit mit China als sehr angenehm erwiesen. Ich bin nun seit über 30 Jahren im Gesundheitswesen und es ist einmalig, dass der Gewinn komplett im Haus verwendet werden darf; nicht nur für Renovierungsarbeiten, sondern auch für höhere Mitarbeitergehälter. Wir lernen auch von China und haben eine Gesellschaft für Rehabilitation gegründet, um uns gegenseitig auszutauschen.“

Die Klink wünscht sich, dass Rehabilitation den Stellenwert in der Gesundheitspflege erhält, der ihr zusteht. Immerhin ist Rehabilitation im internationalen Vergleich ziemlich einzigartig und in dieser Art kaum irgendwo anders zu finden.

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