Eigene Ressourcen erkennen

Interview mit Ursula Schulte-Schlingmeyer, Geschäftsführerin der Psychotherapeutisches Zentrum Kitzberg-Klinik GmbH & Co. KG

„Uns geht es vor allem darum, eine stationäre Psychotherapie auf bestmögliche Weise durchzuführen“, sagt Klinikleiterin und Geschäftsführerin Ursula Schulte-Schlingmeyer. 1998 übernahm die Familie Schulte die Klinik vollständig als Gesellschafter. Im gleichen Jahr erhielt die Kitzberg-Klinik in der Namensgebung den Zusatz Psychotherapeutisches Zentrum.

„Der Klinik ging es damals wirtschaftlich nicht gut, aber wir hatten gute Konzepte und konnten damit eine gute Auslastung erreichen“, blickt die Geschäftsführerin zurück. Aus der vormaligen Reha-Klinik wurde über die Jahre hinweg mit Unterstützung von nunmehr 150 Mitarbeitern die Kitzberg-Klinik in ihrer heutigen Struktur, die das psychotherapeutische Zentrum sowie eine Privatklinik für Privatversicherte und Selbstzahler und das Kinderzentrum unter einem Dach vereint.

„Wir konzentrieren uns auf psychische und psychosomatische Krankheiten und bieten hier Therapien für Erwachsene, Jugendliche und Kinder“, so Ursula Schulte-Schlingmeyer. „Wir haben uns auf Traumafolgestörungen, Essstörungen, Depressionen, sowie auch Bindungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen spezialisiert.“ Gerade durch einen anderen Ansatz ist die Nachfrage nach stationären Plätzen recht hoch.

Klares Konzept

Das Psychotherapeutische Zentrum arbeitet nach einem klaren Vier-Phasen-Modell, das seit 2016 auch Mergentheimer Modell genannt wird und die vor Ort erbrachte Qualität in der Behandlung betont. Basis des Konzepts ist zunächst der Fokus auf der Stabilisierungsarbeit bei den Patienten, aufgrund derer die psychische Verfassung verbessert werden soll.

„Während einerseits die Frage nach den ungelösten Problemen wichtig ist, spielt auch die Erkennung der eigenen Ressourcen als Mittel zur Heilung eine zentrale Rolle“, erklärt Ursula Schulte-Schlingmeyer. „Dann müssen die eigenen Ressourcen aktiviert werden, und die innere Balance zwischen emotionalem Ballast und positiven Eindrücken muss erreicht werden. Dem schließt sich eine Phase der Neuorientierung an. Es gibt jedoch kein Schema für alle.“

Ursula Schulte-Schlingmeyer
„Unser Mergentheimer Modell in der Behandlung ist sehr erfolgreich.“ Ursula Schulte-SchlingmeyerGeschäftsführerin

Kinder Willkommen

Ein zentraler Baustein und Alleinstellungsmerkmal ist das Eltern-Kind-Konzept, das es den Patienten erlaubt, gemeinsam mit ihren Kindern behandelt zu werden. Diese werden entsprechend betreut, sodass in Grundzügen ein normaler Alltag möglich ist und die Verbindung zwischen Eltern und Kind nicht abreißt.

Ursula Schulte-Schlingmeyer erläutert: „Während der Therapiezeit ermöglicht unser eigenes Kinderzentrum mit seinen Pädagogen eine altersgerechte Betreuung der Kinder. Wir haben sogar eine staatlich anerkannte Schule integriert. Zu Recht können wir sagen, dass wir mit unserem Eltern-Kind-Konzept die Pioniere in diesem Bereich sind.“

In Zukunft möchte die Geschäftsführerin besonders diesen Bereich ausbauen, sieht aber auch ein generelles Problem. „Es gibt immer mehr Jugendliche, die Hilfe brauchen. Trotzdem wird die Bettenzahl in diesem Bereich nicht erhöht“, stellt Ursula Schulte-Schlingmeyer mit Bedauern fest und wünscht sich mehr Unterstützung, nicht zuletzt vonseiten der Politik.

Personal: schwierig, aber lösbar

Wie in anderen Bereichen auch, macht sich bei der Klink der Fachkräftemangel bemerkbar. Eine Situation, die Ursula Schulte-Schlingmeyer ernst nimmt, die sie aber nicht verzweifeln lässt: „Viele deutsche Universitätsabsolventen gehen in andere Länder, wie zum Beispiel Norwegen. Aber umgekehrt haben wir hier hochqualifizierte ausländische, junge Menschen, die sich wirklich einbringen möchten. Das ist eine große Chance für eine gelungene Integration.“

Bereits in den 1960er-Jahren habe es einen Ärztemangel in Deutschland gegeben, den man auch kompensiert habe. Nicht zuletzt für sich selbst sucht die rührige Klinikleiterin eine geeignete Nachfolge: „Ich werde bald 68 Jahre alt, da muss ich schon schauen, wer den operativen Bereich übernimmt.“ Dabei ist ihre eigene Motivation für ihre tägliche Arbeit ungebrochen.

Besonders die Arbeit mit den Kindern sieht sie als erfüllend an: „Wenn ich die positive Entwicklung der Kinder im Kinderzentrum sehe, dann macht mich das glücklich, und das treibt mich natürlich auch voran.“

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