Bauen für die Wissenschaft

Interview mit Jan Hinnerk Meyer, Geschäftsführender Gesellschafter der Meyer Architekten GmbH

„Unsere Projekte sind immer Prototypen“, erläutert Jan Hinnerk Meyer, Geschäftsführender Gesellschafter der Meyer Architekten GmbH. „Daher stellen wir uns konsequent auf das ein, was dort wissenschaftlich passiert.“

Diese Spezialisierung geht auf seinen Vater zurück. Als das Architekturbüro ursprünglich 1925 durch Fritz Hitzbleck gegründet wurde, fokussierte es sich zunächst auf Villenbauten. 1955 trat der junge Jochen Meyer, Vater von Jan Hinnerk Meyer, frisch von der Universität in die Firma ein.

Als die Max-Planck-Gesellschaft ein neues Institutsgebäude für den Nobelpreisträger errichtete, erhielt das Architekturbüro den Auftrag. Das war der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit, die bis heute fortbesteht.

„Aus der Projektarbeit mit dem Institut ergab sich dann unser Kerngeschäft“, erläutert Jan Hinnerk Meyer. „Bauen für Wissenschaft und Forschung. Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Instituten haben wir später Projekte für Universitäten und Schulen betreut.“

Vom Büro zur Firma 

Lange Zeit führte Jochen Meyer das Büro alleine, bis 1993 sein Sohn in die Firma eintrat. „Wir haben seitdem eine klare Bewertung gemacht“, verrät Jan Hinnerk Meyer. „Was wir können, wo wir hinwollen und was uns fehlt.“ So wurde das kleine Architekturbüro nach und nach erweitert und 2011 zur GmbH umfirmiert. Heute sind knapp 70 Mitarbeiter für Meyer Architekten tätig.

„Zurzeit arbeiten wir auch in fünf Arbeitsgemeinschaften, um bestimmte Projekte durchführen zu können“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter. Zudem hat er 2017 ein weiteres Unternehmen gegründet. In der ProjektSchmiede arbeitet der Architekt mit einem Kulturmanager zusammen, um Projekte zu entwickeln und Kultureinrichtungen beziehungsweise Kommunen bedarfsgerechte Beratungen anzubieten. Dabei können sie auf ein großes Netzwerk zurückgreifen.

„Ich sehe mich selbst als Dienstleister und Partner“, betont Jan Hinnerk Meyer. „Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit mit den Bauherren. Nur so kann man Ideen vernünftig umsetzen und gute Bauprojekte hervorbringen.“

Jan Hinnerk Meyer
„Ich sehe mich selbst als Dienstleister und Partner.“ Jan Hinnerk MeyerGeschäftsführender Gesellschafter

Neue Geschäftsfelder 

Über die Jahre hat die Firma ihre Geschäftsfelder immer wieder ausgeweitet. Seit einiger Zeit bearbeitet sie Aufträge für Polizeipräsidien, die 5% ihrer Gebäude als Labor nutzen. Da somit 95% der Gebäude aus Büroräumen bestehen, ist sie darüber in den Bereich Verwaltungsbau gekommen.

„Es ist gut, Schwerpunkte auf verschiedene Gebäudetypologien zu verteilen“, meint Jan Hinnerk Meyer. Gut 80% der Aufträge werden durch öffentliche Bauträger erteilt. „Bau- und Sanierungsmaßnahmen werden EU-weit ausgeschrieben“, erläutert er. „Somit haben wir EU-weite Referenzen und generieren darüber neue Aufträge.“

Solche durch Steuergelder finanzierte Baumaßnahmen teilen sich auf die Bereiche Forschung und Entwicklung, Bildung, Kulturbauten und den Gesundheitssektor auf. Für Jan Hinnerk Meyer ist zurzeit der dritte Bereich interessant, denn rund 80% aller Kulturbauten in Deutschland sind sanierungsbedürftig.

„Ich denke immer zwei Schritte weiter“, betont er. „Umsetzen, dann konsolidieren, dabei immer wissen, was als Nächstes zu tun ist. Zuerst haben wir Labore bearbeitet, dann Universitäten, Schulen, Verwaltungsbauten und jetzt auch Kulturbauten.“

Boom in der Branche

Zu den Kunden zählen auch private Firmen, die Labore für Forschung und Entwicklung benötigen. „Ich möchte allerdings das Portfolio nicht zu sehr ausweiten“, gibt der Geschäftsführende Gesellschafter zu. „Dafür haben wir derzeit kein Personal.“

Das liegt auch daran, dass der augenblickliche Bauboom einen Personalmangel verursacht, der das Wachstum erschwert. „Einerseits ist es gut, dass sehr viel gebaut wird“, meint Jan Hinnerk Meyer. „Aber wie lange wird dieser Boom noch   anhalten? Wo gehen die Gelder in Zukunft hin? Aufgrund meiner beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit in Düsseldorf habe ich gute Kontakte zu Hochschulen und Studenten. Sie machen in der Firma ihre Praktika und bleiben dann oft lange im Unternehmen. Wir bilden auch selbst Bauzeichner aus.“

Ein offender Blick

Zurzeit planen und realisieren Meyer Architekten mehrere Großprojekte. Jan Hinnerk Meyer ist es aber wichtig, nicht nur in der Gegenwart zu sehen und zu denken. „Man braucht immer einen offenen Blick in die Zukunft“, rät er. „Man muss sich trauen, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu ziehen.“

Die Zukunft der Baubranche sieht er durchaus positiv. „Der Mittelstand ist extrem wichtig für Deutschland. Solange es ihm gut geht, gibt es auch Baujobs.“ Zudem ist er sich darüber bewusst, dass sein Unternehmen eine Expertise bietet, die nur wenige Architekturbüros vorweisen können. „Es ist schon gut, dass die von uns durchgeführten Projekte nicht so leicht zu stemmen sind“, verrät er. „Gut für uns und damit auch gut für unsere Kunden.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Bodenständig stark: Erfolg zwischen Kies und Klima

Interview mit Jörg-Peter Kölling, Geschäftsführer der WRM-REESE Unternehmensgruppe

Bodenständig stark: Erfolg zwischen Kies und Klima

Ob Hochhaus, Brücke oder Straße – ohne Sand, Kies und Splitt geht in der Bauwirtschaft nichts. Diese natürlichen Rohstoffe bilden die Basis nahezu aller Bauvorhaben und sind damit ein stiller,…

Modulbau statt Massivbau

Interview mit Stefan Stein, Geschäftsführer der Portakabin Mobilraum GmbH und der Portakabin Produktions GmbH

Modulbau statt Massivbau

Vom Baucontainer zum nachhaltigen Gebäude: Die Portakabin Mobilraum GmbH wandelt sich vom klassischen Vermieter temporärer Baulösungen zum innovativen Anbieter modularer Architektur. Mit 135 Mitarbeitern an sieben deutschen Standorten und einer…

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Interview mit Frank Wittig, Geschäftsführer der Euro Massiv Bau GmbH

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Wer baut, wünscht sich ein genau auf ihn zugeschnittenes Eigenheim. Die Euro Massiv Bau GmbH mit Sitz in Duisburg ist spezialisiert auf individuell geplante, schlüsselfertige Einfamilienhäuser. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum…

Spannendes aus der Region Düsseldorf

SMP Strategy Consulting: Als Eraneos Strategy weiterhin auf Erfolgskurs

Interview mit Marcel Vandieken, Geschäftsführer

SMP Strategy Consulting: Als Eraneos Strategy weiterhin auf Erfolgskurs

Seit mehr als 25 Jahren steht SMP für strategische Beratung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und umsetzbare Lösungen entwickelt. Auch deshalb hat sich das Düsseldorfer Unternehmen als eine…

Speziallösungen für den Tiefbau – leise und präzise

Interview mit Rolf Disselhoff, Senior Sales Manager der Seika Sangyo GmbH

Speziallösungen für den Tiefbau – leise und präzise

Im urbanen Tiefbau sind technische Innovationen gefragt, die sowohl präzise als auch emissionsarm arbeiten. Die Seika Sangyo GmbH mit Sitz in Düsseldorf erfüllt genau diese Anforderungen – als europäischer Vertriebsarm…

Innovative Testlösungen für eine gesündere Zukunft

Interview mit Dr. Lothar Kruska, Geschäftsführer der Seegene Germany GmbH

Innovative Testlösungen für eine gesündere Zukunft

Die Seegene Germany GmbH mit Sitz in Düsseldorf hat sich auf die Entwicklung von innovativen Testlösungen im Bereich der Molekulardiagnostik spezialisiert. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die medizinische…

Das könnte Sie auch interessieren

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Interview mit Armin Bäbler, CEO der Faigle AG

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Mit ihren Managed Printing Solutions hat sich die Faigle AG schon lange einen Namen in der Schweiz gemacht hat: Ausgehend von seiner Druck- und Scankompetenz engagiert sich das Unternehmen inzwischen…

Bauen unter rollendem Rad

Interview mit Sebastian Glöckner, Geschäftsführer der eba-consult GmbH

Bauen unter rollendem Rad

Der Investitionsbedarf im deutschen Schienennetz ist immens, und nicht zuletzt durch das Sondervermögen der Bundesregierung sollen in Bälde umfangreiche Ertüchtigungsmaßnahmen umgesetzt werden. Dazu wird auch die Kompetenz einschlägig spezialisierter Bauüberwacher…

Modulbau statt Massivbau

Interview mit Stefan Stein, Geschäftsführer der Portakabin Mobilraum GmbH und der Portakabin Produktions GmbH

Modulbau statt Massivbau

Vom Baucontainer zum nachhaltigen Gebäude: Die Portakabin Mobilraum GmbH wandelt sich vom klassischen Vermieter temporärer Baulösungen zum innovativen Anbieter modularer Architektur. Mit 135 Mitarbeitern an sieben deutschen Standorten und einer…

TOP