Kernspinresonanz statt künstlicher Gelenke

Interview mit Axel Muntermann, Geschäftsführer und Inhaber der MedTec Medizintechnik GmbH

Seiner Neugier und Offenheit für neue Themen war es zu verdanken, dass Axel Muntermann, Geschäftsführer, Inhaber und Gründer der MedTec Medizintechnik GmbH aus Wetzlar, auf die Möglichkeit stieß, Kernspinresonanz zu Therapiezwecken einzusetzen.

„Bei der Magnetresonanztomografie traten Effekte auf, die markant waren, aber als Placebo gewertet wurden, zum Beispiel, wenn Patienten danach Verbesserungen beim Laufen zeigten“, erzählt er. Sein Unternehmergeist, den er zuvor bereits bei der Entwicklung kardiologischer Produkte unter Beweis gestellt hatte, war geweckt. Er holte sich Kernspin-Experten vom Max-Planck-Institut zur Unterstützung. Nach fünf Jahren Vorarbeit war 2000 das erste Gerät entwickelt und die ersten beiden Studien wurden durchgeführt.

„Wir haben ein einfaches Therapiegerät gebaut und alles weggelassen, was zur Bildgebung nötig ist. Unser Grundgedanke war: 20% der Bevölkerung leiden an Gelenkerkrankungen. Bei Zerfallsprozessen, die irgendwann zum künstlichen Gelenk führen, wird Knorpel abgebaut, bis irgendwann die Knochen aufeinanderreiben. Die Ärzte können überwiegend nur den Schmerz abschalten, aber nicht die Ursache beheben.“ Genau das ist aber das Ziel der MBST Kernspinresonanztherapie. Die ersten Geräte wurden anschließend in Arztpraxen erprobt, und die Ergebnisse waren überzeugend.

Dreimal schnellere Zellteilung

Richtig in Fahrt kam die Entwicklung mit einer weiteren Idee, berichtet Axel Muntermann: „Wir haben das Kernspin-Grundgerät mit einer Software und einer Chipkarte ausgestattet. Der Arzt bestimmt über den Chip das Zielgewebe für die Therapie. So wird zur Behandlung einer Arthrose eine Karte mit auf den Knorpel abgestimmten Therapiesequenzen eingesetzt, bei Osteoporose sind diese auf das Knochengewebe abgestimmt.“

In 98% der Fälle war die Therapie erfolgreich. Das Gerät wurde vermietet; die Einnahmen daraus wurden reinvestiert in Zell- und Humanstudien, etwa zu Hüft- und Bandscheibenproblemen. „Über Zellversuche konnten wir beweisen, dass wir mit unseren Geräten dreimal schneller eine Zellteilung herbeiführen können, als sie normalerweise stattfindet. So stoppen wir die Erkrankung, lösen regenerative Prozesse aus und können das natürliche Gelenk erhalten. Die Schmerzen verschwinden oft schon während der Therapie.“ Axel Muntermann verweist auf weitere positive Effekte: „Das Immunsystem wird zusätzlich angeregt. Und die Therapie kann das Andocken von Viren verhindern. An der Frage, ob dies auch für Coronaviren interessant sein kann, wird zurzeit geforscht.“

Patentierte und weltweit einsetzbare Technologie

Die Liste der mit der MBST Kernspinresonanztechnologie therapierbaren Indikationen ist lang und reicht von Arthrose und Osteoporose über Band-, Muskel- und Sehnenschäden bis hin zu akuten und chronischen Schmerzen und Wundheilungsstörungen. Das Prinzip beruht darauf, Energie in den Körper zu leiten und gezielt an die erkrankte Stelle zu bringen.

„Mit unseren Geräten können wir dreimal schneller eine Zellteilung herbeiführen, als sie normalerweise stattfindet.“ Axel MuntermannGeschäftsführer und Inhaber
Axel Muntermann

„Eine Zelle ist ein lebendes Element mit einem Stoffwechsel. Mit der Software können wir steuern, welche Zellgruppen – Haut-, Knochen-, Organ- oder Knorpelzellen – angesprochen werden sollen. Das Verfahren ist völlig unschädlich. Die Technologie ist patentiert und weltweit einsetzbar“, betont Axel Muntermann. MedTec übernimmt die Vorentwicklung und die Endmontage der Geräte, die Fertigung erfolgt über Subunternehmen. Die Geräte werden von den Praxen gemietet.

Die Chipkarte, die die Leistung definiert, dient auch als Qualitätsindex für die Therapie. Der Markt, in dem sich MedTec bewegt, stehe unter extremem Preisdruck, merkt Axel Muntermann an. „Der Arzt muss über uns Einnahmen generieren, die er von der Kasse nicht bezahlt bekommt. Es handelt sich um eine sogenannte IGeL-Leistung, eine individuelle Gesundheitsleistung.“

MBST Kernspinresonanztechnologie international im Einsatz

„Unsere Technologie ist weltweit einzigartig“, betont Axel Muntermann. Und die Nachfrage steigt. Um 20 bis 30% ist das Unternehmen, das 35 Mitarbeiter beschäftigt, pro Jahr gewachsen. Der Umsatz liegt aktuell bei 7,5 Millionen EUR; zehn Millionen EUR erwartet der Geschäftsführer für 2021. In 180 Praxen und privaten Kliniken in Deutschland werden die Geräte von MedTec bereits eingesetzt. Eines stellt der Geschäftsführer klar: „Wir ersetzen keinen Chirurgen und keinen Arzt.“

Zunehmende Bekanntheit erlangt das Unternehmen über wissenschaftliche Veröffentlichungen mit hohem Standard. „Die Wissenschaft sieht, was wir tun“, sagt Axel Muntermann. Auch im Ausland haben Patienten bereits in zahlreichen Ländern der Welt die Möglichkeit, sich mit der MBST Kernspinresonanztechnologie behandeln zu lassen. „In jedem Land benötigen wir eine spezielle Zulassung“, so der Geschäftsführer.

Demnächst Einsatz auch beim Zahnarzt

Für das nächste Jahr plant Axel Muntermann, einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte zu setzen: „Wir wollen in den Dentalbereich. Oft gibt es Probleme mit Implantatheilungen; die Implantate wachsen nicht gut an. Mit unseren Geräten können wir den Anwuchs unterstützen, Kiefergelenksarthrosen behandeln und Nerven wieder zusammenwachsen lassen.“

Des Weiteren sollen die Indikationsfelder weiter ausgeweitet werden. Axel Muntermann ist inzwischen 69 Jahre alt und hat noch große Visionen für sein Unternehmen: „Wir wollen uns weltweit in sämtlichen Ländern platzieren und unsere Marktbekanntheit steigern.“ Eine Veränderung wird die Zukunft in jedem Fall mit sich bringen: „Wir öffnen uns jetzt für Investoren.“

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