„Wir haben keine Angst vor Herausforderungen!“

Interview mit Dr. Walter Erber, Michael Graber und Elmar Zagler

„Wir bauen gerade ein Biotech-Center mit einer biofermentativen Anlage auf“, betont Dr. Walter Erber, seit 1988 in der pharmazeutischen Industrie und SVP der LOBA Feinchemie GmbH. „Es ist wie ein Start-up in einer größeren Dimension. Die Fabrik wird eine Grundfläche von 50 x 50 m haben, 2,5 Stockwerke umfassen und State of the Art sein. Es entsteht eine komplett neue Infrastruktur, unter anderem mit einer neuen Wasseranlage sowie einem neuen Qualitätskontrolllabor. Wir werden uns zertifizieren lassen und unser QC-Labor und Know-how auch für externe Services zur Verfügung stellen.“

2023 soll das Biotech-Center in Betrieb genommen werden und dafür benötigt LOBA weitere hochqualifizierte Mitarbeiter. „Wir wachsen“, freut sich Dr. Walter Erber.

Hochethische Produkte

LOBA Feinchemie und pharma& unterhalten neben ihren Standorten in Fischamend, Wien und Cham weitere, auch im kanadischen Toronto. Die gesamte Gruppe setzt aktuell circa 200 Millionen EUR um. Zurzeit beschäftigt LOBA 84 Mitarbeiter, bei pharma& sind es 20. Mit den von ihr vertriebenen Produkten konzentriert sich pharma& auf Medikamente, die in der Urologie und in der Hämatologie, bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems und bei COPD zum Einsatz kommen. pharma& kauft priorisierte Produkte großer Pharmakonzerne auf, für die sich deren Vermarktung aus strategischer Sicht nicht mehr lohnt.

„Wir vermarkten hochethische Produkte, die Leben erhalten und Leben verlängern, zum Beispiel Pegasys, das bei der Behandlung von Hepatitis eingesetzt wird“, erläutert Elmar Zagler, gemeinsam mit Frank Rotmann Gründer und Geschäftsführer von pharma&. „Der Wirkstoff von Pegasys ist Interferon, eine Substanz, die es gibt, seit Wirbeltiere existieren. Mit der Übernahme von LOBA Feinchemie und dem Bau unseres neuen Biotech-Centers wollen wir unabhängig von globalen Lieferketten und deren Volatilität werden. Die Wirkstoffe wollen wir inhouse herstellen, um deren langfristige Verfügbarkeit sicherzustellen.“

Sehr gute Kontakte

LOBA Feinchemie stellt seine Wirkstoffe nicht nur der eigenen Mutterfirma zur Verfügung, sondern verkauft sie auch an Pharmaunternehmen, zum Bei-spiel Boehringer oder Sanofi. pharma& hingegen kauft die Wirkstoffe und lässt daraus neben Pegasys, das rund 70% des Umsatzes ausmacht, weitere Arzneimittel produzieren, darunter Anafranil, Levact, Androskat, Emselex und Euphyllin. Nach Übernahme der Lizenzen wird der frühere Markenname beibehalten.

„Der Arzt ist mit dem Markennamen verbunden“, weiß Elmar Zagler. Neben dem Hauptmarkt Europa konzentriert sich pharma& bei der Vermarktung vor allem auf die USA und Kanada. Beim Vertrieb setzt man auf die Zusammenarbeit mit Partnerfirmen und den großen Pharmaunternehmen: „Wir haben dort sehr gute Kontakte“, erklärt Michael Graber, Prokurist sowie Head of Finance bei LOBA. Auf Fachmessen wie der CPHI, der weltweit bedeutendsten Messe der Pharmaindustrie, werden neue Kontakt geknüpft und bestehende vertieft.

Gemeinschaft

Mit dem neuen Biotech-Center setzen LOBA und pharma& auch Maßstäbe in der Digitalisierung. Michael Graber: „Gebäude und Fertigung werden komplett digitalisiert sein. Schulungen der Mitarbeiter und Prozessentwicklung werden völlig neu definiert. Wir arbeiten mit ‘Augmented Reality’ und bieten hier eine neue Spielwiese. Als Referenzobjekt werden wir die Prozesssimulierung haben mit dem Ziel, Prozesse in einer bestehenden Anlage für ein neues Produkt zu simulieren.“

Das Trendthema Nachhaltigkeit beschäftigt die Verantwortlichen ebenfalls, wie Elmar Zagler deutlich macht: „Wir haben ein schlüssiges ESG-Konzept und setzen in unserem neuen Werk natürlich auf Photovoltaik und weitere nachhaltige Technologien.“ Den Erfolg der Unternehmensgruppe macht der Geschäftsführer von pharma& vor allem an vier Kriterien aus: ein solides Produktportfolio, Erfahrung, Entscheidungsfreude und Vertrauen.

„Es ist auch der Faktor Mensch und die Möglichkeit, Fehler eingestehen zu können und zu dürfen“, ergänzt Dr. Walter Erber. „Darüber hinaus sehen wir uns als Gemeinschaft im Verbund mit unseren Partnern, haben kurze Wege und keine Angst vor Herausforderungen. Unsere Partner ticken genauso wie wir und auch Big Pharma schätzt unsere kurzen Entscheidungswege und unsere Flexibilität.“

Mitgestalten

Die Unternehmenskultur sieht Michael Graber als große Möglichkeit, gerade für neue Mitarbeiter: „Bei uns bekommen junge Menschen die einzigartige Chance, etwas aufzubauen und mitzugestalten.“ „Wir können jetzt alles von Beginn auf neu machen“, ergänzt Dr. Walter Erber. „Wir wollen ein Think Tank für junge Mitarbeiter sein und kooperieren mit verschiedenen Universitäten. Wir pflegen den wissenschaftlichen Austausch mit Topkliniken und Topärzten, zum Beispiel mit unserem Projekt Pegasys. Wir verstehen uns als Full Service Provider für alle Partner und können sämtliche Services bis hin zur Marktreife anbieten. Der Kunde bekommt von uns einen deutlichen Added Value. Und mit dieser Strategie und unserer Expertise wollen wir auch in Zukunft kräftig weiterwachsen.“

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