Standfest und stabil durch die Krise

Interview mit Jürgen Marschner, Geschäftsführer der GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Bundeskanzleramt, Auswärtiges Amt, Brandenburger Tor, diverse Botschaften im Ausland, die allerdings von Deutschland aus in Auftrag gegeben werden, Innenministerium, Berliner Philharmonie, Verteidigungsministerium, Universitätsklinikum Rudolf-Virchow – in Berlin tragen viele bedeutende Bauten die Handschrift der GSE.

Doch nicht allein in der Hauptstadt zeugen diese und andere Prestigeobjekte von der Ingenieurs-Kompetenz der Berliner. Auch im Ausland hat das Unternehmen mit anspruchsvollen Leistungen rund um Tragwerksplanungen, energetische Gebäudeplanungen oder Brandschutzplanungen von sich reden gemacht. Beispielhaft ist das Goethe-Institut in Rangun, Myanmar.

Schon lange einen Plan haben

Seit 90 Jahren erarbeitet die GSE innovative Lösungen für private und öffentliche Bauherren und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Baukultur. Der Grundstein wurde 1930 von Karl Hillenblink gelegt, der in Berlin ein Büro eröffnet, das schon drei Jahre später mit den Planungen des Postdienstgebäudes seine Kompetenz unterstreicht. Inzwischen ist aus diesem Berliner Büro ein 60 Mitarbeiter starkes Unternehmen geworden, das trotz stetiger Weiterentwicklung auf Kontinuität und Stabilität setzt.

„Wir haben heute sieben Gesellschafter, einer wird in Kürze in Rente gehen“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Marschner. „Dann werden zwei Mitarbeiter als neue Gesellschafter nachrücken. Das ist im Sinne der Nachfolgeregelung sehr wichtig und trägt dazu bei, dass wir eine sehr geringe Fluktuation haben. Unsere Mitarbeiter sind unser größtes Potenzial, sie bringen das Unternehmen mit ihrer Motivation und ihrer Kompetenz nach vorn. Deshalb liegt uns viel daran, dass sie sich bei uns wohlfühlen, dass sie gefördert und gefordert werden und das sichere Gefühl haben, auch in zwanzig Jahren noch hier arbeiten zu können.“

Spannende Projekte in Berlin und anderswo

Konstanz zeigt sich nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch im Portfolio, das sich, wie Jürgen Marschner sagt, im Laufe der Jahre wenig verändert habe. „Unser Schwerpunkt ist nach wie vor die Tragwerksplanung“, erklärt er. „Darüber hinaus sind wir im Bereich von Brandschutzkonzepten, Thermische Bauphysik und anderen Bereichen der Bauphysik aktiv und bieten bautechnische Prüfungen für Dritte an.“

Die Projekte sind oft langfristig – der Bau der Nationalgalerie zog sich über acht Jahre. Zu den Auftraggebern gehört die öffentliche Hand ebenso wie private Bauherren. „Wir haben ein gutes Gleichgewicht zwischen öffentlichen und privaten Projekten“, wie Jürgen Marschner sagt. Wohnungen, Krankenhäuser, Botschaften, Brücken oder Hörsäle – das Auftragsspektrum ist breit gefächert. Neben klassischen Tragwerksplanungen, die seit jeher eine zentrale Rolle spielen, übernimmt die GSE inzwischen verstärkt bauphysikalische Leistungen rund um das Thema Thermische Bauphysik – nachhaltige Dämmung.

„Das Thema Nachhaltigkeit nimmt einen immer größeren Raum ein“, unterstreicht Jürgen Marschner. „Dabei kann es um akustische, aber auch thermische Dämmungen gehen. Es ist ein politisches Thema, bei dem die Gesamtbilanz klar im Fokus stehen sollte. Man muss sich die Frage stellen, wieviel Nachhaltigkeit wirtschaftlich Sinn macht. Um auf diese Frage Antworten zu finden, beraten wir Kunden, informieren über Fördergelder und Ähnliches. Ziel sollte immer sein, ökologische und ökonomische Ziele sinnvoll zu vereinbaren.“ Bei der GSE selbst wird Nachhaltigkeit längst gelebt. Das Unternehmen hat eine eigene Solaranlage und bezieht ausschließlich Ökostrom.

Beständigkeit im Wandel

Die GSE stellt sich den Herausforderungen der Zeit und entwickelt sich mit ihnen weiter. Für innovative Technologien wie die digitalisierte Planung über BIM-Methoden ist man offen. „Wir haben einige Projekte mit BIM geplant und die Mitarbeiter entsprechend geschult“, so Jürgen Marschner. „Allerdings besteht hier noch Nachholbedarf. Noch ist die Technologie keine Routine – das gilt übrigens auch für die technologische Seite. Leider wird das Thema an den Universitäten oft vernachlässigt, deshalb müssen Berufseinsteiger erst praktische Erfahrung sammeln.“

Im Team Herausforderungen meistern

Das Know-how der Mitarbeiter sieht die GSE als wichtiges Asset an. Im Team gibt es Experten für Schwerpunktbereiche wie Denkmalschutz, ausgebildete Prüfsachverständige und zertifizierte Sachverständige. Viele von ihnen haben zur Zeit des Corona-bedingten Lockdowns im Homeoffice gearbeitet. „Die Digitalisierung hat durch Corona in vielen Bereichen einen Schub bekommen“, sagt Jürgen Marschner. „Bei uns hat die Effizienz der Arbeit im Homeoffice nicht gelitten. Zudem haben wir das Glück, dass die Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Industrien nicht so stark unter der Pandemie leidet – noch nicht. Allerdings gehen wir davon aus, dass sich das in den kommenden Jahren ändern wird. Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Faktoren: die Digitalisierung und eine drohende Insolvenzwelle. Auch nach der Pandemie werden viele weiter im Homeoffice arbeiten, der Bedarf an Büroflächen wird damit reduziert. Auch Kaufhäuser und Hotels werden weniger Fläche benötigen. Dennoch wird es in Berlin auch künftig einen großen Bedarf an Wohnfläche geben. Es ist wahrscheinlich, dass die öffentliche Hand, die für viele Bauprojekte Initiator ist, einen Kassensturz machen und 2022/23 Haushaltslücken aufweisen wird. Damit wird auch hier die Nachfrage nach Projekten reduziert werden. Momentan haben wir noch keine Umsatzeinbußen, gehen aber von einer Delle in der Zukunft aus.“

Es bleibt spannend

Was die Zukunft betrifft, bleibt man also realistisch. Um die natürliche Fluktuation auszugleichen, werden momentan neue Mitarbeiter gesucht – Ingenieure sind nach wie vor Mangelware am Arbeitsmarkt. „Wir wollen nicht unbedingt wachsen, sondern auch in Zukunft beständig sein und sichere Arbeitsplätze bieten“, betont Jürgen Marschner. „Unsere Größe ist perfekt, um auch interessante große Projekte zu managen. Als Geschäftsführer kann man zudem sämtliche Projekte im Auge haben und mit den Mitarbeitern kommunizieren. Dieser direkte, intensive Austausch ist letztlich das Fundament unserer Arbeit.“

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