Spezielles Know-how, dem All verbunden

Interview mit Elias Hashem, Geschäftsführer der DSI Aerospace Technologie GmbH

„Mit der Lieferung einer der kritischsten Einheiten im Rahmen der ESA-Mission ClearSpace eröffnet sich für die DSI Aerospace Technologie ein neues Produktfeld“, sagt Geschäftsführer Elias Hashem. „Bei ClearSpace geht es um Schrottbeseitigung im All. In der Vergangenheit hat sich viel Materie von nicht mehr funktionsfähigen Satelliten angesammelt. Diese Materie soll zurückgeholt und kontrolliert in der Atmosphäre verglüht werden.“ Neue Satelliten seien von vornherein darauf ausgelegt, nach ihrer Nutzungszeit zu verglühen, fügt Elias Hashem hinzu.

„Europas drei größte Satellitenhersteller, OHB, Airbus Defence and Space und Thales Alenia Space, zählen zu unseren wichtigsten Kunden. Natürlich arbeiten wir auch für kleinere Hersteller. Im Grunde sind die ESA und die EU oft unsere Endkunden.“

Spezielles Know-how

Die Professoren Harald Michalik und László Hinsenkamp gründeten DSI Aerospace Technologie 1997 als Spin-off der Hochschule Bremen. Mit Modulen zur Datenverarbeitung, Kontrollsystemen, Massenspeichern und On-Board-Rechnern bietet das Unternehmen heute ein umfangreiches Produktprogramm.

„Wir konzipieren elektronisches Equipment entweder als Turnkey-Lösung oder im kooperativen Entwicklungsansatz mit unseren Kunden“, sagt der Geschäftsführer. „Wir widmen uns dem Engineering und der Entwicklung von Lösungen für Computer, Informationstechnologien, Steuerungssysteme und Kommunikationssysteme. Unsere digitalen Systeme erzielen erhebliche Ressourceneinsparungen. Sie sind auf hohe mechanische Belastungen und die Strahlungseffekte im All ausgelegt. Das ist unser spezielles Know-how, dem wir unseren Erfolg verdanken.“ Mit 90 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 15 Millionen EUR ist DSI in ganz Europa erfolgreich und schickt sich an, in den USA Fuß zu fassen.

Umfangreiche Erfahrung

Dank der Teilnahme an verschiedenen internationalen Großprojekten verfügt DSI über umfangreiche Erfahrung im Management und Engineering komplexer Luft- und Raumfahrtelektronik. Zu den Leistungen gehören das Design, die Entwicklung, die Validierung und die Kontrolle von Hardware- und Softwareprodukten. „Generell beträgt die Dauer von Projekten etwa drei bis fünf Jahre“, weiß Elias Hashem. „Häufig werden sie erweitert oder neue kommen hinzu. Dank des Erfolgs unserer Projekte erhalten wir Folgeaufträge.“

Neue Projekte

Als Meilenstein für DSI hat sich Copernicus erwiesen, das europäische Erdbeobachtungsprogramm. „Wir bekamen den Zuschlag für fünf der von der ESA ausgeschriebenen sechs Satelliten und konnten sowohl die Qualität unserer Produkte als auch unsere Kompetenz unter Beweis stellen“, berichtet der Geschäftsführer. „Copernicus hat einen Wachstumssprung für uns bedeutet. Wir stehen seither in engem Kontakt zur ESA, die uns berät, an Studien beteiligt oder auch direkt beauftragt.“

So überrascht es kaum, dass DSI den Massenspeicher für die Hera Raumfahrtmission der ESA liefert. Hera soll die Wirkung der im September 2022 ausgeführten DART-Mission der NASA zur Ablenkung des Asteroiden Dimorphos überprüfen, ein Beitrag zur Sicherheit im All. Die Beteiligung am Space Gateway Projekt ist der nächste spannende Schritt.

„Absolut neu für uns ist, dass wir am ersten bemannten Projekt beteiligt sind“, betont Elias Hashem. „Beim Space Gateway handelt es sich – ähnlich wie bei der ISS – um einen Außenposten im All. Statt Bahnen um die Erde zu ziehen, wird die Station den Mond umkreisen und als Basis zur Erforschung der Mondoberfläche dienen.“

Veränderte Bedingungen

Die Auswirkungen der Coronakrise und die aktuellen Spannungen machen sich auch bei DSI bemerkbar. Die Preise für die Bauteile, die das Unternehmen weltweit einkauft, haben sich erhöht, ebenso die Lieferzeiten. „Die Kostensteigerungen müssen wir bei neuen Projekten weitergeben“, bedauert der Geschäftsführer. „Schwierigkeiten mit Lieferengpässen umgehen wir, indem wir viel früher bestellen. Die meisten Halbleiter kommen noch immer aus Taiwan und Singapur, wir hoffen, dass es zu keinen weiteren Problemen kommt. Alternativen sind notwendig. Derzeit werden neue Fabriken in der EU gebaut, um Abhängigkeiten zu reduzieren.“

Internationales Wachstum

Auch in Zukunft setzt Elias Hashem auf die Qualität der Produkte und das Know-how, das DSI auszeichnet. „Unser Team vereint kluge Köpfe aus vielen Ländern der Welt“, betont er. „Wir arbeiten mit Enthusiasmus an spannenden neuen Projekten. Wir stellen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit mit der ESA ein, unterstützen aber auch New Space als die Schnittstelle von Raumfahrt und digitaler Wirtschaft. So geht es aktuell zum Beispiel darum, große Satelliten durch kostengünstige kleinere zu ersetzen, etwa in der Telekommunikation. Daran arbeiten wir mit und streben weiteres Wachstum an, vor allem in Europa und den USA.“

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