Stammzellen zum (Über)Leben

Interview mit Prof. Dr. med. Gerhard Ehninger, Geschäftsführer und Gesellschafter der Cellex Gesellschaft für Zellgewinnung

Für Prof. Dr. med. Gerhard Ehninger, Geschäftsführer und Gesellschafter der Cellex Gesellschaft für Zellgewinnung, hatte die Gründung im Jahr 2001 humanitäre Gründe: „Man hatte festgestellt, dass bei Leukämiepatienten, die eine Blutstammzellspende benötigten, eine zeitnahe Entnahme bei den Spendern gar nicht in ausreichendem Maß möglich war.“ Um Blutzellentnahmen durchführen zu können, gründete er Cellex. 

Bald entwickelte das wachsende Unternehmen auch Zelltherapieprodukte und übernahm zusätzliche Aufgaben wie den weltweiten Transport von zellulären Produkten für eigene Zwecke, aber auch als Dienstleistung für andere Unternehmen. „Für US-Firmen übernehmen wir den Transport, damit sie einfacher auf den europäischen Markt kommen“, erklärt Gerhard Ehninger.

Geschäftsführer, Prof. Dr. med. Gerhard Ehninger
Stammzellspender müssen im positiven Sinn verwöhnt werden. Prof. Dr. med. Gerhard EhningerGeschäftsführer und Gesellschafter

Heute ist Cellex eine Holding mit drei Tochterfirmen. Das Cellex Collection Center (CCC) mit Einrichtungen in Dresden und Köln ist eine von ihnen. Jedes Jahr werden dort 2.000 Blutstammzellentnahmen durchführt. Mit insgesamt 30.000 Entnahmen ist es das weltweit größte Blutzellentnahme-Zentrum. Der Cellex-Konzern, der einen Jahresumsatz von 20 Millionen EUR erwirtschaftet, beschäftigt 200 Mitarbeiter.

Zellen gegen Krebs

Die Forschung und Entwicklung zur Behandlung von Krebserkrankungen steht im Mittelpunkt der Arbeit von Cellex. So entwickelte das Unternehmen innerhalb von neun Jahren mit der CAR-T-Therapie eine innovative Möglichkeit, mithilfe gentechnisch veränderter Zellen Krebs- und Autoimmunerkrankungen zu heilen. 

Gerhard Ehninger erklärt das Prinzip: „Bei der Behandlung mit Immunzellen haben wir fantastische Raten. Aber wenn die Zellen wild werden, kommt es zu Nebenwirkungen, an denen 10% der Patienten versterben. Wir haben zwei Methoden entwickelt, mit denen man die Zellen abstellen kann. Wenn das Prinzip wirkt und die Schaltbarkeit belegt ist, können wir damit ein breites Spektrum an Krankheiten abdecken.“ Das Verfahren wird derzeit bei verschiedenen Leukämieformen und Karzinomen getestet. Cellex hat zudem eine Reihe von Produkten entwickelt, die sich noch in der klinischen Prüfung befinden. Die Herstellung von gentechnischen Produkten erfolgt auf 1.000 m² in den Reinräumen bei Cellex Manufacturing Transports and Logistics in Köln.

Hoffnung auf Heilung

„Wir sind getrieben davon, Menschen zu helfen und nicht nur unsere Produkte zu promoten“, betont Gerhard Ehninger, der bis zu seinem Ruhestand 2018 Universitätsprofessor an der Uniklinik Dresden war. Seitdem widmet er sich in Vollzeit Cellex, wo er den medizinischen Bereich leitet. „Junge Alte sind noch fit und dynamisch“, stellt er klar und ergänzt: „Ich kann jetzt Probleme lösen, die ich in meinem Berufsleben ungelöst gesehen habe, und Patienten neue Hoffnung auf Heilung geben.“ Doch nur im Team könne man erfolgreich sein, diese Botschaft ist ihm wichtig.
 

Geschäftsführer, Prof. Dr. med. Gerhard Ehninger
Wir setzen uns für eine offene und tolerante Gesellschaft ein. Man ist nicht nur für sich selbst da, sondern auch für andere. Prof. Dr. med. Gerhard EhningerGeschäftsführer und Gesellschafter

Menschen zu helfen, die sich in verzweifelter Lage befinden, ist sein Antrieb. Das setzt er auch mit der Cellex Stiftung um. „Wir setzen uns für eine offene und tolerante Gesellschaft ein. Man ist nicht nur für sich selbst da, sondern auch für andere. Mit Liebe zu anderen Menschen und Hilfsbereitschaft bin ich aufgewachsen.“ Sein Ziel ist es, mit Cellex Forschung und Entwicklung sowie klinische Studien voranzutreiben, dafür zu sorgen, dass der hohe Geldbedarf gedeckt ist und weiter zu wachsen. In drei bis vier Jahren möchte er Cellex als börsennotiertes Unternehmen sehen – „eine Firma, die weltweit zugelassene Medikamente hat, die Menschen helfen, wieder gesund zu werden.“ 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

„Auch Beratung im Homecare-Bereich muss vergütet werden“

Interview mit Lukas Kramer, Geschäftsführer und Inhaber der Geria+med GmbH & Co. KG

„Auch Beratung im Homecare-Bereich muss vergütet werden“

In der Gesundheitsversorgung entscheiden oft kleine Details über die Lebensqualität. Die Geria+med GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin hat sich auf die Versorgung mit Inkontinenzprodukten spezialisiert und ist…

Selten – und doch nicht allein

Interview mit Markus Karmasin, Geschäftsführer von Kyowa Kirin DACH und Dr. Holger Storcks, Director Corporate Affairs der Kyowa Kirin GmbH

Selten – und doch nicht allein

Seltene Erkrankungen fallen im deutschen Gesundheitssystem oft durchs Raster – zu diesem Urteil kommt Markus Karmasin, Geschäftsführer von Kyowa Kirin DACH. Das japanische Pharmaunternehmen hat sich auf genau diese vernachlässigten…

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Interview mit Florian Hoffmann, Geschäftsführer der implantcast GmbH

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Die implantcast GmbH aus Buxtehude zählt zu den führenden Herstellern von Endoprothesen und Sonderimplantaten. Seit der Gründung im Jahr 1988 hat sich das Unternehmen zu einem international tätigen Medizintechnik-Spezialisten mit…

Spannendes aus der Region Dresden

Next Level cAIRe, damit alle Patienten durchatmen können

Interview mit Torsten Bochannek, Geschäftsführer der Fachkrankenhaus Coswig GmbH

Next Level cAIRe, damit alle Patienten durchatmen können

Das Fachkrankenhaus Coswig hat sich auf die Behandlung des gesamten Krankheitsspektrums in der Pneumologie und Thoraxchirurgie bis hin zum Weaning spezialisiert und erreicht damit Jahr um Jahr hohe Fallzahlen an…

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Interview mit Jens Junker, CEO der ROTOP Pharmaka GmbH

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Am Standort der ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden wird bereits seit 1958 im Bereich der Nuklearmedizin geforscht. Heute produziert das Unternehmen Pharmazeutika für die nuklearmedizinische Diagnostik, unter anderem im Bereich…

Aus Forschung wird Wirtschaft: Die GWT-Methode

Interview mit Prof. Dr. Jacques Rohayem, Vorstandssprecher TUDAG Geschäftsführer der GWT-TUD GmbH

Aus Forschung wird Wirtschaft: Die GWT-Methode

„Wir machen aus Ideen Geld“ – mit dieser klaren Formel beschreibt Prof. Dr. Jacques Rohayem die Mission der GWT. Als Vorstandssprecher TUDAG verantwortet er ein Firmengeflecht mit, das Spitzentechnologie aus…

Das könnte Sie auch interessieren

Selten – und doch nicht allein

Interview mit Markus Karmasin, Geschäftsführer von Kyowa Kirin DACH und Dr. Holger Storcks, Director Corporate Affairs der Kyowa Kirin GmbH

Selten – und doch nicht allein

Seltene Erkrankungen fallen im deutschen Gesundheitssystem oft durchs Raster – zu diesem Urteil kommt Markus Karmasin, Geschäftsführer von Kyowa Kirin DACH. Das japanische Pharmaunternehmen hat sich auf genau diese vernachlässigten…

Validiert. Sicher.

Interview mit Marc Plevschinksi, Geschäftsführer der Normec Valitech GmbH & Co. KG

Validiert. Sicher.

Validierung klingt technisch, ist aber im Gesundheitswesen ein zentraler Baustein für Sicherheit und Vertrauen. Die Normec Valitech GmbH & Co. KG in Falkensee sorgt mit unabhängigen Prüfverfahren dafür, dass die…

Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt

Interview mit Thomas-Peter Ebm, Geschäftsführer der Wiener Privatklinik Betriebs-Ges.m.b.H. & Co. KG

Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt

Repräsentativer Standort im Herzen Wiens: Die traditionsreiche Wiener Privatklinik verbindet eindrucksvolle Architektur aus der Kaiserzeit mit moderner Infrastruktur für Spitzenmedizin auf internationalem Niveau…

TOP