Welche Strategie gegen die Krise in der Luftfahrt hilft

Interview mit Lars Göpfert, Geschäftsführer der AviationPower GmbH

Die AviationPowerGroup gehört zu den führenden Dienstleistern für Aviation Services in Europa. Mit 14 Standorten in Deutschland und Großbritannien deckt das Unternehmen ein breites Leistungsspektrum ab, das von Maintenance und Handling Services bis hin zu Business und Staffing Services reicht.

Die AviationPowerGroup ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Lufthansa Technical Training und der ManpowerGroup, einem der größten Personaldienstleister weltweit, und wurde im Jahr 2004 gegründet. „Zunächst waren wir im Bereich Arbeitnehmerüberlassung tätig, später kamen weitere Services hinzu, angefangen mit Engineering“, erläutert Geschäftsführer Lars Göpfert.

Wichtige Entwicklungsschritte waren der Kauf der Firma Stegmann Aircraft Maintenance, die auf die Überholung von Kabineninnenteilen spezialisiert ist, sowie die Gründung von AviationPower UK. „Hier beschäftigen wir hochqualifizierte Mechaniker, die schnell in Einsätze gebracht werden müssen, für eilige Reparaturen an Flugzeugen“, so Lars Göpfert.

Heute befinden sich drei Gesellschaften unter dem Dach der AviationPowerGroup: AviationPower Technical Services für Engineering und Technical Services, AviationPower mit den Schwerpunkten Ground, Crew und Business Services sowie AviationStaffManagement mit einem breiten Spektrum an Vendor Management Services.

„Unser Hauptgeschäft ist nach wie vor die Arbeitnehmerüberlassung“, erklärt Lars Göpfert. „Mit der AviationStaffManagement GmbH fungieren wir als Vermittler zwischen unseren Kunden und über 40 Personaldienstleistern. Wir übernehmen die Vorauswahl und verschlanken so die Arbeit für den Kunden.“

Erholung in Sicht

Die AviationPowerGroup beschäftigt aktuell 550 Mitarbeiter, bei einem Umsatz von 23 Millionen EUR. Bis 2016 ist das Unternehmen schnell gewachsen, so wie die gesamte Luftfahrtbranche. „Danach wurde es schwierig“, sagt Lars Göpfert. „Vor allem der zunehmende Fachkräftemangel hat uns zu schaffen gemacht. Dann kam die Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgeschäftes mit der Einführung von Befristungen. In der Luftfahrt laufen Projekte aber oft über mehrere Jahre. Und jetzt kommt Corona als dritte Herausforderung hinzu. Das stellt alles andere in den Schatten. Corona hat brutal zugeschlagen, in der Luftfahrt und in der Zeitarbeit. Beides zusammen hat dazu geführt, dass sehr viele Mitarbeiter in Kurzarbeit sind.“

Bei AviationPower geht man davon aus, dass sich die Perspektiven ab 2022/2023 wieder aufhellen werden. „Die Stabilisierung des Marktes hängt vom Impfstoff ab“, so Lars Göpfert. „Einreise- und Quarantänebeschränkungen haben das Reiseaufkommen drastisch reduziert, viele Dienstreisende haben gemerkt, dass vieles doch per Videokonferenz geht. Die Luftfahrt geht von einer Markterholung in vier bis fünf Jahren aus, aber der Markt wird sich auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Für 2021 gilt deshalb für uns: durchhalten und uns mit Hilfe unserer beiden Gesellschafter auf das New Normal einstellen.“

Aufgrund des Rückgangs in der Luftfahrtbranche versucht die AviationPowerGroup verstärkt, andere Marktsegmente zu entwickeln. „Wir erfinden uns gerade neu“, sagt Lars Göpfert. „Wir stellen jetzt fest, dass es Ähnlichkeiten zur Medizintechnik gibt, zum Beispiel die Dokumentation auf Englisch, und gewinnen vermehrt Kunden aus der Medizintechnik.“

Äußerst breit aufgestellt

Das Kerngeschäft der AviationPowerGroup ist die Arbeitnehmer-überlassung. „Wir haben vom Lagerarbeiter über Ingenieure bis hin zu Führungskräften, vom Flughafenbereich über den Flugbetrieb und die Kabine bis zum Management und der Informatik Fachkräfte für alle Bereiche“, beschreibt Lars Göpfert das Personalspektrum. „Wir sind sehr breit aufgestellt, sind flexibel und schnell und haben gut geschultes und qualifiziertes Personal, das bereit ist, von einem Kunden zum anderen zu wechseln.“

Zu den Kunden der AviationPowerGroup gehören neben Airbus und Lufthansa zahlreiche andere renommierte Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder Rolls Royce. Um die schwierige Phase zu überstehen, setzt die AviationPowerGroup auf neue Technologien. „Hier besteht ein hoher Druck auf der Luftfahrt“, meint Lars Göpfert. „Das war schon vor Corona so, wird jetzt aber noch stärker, zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Die Hersteller werden sehr effiziente Flugzeuge auf den Markt bringen müssen, mit neuen Technologien, Materialien und Prozessen. Darauf müssen wir uns einstellen, zum Beispiel in Bezug auf neue Triebwerkstechnologien und alternative Energien.“

Zugleich will man vorsichtig andere Branchen entwickeln, wie zum Beispiel die Medizintechnik. „Langfristig bleibt das abzuwarten. Wir möchten der Luftfahrt treu bleiben, der Markt wird sich wieder einpendeln“, ist Lars Göpfert überzeugt. Last but not least will man stärker internationalisieren. „Aber erst wollen wir hier in Deutschland wieder konsolidieren“, sagt Lars Göpfert.

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