Studie untersucht Bedeutung des Lebenslaufs im Bewerbungsverfahren

Die meisten Personaler (68%) sieht den Lebenslauf als wichtigsten Teil der Bewerbung. Danach folgen mit großem Abstand das Motivationsschreiben (22%) und Arbeitszeugnisse (10%). Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in einer Studie der Recruiting-Plattform Taledo wider, laut der ein Großteil der DAX 40-Unternehmen sowie der 50 höchstfinanzierten Start-ups Deutschlands bei Bewerbungen kein Anschreiben mehr fordern.

Lebensläufe werden nur überflogen

In den Face-to-Face-Befragungen erklärten die Personaler, dass sie einen Lebenslauf im Mittel für zwei Minuten lesen. Die anschließende Beobachtung bei Eyetracking zeigte jedoch, dass sie einen Lebenslauf durchschnittlich nur 43 Sekunden anschauen. Es besteht demnach eine hohe Diskrepanz zwischen der Bewertung des Lebenslaufs als wichtigster Teil einer Bewerbung und der tatsächlichen Analyse der darin erhaltenen Informationen. Eine fundierte Analyse der Daten ist nämlich, besonders bei Menschen mit Berufserfahrung und umfangreicheren Lebensläufen, weder in 43 Sekunden noch in zwei Minuten möglich.

Fokus auf Berufserfahrung

Beim Überfliegen des Lebenslaufes fokussieren die meisten Personaler sich auf die Berufserfahrung des Bewerbers. Laut dem Eyetracking investieren sie durchschnittlich 22,3 Sekunden auf diesen Punkt, also mehr als die Hälfte der Gesamtzeit von 43 Sekunden. Zudem interessieren sich die Personaler für die letzte Position (7 Sekunden), die Ausbildung oder das Studium (6,1 Sekunden) und die Soft Skills (4,7 %). Interessant sind außerdem Besonderheiten, wie etwa ein Praktikum im Ausland, mit denen Bewerber sich abheben können.

Bewerbungsfoto beeinflusst Personaler

Obwohl die Berufserfahrung in einem Lebenslauf die meiste Aufmerksamkeit erhält, zieht das Bewerbungsfoto laut dem Eyetracking als Erstes die Blicke auf sich. Obwohl Personaler das Bild nur kurz betrachten (1,8 Sekunden), kann es die Entscheidung also stark beeinflussen. Bei der Frage nach dem Stellenwert der Elemente in einem Lebenslauf liegt das Bewerbungsfoto auf dem dritten Platz.

Bei vielen Personaler (42%) erzeugt ein schlechtes Foto den Eindruck einer schlechten Bewerbung. Kritisiert werden oft unpassende, zu freizügige Kleidung (46%), Selfies (39%) und Urlaubsfotos (36%). Sollte kein passendes Bewerbungsfoto vorliegen, kann es deshalb besser sein, im Lebenslauf auf ein Foto zu verzichten.

No-Gos im Lebenslauf

Neben einem schlechten Bewerbungsfoto offenbart die Studie von Stepstone Österreich noch weitere No-Gos, die in einem Lebenslauf vermieden werden sollten. Mehr als die Hälfte (55%) der Personalentscheider wünscht demnach einen klassischen Lebenslauf anstatt ein grafisch aufbereitetes CV. Außerdem sind Rechtschreib- und Grammatikfehler im Lebenslauf für die meisten Recruiter (64%) ein Ausschlusskriterium.

Auch sehr lange Lebensläufe, in denen man die zentralen Informationen nur schwer finden kann, reduzieren die Chance der Bewerber deutlich. Die Studie zeigt somit klar, dass es beim Lebenslauf primär auf eine übersichtliche und fehlerfreie Darstellung ankommt, weil Recruiter diesen in kurzer Zeit beurteilen können müssen.

Die oft als No-Go angesehen Lücken im Lebenslauf, sehen nahezu alle Personaler (92%) nicht als problematisch an, wenn der Kandidat diese begründen kann. Kritisch sind hingegen häufige Jobwechsel, die den Eindruck erwecken, dass es sich beim Bewerber um einen sogenannten „Jobhopper“ handelt. Während schnelle Jobwechsel bei jüngeren Bewerbern, die sich noch in der Orientierungsphase befinden, von vielen Personalern akzeptiert werden, können diese bei älteren Bewerbern ein Ausschlusskriterium sein. Es ist unter gewissen Umständen deshalb empfehlenswert, die Wechselgründe im Lebenslauf mit anzugeben.

Social-Media-Profile im Lebenslauf

Eine Studie der Personalberatung Page Personnel mit über 4.000 Kandidaten und 600 Beratern aus Kontinentaleuropa zeigt zudem, dass Social-Media-Profile im Lebenslauf in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben.

„Es wird heute immer wichtiger, einen echten ‚Cultural Fit‘ für die ausgeschriebene Stelle zu finden und je mehr Details ein Personalverantwortlicher über den Bewerber kennt, desto besser kann er diesen ‚Fit‘ abschätzen“, erklärt Ricardo Corominas.

In Deutschland wünscht sich inzwischen mehr als die Hälfte der Personalberater, dass Bewerber in ihrem Lebenslauf entsprechende Profile, etwa auf LinkedIn, angeben. Bisher ist dies aber nur bei einem kleinen Teil der Bewerber (23%) der Fall.

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