Mensch statt Maschine
Interview mit Marcus Heinz, Kaufmännischer Leiter/CFO der Ulmer Werkzeugschleiftechnik GmbH & Co. KG
Die Ulmer Werkzeugschleiftechnik besteht seit 1998. In dem Unternehmen stecken aber mehr als 160 Jahre Erfahrung in der Werkzeugmaschinenherstellung – Es ist aus der 1859 gegründeten Chemnitzer Firma J.E. REINECKER hervorgegangen.
Heute beschäftigt das mittelständische Unternehmen 65 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 35 Millionen EUR. In den USA und Italien betreibt die Ulmer Werkzeugschleiftechnik Tochterfirmen und arbeitet darüber hinaus mit internationalen Vertretern zusammen.
„In der DACH-Region haben wir eine sehr gute Marktposition. In den USA ist für uns der große Markt interessant. Italien ist ein spannender Markt, dort haben wir ein sehr gutes Vertriebsteam vor Ort“, erklärt Marcus Heinz, Kaufmännischer Leiter und CFO im Unternehmen. Der Betriebswirt ist seit 2011 bei der Ulmer Werkzeugschleiftechnik, nachdem er zuvor bei verschiedenen anderen Mittelständlern beschäftigt war.
Gefragt ist Handarbeit
Die Ulmer Werkzeugschleiftechnik produziert, konstruiert und entwickelt Werkzeugschleifmaschinen und Rundschleifmaschinen für die Herstellung von Werkzeugen. „Es handelt sich um Serienprodukte, die aber von den Kunden angepasst werden können“, so Marcus Heinz.
Nicht nur mit seinem Know-how, der Erfahrung und der Qualität der Produkte überzeugt das Unternehmen, sondern auch im Service. „Hier sind wir extrem schnell und flexibel“, betont der CFO. Die Kunden kommen ausnahmslos aus dem Bereich der Werkzeughersteller. Bei der Ulmer Werkzeugschleiftechnik ist noch Mannes- und Frauenkraft gefragt. „Unsere Produktion läuft in so kleinen Stückzahlen, dass wir die Facharbeiter nicht durch Maschinen ersetzen können. Das geht nur bei Massenware“, berichtet Marcus Heinz. Digitale Transformation sei daher im Unternehmen nicht gerade ein Schlagwort. „Wir bauen allerdings schon lange Roboter zum Beladen in unsere Maschinen ein“, fügt er hinzu.
Mit schwäbischer Mentalität zum Erfolg
Die Ulmer Werkzeugschleiftechnik bewegt sich in einem Nischenmarkt. „Dadurch sind wir bei potentiellen Kunden bekannt. Marketing ist für uns deshalb nicht so wichtig wie für Produzenten von Produkten für Massenmärkte“, sagt Marcus Heinz. Das Unternehmen ist allerdings auf LinkedIn vertreten und präsentiert sich auf Messen. „Dort spüren wir aber einen deutlichen Rückgang der Besucherzahlen“, berichtet der CFO. Er ist davon überzeugt, dass die schwäbische Mentalität ein Teil des Erfolgsrezepts der Ulmer Werkzeugschleiftechnik ist. „Wir sind sparsam und hauen nicht alles auf den Kopf“, erklärt er.
Coronaauswirkungen spürbar
Die Coronapandemie hat die Werkzeugmaschinenindustrie stark getroffen, sagt Marcus Heinz: „Es gab teilweise Rückgänge von 60 bis 80%. Werkzeugschleifmaschinen sind Investitionsgüter und damit das erste, worauf Firmen in der Krise verzichten.“ Auch die internen Abläufe waren und sind von der Pandemie betroffen, berichtet er weiter: „Homeoffice ist bei uns nur bei ganz wenigen Arbeitsplätzen möglich, und gerade jetzt haben wir durch die vielen Infektionen Ausfälle. Die Supply Chain läuft schleppend. Lieferanten haben extreme Schwierigkeiten. In der Beziehung haben wir vermutlich das Schlimmste noch vor uns.“
Fokus Fachkräfte
Eine schon seit längerem bestehende Herausforderung ist der Fachkräftemangel, ein Problem, das immer größer werde, so Marcus Heinz. „Es gibt einfach zu wenig Nachwuchs. In die Produkte wird immer mehr Elektronik eingebaut, das heißt, Firmen benötigen mehr Elektriker in der Produktion und auch in der Wartung. Die Leute wollen aber keine Lehrberufe mehr erlernen.“
Die Ulmer Werkzeugschleiftechnik bildet selbst viele junge Leute aus; die Ausbildungsquote beträgt 10%. Dabei sieht Marcus Heinz das Unternehmen als Mittelständler in mancher Hinsicht im Vorteil. „Wir setzen uns sehr für ein gutes Betriebsklima ein und sind viel auf Messen unterwegs, auch um junge Mitarbeiter zu gewinnen. Letztendlich ist es der gute Ruf, der zählt“, ist er überzeugt. Was Marcus Heinz an seiner Aufgabe motiviert ist insbesondere, dass sie so abwechslungsreich ist.
„Der Mittelstand bietet hier viele Herausforderungen und spannende Aufgaben“, erklärt er. Mit Blick auf die Zukunft steht zunächst das Ziel im Vordergrund, wieder das Umsatzniveau der Vor-Krisen-Zeit zu erreichen. Damit eng verbunden sind die weiteren Ziele: „Wir wollen Fachkräfte gewinnen und Rentabilität erwirtschaften“, sagt Marcus Heinz.
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