Energie neu gedacht
Interview mit Klaus Bindhammer, Geschäftsführer der Austria Email GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Bindhammer, die Austria Email GmbH hat eine ungewöhnliche Historie. Erzählen Sie uns davon.
Klaus Bindhammer: Unser Unternehmen wurde vor über 160 Jahren ursprünglich als Eisenbahnunternehmen gegründet. Wir haben damals die Strecke von Wien bis zum Schwarzen Meer mitgebaut – ein großes Infrastrukturprojekt der Monarchie. In den 1890er-Jahren begannen wir dann mit dem Emaillieren von Kesseln für Dampflokomotiven. Nach dem Ende der Eisenbahntätigkeiten in den 1930er-Jahren konzentrierten wir uns auf emaillierte Produkte – das ist übrigens auch der Ursprung unseres Namens „Austria Email“. Seit den 1920er-Jahren sind wir auch im Bereich Sanitär und Heizung aktiv, haben Elektrospeicher produziert und später Brauchwasser- und Heizungswärmepumpen entwickelt. Der Einstieg ins Wärmepumpengeschäft erfolgte dann vor etwa zehn Jahren ganz konsequent aus dieser Entwicklung heraus.
Wirtschaftsforum: Seit 2016 ist Austria Email Teil der französischen Groupe Atlantic. Was hat sich dadurch verändert?
Klaus Bindhammer: Wir sind seither Teil eines global agierenden Familienunternehmens mit rund 10.000 Mitarbeitern und etwa 3 Milliarden EUR Umsatz. Gleichzeitig wurde 2016 die Austria Email GmbH in Deutschland gegründet, die ich leite. Vorher waren wir hier nur durch Direktvertrieb präsent. Der Schritt zur eigenen deutschen Tochter war ein entscheidender Meilenstein – für die Marktnähe und unsere langfristige Wachstumsstrategie.
Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die aktuellen Entwicklungen im Markt?
Klaus Bindhammer: Der Markt ist extrem volatil. 2022 hatten wir eine überhitzte Nachfrage, die zu langen Lieferzeiten führte. 2024 hingegen kam es zu einem massiven Einbruch – bedingt durch politische Unsicherheiten rund um das Gebäudeenergiegesetz und unklare Förderrichtlinien. Viele Unternehmen mussten daraufhin Personal abbauen. Wir hingegen konnten durch frühzeitige Effizienzmaßnahmen und Kosteneinsparungen ohne Kündigungen durch die Krise gehen – das war sicher ein Zeichen unserer Stabilität.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die aktuelle politische Lage bei Ihren Planungen?
Klaus Bindhammer: Eine große. Die angekündigte CO2-Steuer ab 2027 wird sich stark auf die Entscheidung der Verbraucher auswirken. Viele, die heute noch eine Öl- oder Gasheizung installieren, werden sich ärgern, dass sie die derzeit attraktiven Förderungen nicht genutzt haben. Im ersten Halbjahr 2025 ist der Wärmepumpenmarkt um rund 60% gewachsen – viele Verbraucher handeln jetzt aus Sorge, dass Förderungen bald wegfallen könnten.
Wirtschaftsforum: Welche Position nimmt Austria Email im Markt ein?
Klaus Bindhammer: Wir sind europaweit führend im Bereich Brauchwasserwärmepumpen, zählen zu den größten Herstellern von Heizungswärmepumpen in Europa und sind weltweit Nummer zwei im Bereich Elektrospeicher. Als Teil der Groupe Atlantic verfügen wir über ein umfangreiches Netzwerk und große Innovationskraft. Wichtig ist uns aber auch, dass wir dort produzieren, wo wir verkaufen – also in Frankreich, Österreich und auch Deutschland.
Wirtschaftsforum: Was macht Ihr Produktspektrum aus?
Klaus Bindhammer: Wir sind ein Vollsortimentanbieter für Speicher- und Wärmepumpentechnologie. Der Fokus liegt auf energieeffizienten, zuverlässigen Produkten mit natürlichen Kältemitteln wie Propan – unser gesamtes Sortiment wurde auf diese umweltfreundliche Alternative umgestellt. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstoßes. Eine besondere Innovation ist der Ersatz klassischer Elektrospeicher durch Brauchwasserwärmepumpen. In Deutschland gibt es davon rund 1,6 Millionen – durch den Austausch ließen sich jährlich rund 2.000 GWh Energie einsparen. Das entspricht mehreren Kohlekraftwerken.
Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie von der Politik, um die Energiewende voranzubringen?
Klaus Bindhammer: Wir brauchen klarere und einfachere Regelungen. Das Gebäudeenergiegesetz war zwar gut gemeint, aber in der Kommunikation und Umsetzung viel zu kompliziert. Eine Senkung des Strompreises für Wärmepumpen ist überfällig – aktuell gehört Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen in Europa. Hier muss die Politik liefern. Es ist wichtig, dass Fördersysteme verständlich und stabil bleiben – denn Unsicherheit bremst die Transformation.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie abschließend die Philosophie Ihres Unternehmens zusammenfassen?
Klaus Bindhammer: Unser Leitsatz lautet: Mit Fachkompetenz und Leidenschaft zur Energiewende beitragen. Wir stehen für Nachhaltigkeit, Innovation und Kundennähe – sowohl nach außen als auch nach innen. Unseren Mitarbeitern bieten wir ein Umfeld, in dem Teamgeist, Weiterentwicklung und Wertschätzung gelebt werden. Denn nur wer mit Leidenschaft bei der Sache ist, kann auch Kunden begeistern.
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