„Mehr Lebensqualität für unsere Patienten – kein Ziel könnte erfüllender sein“

Interview mit Dr. Bartl Wimmer, Geschäftsführer der Dr. Wimmer Verwaltungs-GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Wimmer, Anfang des Jahres haben Sie mit der Dr. Wimmer Verwaltungs-GmbH & Co. KG die Klinik Schönsicht in Berchtesgaden übernommen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Dr. Bartl Wimmer: Ich habe mein berufliches Leben vorwiegend als Labormediziner verbracht und war dabei als einer der Mitbegründer der Synlab-Gruppe auch lange Zeit unternehmerisch aktiv. Nach der Veräußerung von Synlab an ein Private-Equity-Unternehmen war es eigentlich nicht mein primäres Ziel gewesen, nun in den Kliniksektor einzusteigen. Doch als der langjährige Eigentümer der Klinik Schönsicht nach einem Nachfolger für sein Unternehmen suchte, ergab sich diese Firmenübernahme relativ schnell: Ich kenne das Haus schon seit vielen Jahrzehnten und habe zudem meine Kindheit im Berchtesgadener Land verbracht. Ich fühle mich der Region also bis heute sehr verbunden. Noch dazu verfüge ich über die medizinische Expertise, um mich in dieser Funktion erfolgreich engagieren zu können, und sehe gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, auf deren Behandlung sich die Klinik Schönsicht spezialisiert hat, eine wichtige und erfüllende gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Wirtschaftsforum: Welche Krankheitsbilder stehen dabei im Fokus?

Dr. Bartl Wimmer: Die meisten Indikationen für eine Behandlung bei uns liegen im Bereich Adipositas, Asthma bronchiale und Neurodermitis – Erkrankungen also, von denen vornehmlich junge Patientinnen und Patienten betroffen sind, bei denen zielgerichtete Interventions- und Rehabilitationsmaßnahmen in vielen Fällen eine deutliche Steigerung der Lebensqualität erwarten lassen. Die Klinik Schönsicht blickt dabei auf über 70 Jahre Erfahrung in der Rehabilitation für Kinder und Jugendliche zurück – ein reicher Erfahrungsschatz, mit dem sicherlich nicht viele andere Einrichtungen mithalten können. Zudem behandeln wir mittlerweile auch Patienten, die an einer Long-Covid-Störung leiden.

Wirtschaftsforum: Ein Krankheitsbild, für dessen Therapie es noch keine etablierten evidenzbasierten Leitlinien gibt. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihren Berufsalltag?

Dr. Bartl Wimmer: Bei den bekannten Diagnosestellungen wie Asthma oder Neurodermitis kann man in der Tat gut auf Standardtherapien zurückgreifen: Wenn eine Patientin mit dieser Erkrankung zu uns in die Klinik kommt, steht der Therapieplan für die nächsten Wochen also mehr oder weniger fest. Bei Long Covid ist das natürlich nicht so. Hier muss nach dem ärztlichen Aufnahmegespräch individuell entschieden werden, welche therapeutischen Ansätze den größten Behandlungserfolg versprechen, allein schon, weil die Long-Covid-Symptomatik bei unseren jungen Patienten sehr heterogen ausgeprägt ist. Im klinischen Alltag ist bei dieser Erkrankung deshalb eine besondere Flexibilität gefragt, die wir durch unsere lange Erfahrung und unser engagiertes ärztliches und pflegerisches Personal aber verlässlich abbilden können.

Wirtschaftsforum: Der Name „Klinik Schönsicht“ ist im Hinblick auf Ihren Standort Programm: Ihre Liegenschaften befinden sich inmitten einer malerischen Landschaftsidylle – und noch dazu in einer Region mit den höchsten Bodenrichtwerten Deutschlands. Wie lässt sich dort unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Klinik betreiben?

Dr. Bartl Wimmer: Als Rehabilitationsklinik ist der primäre Kostenträger unserer Leistungen die Deutsche Rentenversicherung – also die öffentliche Hand. Damit ist auch klar, dass wir den rein objektiven Immobilienwert mit unserer Rehabilitationseinrichtung nicht refinanzieren können. Das wollen wir aber auch gar nicht. Natürlich muss auch die Klinik Schönsicht schwarze Zahlen schreiben, was uns wohlgemerkt ohne Weiteres gelingt, – aber mein primäres Ziel ist nicht die Gewinnmaximierung um jeden Preis, die ein Spekulant auf unseren Grundstücken mit entsprechenden Villen und Wohnanlagen sicherlich erzielen könnte.

Wirtschaftsforum: Worin liegt Ihr persönliches Ziel?

Dr. Bartl Wimmer: Auf der persönlichen Ebene möchte ich der Gesellschaft etwas von dem zurückgeben, was ich mit Synlab verdient habe, weshalb ich die Möglichkeit, mich mit einer Reha-Klinik für Kinder und Jugendliche zu engagieren, auch gerne wahrgenommen habe: Es geht uns weder finanziell noch medizinisch um ein kurzes Strohfeuer, sondern um die Vermeidung langfristiger Folgeerscheinungen der von uns behandelten Krankheitsbilder. Damit können wir im besten Falle eine lebensverändernde Wirkung bei unseren Patienten erzielen und auch der Gesellschaft als Ganzes hohe Folgekosten ersparen. Wenn das kein erfüllendes Ziel ist, was dann? Der Aufenthalt in einer landschaftlich reizvollen Umgebung mit einem wohltuenden Hochgebirgsklima wie dem Berchtesgadener Land ist der Genesung sicherlich auch nicht abträglich. Schon bald stehen bei uns zudem umfangreiche Baumaßnahmen an, um unsere Klinik fit für die Zukunft zu machen und noch mehr Patienten versorgen zu können – selbstverständlich ebenfalls mit einem ganz auf Nachhaltigkeit ausgelegten Konzept.

Klinik Schönsicht Berchtesgaden GmbH
Oberkälberstein 1-11
83471 Berchtesgaden
Deutschland
+49 8652 60040
+49 8652 6004190
info(at)klinikschoensicht.de
www.klinikschoensicht.de

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