Auf die Nische bauen

Interview mit Thomas Gembler, Geschäftsführer der Tell Bau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Gembler, Sie sind Inhaber und Geschäftsführer der Tell Bau GmbH, einem traditionsreichen Bauunternehmen, das eng mit der Region Ostfriesland verwachsen ist. Wie kam es dazu?

Thomas Gembler: Ich bin seit sieben Jahren für die Gruppe tätig, habe ursprünglich Sozialwissenschaften studiert, in Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfungsunternehmen gearbeitet und konnte durch ein Management-Buy-Out 2021 meinen Wunsch erfüllen, hier Geschäftsführer zu werden. Ich kannte das Unternehmen, wusste, dass es hier eine Top-Mannschaft und einen ganz besonderen Spirit gibt.

Wirtschaftsforum: Tell Bau wurde 1946 in Norden gegründet, wo sich bis heute der Hauptsitz befindet. Wie sieht das Portfolio heute, über 70 Jahre nach Gründung, aus?

Thomas Gembler: Wir sind im Kern ein Tiefbauunternehmen, aber auch im Hochbau aktiv; zwei Bereiche, die sich momentan sehr unterschiedlich entwickeln. Straßen- und Tiefbau, Sportstättenbau, Leitungsbau und Hochbau sind fest im Angebot verankert. Traditionelles Steckenpferd, das auch heute hervorragend funktioniert, ist der Tief- und Straßenbau. Hier sind die Auftragsbücher voll. Mit dem Asphaltbau und dem Sportstättenbau haben wir erfolgreich Nischen besetzt. Insgesamt ist es so, dass wir im Tiefbau voll ausgelastet sind, dagegen im Hochbau einen massiven Auftragsrückgang spüren und angesichts steigender Kosten und Zinsen eher herausfordernden Zeiten entgegen sehen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Struktur der Tell Bau nach dem stetigen Wachstum der vergangenen Jahre aus?

Thomas Gembler: Neben dem Hauptsitz Norden, dem Herz der Gruppe, Niederlassungen in Norderney, gibt es Berlin, Rügen, Wittmund und Oldenburg. Mit 350 Mitarbeitern setzen wir rund 60 Millionen EUR um.

Wirtschaftsforum: Sie haben Tell Bau 2021 übernommen. Was sind für Sie die wichtigsten Herausforderungen?

Thomas Gembler: Als Geschäftsführer eines Unternehmens dieser Größenordnung muss ich mich aus operativen Bereichen raushalten und mich auf die Steuerung des Gesamtunternehmens konzentrieren. Das heißt, ich muss Ziele definieren, organisieren, entscheiden, kontrollieren, Menschen entwickeln und fördern, was mir sehr großen Spaß macht, vor allem, wenn man sieht, dass es funktioniert. Bereits vor 2021 haben wir den Kurs des Unternehmens geändert, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, und wirksame Maßnahmen ergriffen. Ich persönlich lege angesichts des Fachkräftemangels einen neuen Schwerpunkt auf das Recruitment. Mir ist es zum Beispiel wichtig, dass Bauarbeiter sichtbarer an Prozessen teilhaben, dass wir hier noch stärker zusammenwachsen und uns technisch permanent weiterentwickeln. Wir wollen immer einen Schritt weitergehen, zum Beispiel bezüglich Zertifizierungen und Qualifikationen. Deshalb sind wir immer da besonders gut, wo andere nicht überzeugen können; zum Beispiel im Asphaltbau.

Wirtschaftsforum: Sie begleiten die dynamische Unternehmensentwicklung seit einigen Jahren? Gibt es den einen Schlüssel zum Erfolg?

Thomas Gembler: Es gibt einige zeitlose Faktoren wie Erfahrung und Tradition. Wir sind in einer ländlichen Region zu Hause und müssen hier erstklassige Qualität abliefern. Bei Ingenieur- und Architekturbüros haben wir uns so einen Namen gemacht. Unser Verhältnis zu Auftraggebern und Partnern am Bau ist sehr gut; intern gibt es einen außergewöhnlichen Spirit, der Umgang miteinander ist respektvoll, das Klima familiär. Hier kennen sich viele auch privat und nicht selten arbeiten Väter und Söhne bei Tell Bau. Letztlich machen die Mitarbeiter, die ihren Job hervorragend beherrschen, den Erfolg aus.

Wirtschaftsforum: Gibt es eine Unternehmensvision für die kommende Jahre?

Thomas Gembler: Wir sehen Nachhaltigkeit als wichtige Herausforderung der Zukunft. Um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern, wollen wir Wasserstofffahrzeuge einsetzen, sobald dies möglich ist, und ökologische Baualternativen anbieten, die auch wirtschaftlich funktionieren.

Tell Bau GmbH
Gewerbestraße 23
26506 Norden
Deutschland
+49 4931 93840
+49 4931 168568
info(at)tellbau.de
www.tellbau.de

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