Erste Erfolge mit Bio-Kunststoff

Interview mit Frank Schlarmann, Projektleitung, Qualitätsvorausplanung, Marketing und Vertrieb, Mitglied der Geschäftsleitung der Müller-Technik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schlarmann, bereitet Ihnen als Unternehmen mit Schwerpunkt auf der Automobilindustrie die derzeitige Entwicklung Sorgen?

Frank Schlarmann: Wir spüren die Konjunkturschwäche deutlich – im Moment findet kein großes Wachstum statt. Für uns bedeutet das, dass wir uns umstrukturieren und auch im Hinblick auf die Kunden neu aufstellen müssen. Als mittelständisches Familienunternehmen haben wir den Vorteil, schnell reagieren und uns umstellen zu können. Um uns den Veränderungen anzupassen, strukturieren wir gerade grundlegend um. Der derzeitige enorme Umbruch setzt bei allen Beteiligten eine große Bereitschaft dazu voraus.

Wirtschaftsforum: Wie genau sieht dieser Umbruch aus und worin besteht Ihre Aufgabe?

Frank Schlarmann: Wir wollen Kunden-Projektmanagement-Prozesse verändern. Das Abteilungsdenken muss eingerissen und durch einen Teamgedanken ersetzt werden. Damit beschäftige ich mich viel. Deshalb sind auch die verschiedenen Aufgaben – Projektleitung, Qualitätsvorausplanung sowie Marketing und Vertrieb – vor ein paar Wochen in meinem Verantwortungsbereich zusammengefasst worden.

Im Unternehmen bin ich seit Ende 2018, nachdem ich vorher, unter anderem in den USA, in der gleichen Branche tätig war. In meiner jetzigen Position befasse ich mich zu einem großen Teil mit der Strategie. Wesentliche Aufgabe einer Führungskraft ist aber der Umgang mit Menschen. Es ist wichtig, sich um die Belegschaft zu kümmern und sie zu führen.

Eine Unternehmung ist nur so gut wie die Aus- und Weiterbildung, die Kommunikation und Motivation der Mitarbeiter. Die fortschreitende Globalisierung und das Zusammenwachsen der Märkte sorgen heute immer deutlicher dafür, dass Effizienz und schlanke Prozesse zu einer absoluten Grundvoraussetzung für den Unternehmenserfolg werden. Zudem spielt das sorgfältige Eingehen auf die Kundenwünsche im Sinne von ‘Kundenanforderungen besser verstehen und umsetzen’ eine immer entscheidendere Rolle im Wettkampf um Marktanteile.

Die Experten der ProGemma Unternehmensberatung unterstützen die Firma Müller-Technik hier bei der Strategiefindung und der schnellen und vor allem nachhaltigen Umsetzung in der Praxis. Dabei setzen die Berater auf die Themen Transparenz, Kommunikation und Führung. Alle Prozesse kommen auf den Prüfstand. Die Geschäftsführung von Müller-Technik zeigt hier Weitsicht und sorgt dafür, dass die aktuelle Krise sinnvoll genutzt wird, um den Produktionsworkflow neu zu gestalten beziehungsweise zu optimieren und umfänglich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzuqualifizieren. Bis zum Herbst 2020 soll eine interne Akademie unter Leitung des Kollegen Hendrik Kohake aufgebaut werden, welche einen wertvollen Beitrag leisten wird, um den heutigen und künftigen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Zudem definiert das Management aktuell gemeinsam mit den Beratern die Mission, Vision und Kultur neu. Nicht zuletzt gelingt all dies durch das starke Engagement unserer Geschäftsführer Ulrich Ehrenborg und Helmut Kohake, die den Veränderungsprozess in Kollaboration mit der Belegschaft aktiv gestalten.

Wirtschaftsforum: Können Sie schon verraten, wie?

Frank Schlarmann: Unsere Mission ist, Fortschritt mit innovativen Lösungen zu gestalten, die begeistern. Unsere Vision lautet: Müller-Technik ist eine Unternehmensgruppe, die auf den bedeutendsten Absatzmärkten hohe Qualitätsstandards und eine technologisch führende Position erreicht. Unsere Kultur ist geprägt durch unsere Eigenschaften als Familienunternehmen: Wir leben Teamgeist, sind aktiv gestaltend und veränderungsbereit. Das ist extrem wichtig, denn die Veränderungen in Industrie und Automobilbranche gehen unheimlich schnell vor sich.

Wirtschaftsforum: Inwiefern wirken sich die Veränderungsprozesse auf Ihre Produkte aus?

Frank Schlarmann: Wir sind zu weit über 90% automobillastig. Dadurch machen wir jede Krise der Branche mit. In der Vergangenheit war das anders, da hatten wir weitere Geschäftsfelder: In den 1980er-Jahren haben wir als regional ausgerichtete Firma angefangen – schnell erweiterten wir das Unternehmen um einen Werkzeugbau. Hinzu kamen Kunden aus der Leuchtmittelindustrie. Anfang der 1990er-Jahre haben wir uns dann im Automobilsektor positioniert. Wir möchten zur Diversifikation zurück. Da sind wir flexibel und haben Potenziale. Produkte der Zukunft werden Haushaltsprodukte des täglichen Lebens sein. Wir wollen zurück zum Leuchtmittelsektor und Ambient Lighting, aber auch haptische Dinge herstellen. Mir gefällt es, aus dem strategischen Ansatz heraus Ideen für neue Produkte zu entwickeln, in andere Märkte Einzug zu halten und diese zu erschließen. Mein besonderes Augenmerk liegt auf der Nachhaltigkeit – dem Umweltschutzgedanken und der Herstellung von Bio-Produkten –, um den negativen Touch des Themas Kunststoff abzubauen. Auf diesem Gebiet können wir schon erste Erfolge verzeichnen.

Wirtschaftsforum: An welche Produkte denken Sie dabei?

Frank Schlarmann: Zum Beispiel an Kapseln für Heißgetränke, die bisher im Müll landen. Wie wäre es, wenn es eine biologisch abbaubare Alternative geben würde, die der Verbraucher zu Hause kompostieren kann? Ob Rasierer oder Teelichter, zahlreiche Wegwerfartikel kann man aus umweltfreundlichem oder sogar wasserlöslichem Material herstellen. Wir stehen dazu in Kontakt mit Materialherstellern. Auch bei Grab- und Kirchenlichtern handelt es sich um Wegwerfprodukte. Wir haben bereits biologisch abbaubare Kirchenlichter entwickelt. In der Medizin wird ebenfalls viel Kunststoff verwendet und weggeworfen. Auch hier überlegen wir, was nachhaltig produziert werden kann. Dank unserer neuen Produktionshalle mit Reinraum könnten wir zudem die hohen Anforderungen sowohl im Food- als auch im Medizinbereich erfüllen. Die Menschheit ist daran interessiert, weniger Mikroplastik zu produzieren. In dieser Hinsicht sind wir gefordert.

Wirtschaftsforum: Und wie passen Sie sich im Automobilbereich den veränderten Anforderungen an?

Frank Schlarmann: Unser Brot- und Buttergeschäft sind Strukturbauteile im Automobilbereich. Das sind Innenraumkomponenten wie Sitzblenden und Armaturenbretter, aber auch Trägerelemente und veredelte Oberflächenteile. Türgriffe werden jetzt mit besonderen Technologien ausgestattet. Aerodynamik und Luftführungen spielen eine große Rolle. Auch in diesem Bereich ist es notwendig, anpassungsfähig zu sein. Das autonome Fahren wird kommen. Damit nimmt die Bedeutung von Sensoren und Fahrdynamik zu. Man wird viel mehr mit den Oberflächen sprechen, sie berühren. Sitzt hinter dem Kunststoff noch ein Sensor, ergeben sich andere Anforderungen an das Material. Gegenüber all diesen Themen sind wir offen.

Wirtschaftsforum: Das sind große Ziele. Was halten Sie bei der Umsetzung für besonders wichtig?

Frank Schlarmann: Man darf nicht nur das große Ziel sehen – das können wir nicht sofort erreichen und das Erfolgserlebnis bleibt aus. Deshalb sind Teilziele wichtig für die tägliche Motivation.

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