Digitale Töne in klassischem Gewand

Interview mit Jan Rickert, Sales Manager Klaviere und Flügel der Kawai Europa GmbH

Mit der Gründung von Kawai erfüllte sich der begeisterte Klavierbauer Koichi Kawai 1927 einen Traum. Er baute in kurzer Zeit eine florierende Manufaktur für Klaviere und Flügel auf. In den 1960er-Jahren begann die Internationalisierung des Unternehmens, die 1977 auch einen Standort in Düsseldorf für das europäische Geschäft hervorbrachte. Ende 1989 siedelte die Firma nach Krefeld um.

„Während Kawai in Japan in verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv ist und unter anderem auch Spielzeug aus Holz sowie Holzkomponenten für Lexus und Toyota herstellt, fokussierte man sich in Deutschland um die Jahrtausendwende auf die Kernkompetenz: Klaviere, Flügel und Digitalpianos“, erzählt Jan Rickert, der 2007 in das Unternehmen kam.

Massive Nachfrage in der Pandemie

Der Markt habe sich in den letzten Jahren gut entwickelt, berichtet Jan Rickert. Im Bereich Klaviere und Flügel konnte Kawai seine Marktanteile kontinuierlich ausbauen. „Insbesondere Im Premiumbereich gewinnen unsere Instrumente immer mehr an Relevanz. Auch hier konnten wir Marktanteile gewinnen“, so der Sales Manager. Selbst 2020 brach der Markt nicht ein.

„Wir hatten sogar massive Zuwächse im Bereich Digitalpiano, später auch bei Klavieren und Flügeln. Im Moment ist es mitunter unsere größte Herausforderung, die hohe Nachfrage zu bedienen.“ Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 40 Millionen EUR. Circa 40 Mitarbeiter sind am Krefelder Standort beschäftigt, fünf weitere in einer Niederlassung in Frankreich. Distributoren befinden sich in Spanien, Italien, Portugal, Osteuropa und Skandinavien, wobei diese zum Teil direkt aus Japan importieren.

Dass sich Kawai Europa so erfolgreich entwickeln konnte, ist nach Meinung des Sales Managers nicht zuletzt auf das gute Verhältnis zum Fachhandel zurückzuführen. „Außerdem entwickeln wir unsere Produkte stetig weiter und sind klein genug, um flexibel zu sein.“ Die Kernmärkte von Kawai Europa sind die DACH-Region und die Benelux-Länder. „Das ist historisch so gewachsen“, sagt Jan Rickert.

Piano goes digital – Klavierinnovationen

Kawai hat stets Innovationen im Bau von Klavieren und Flügeln vorangetrieben. „Die meisten Hersteller verbauen Mechaniken aus Holz. Wir haben schon früh mit verschiedenen Materialien experimentiert und den Werkstoff ABS Karbon entwickelt und patentieren lassen“, sagt Jan Rickert und nennt die Vorteile dieses Werkstoffs: „Die Teile aus diesem Material sind nicht feuchtigkeits- oder spannungsanfällig. Die Repetition ist sehr schnell, da die Mechanik leichter ist.“

Das Zusammenführen des klassischen Werkstoffes Holz mit diesen modernen Komponenten macht die Kawei-Mechaniken einzigartig in Qualität und Langlebigkeit. Seit einigen Jahren verbaut Kawai im Flügelbereich verlängerte Tasten, die es dem Pianisten ermöglichen, sein Spiel besser zu kontrollieren, berichtet der Sales Manager. Jan Rickert spricht auch von einem boomenden Markt bei Digitalpianos. Eine Kombination von Tradition und digitalem Fortschritt stellen die Hybridinstrumente dar.

„Instrumente mit Stummschaltung sind zunehmend gefragt, gerade in Ballungsräumen.“ Jan RickertSales Manager Klaviere und Flügel
Jan Rickert

„Es handelt sich um ein digitales Instrument mit akustischem Resonanzboden. Es muss nur angeschaltet werden und läuft; es muss nicht gestimmt werden. Die technologische Entwicklung hat einen guten Klang hervorgebracht. Das Hybrid Piano ist eine preisgünstigere Lösung, die gerade für den Einstieg interessant ist“, sagt Jan Rickert. Er nennt einen weiteren Trend: „In diesem Bereich gibt es verschiedene technische Innovationen wie den ‘Virtual Technician’ der es dem Pianisten ermöglicht, den Klang seines Instrument individuell zu gestalten und die verschiedenen Komponenten des natürlichen Klangs digital zu verändern.“

Nachhaltigkeitsmanagement mit Baumpflanzprojekten

Kawai hat sich immer für Nachhaltigkeit eingesetzt. Als erster Klavierhersteller wurde das Unternehmen bereits 1997 nach ISO 140001 zertifiziert. Das internationale Nachhaltigkeitsmanagement umfasst verschiedene Baumpflanzprojekte wie Kawai Forest.

„Im Rahmen dieses Projekts wurden allein von 2007 bis 2016 523.050 Bäume in Indonesien gepflanzt“, so Jan Rickert. Das Ziel des Projekts ist, CO2-Absorptionsquellen zu sichern, die biologische Vielfalt zu erhalten und Überschwemmungen zu verhindern. „Wir verwenden auch keine Hölzer aus fragwürdigen Quellen“, betont Jan Rickert.

In der Vermarktung setzt Kawai neben den klassischen Kanälen zunehmend auf Social Media Marketing, um den Kontakt zu Kunden so eng wie möglich zu gestalten. „Produkt- und Erklärvideos für Profis werden immer wichtiger“, erzählt er. Das Unternehmen kooperiert außerdem mit Online-Musikschulen. Die weiteren Pläne für 2021 hingen von der Pandemie-Entwicklung ab.

„Präsenzveranstaltungen im Einzelhandel sind derzeit nicht absehbar, daher konzentrieren wir uns mehr auf Social Media.“ Im Sommer werde es Neuentwicklungen im Akustikbereich geben, kündigt er an. Auf die Frage, welche Ziele Kawai in den nächsten Jahren verfolgt, antwortet Jan Rickert: „Wir möchten unsere Marktanteile halten und ausbauen sowie uns stetig weiterentwickeln. Wir werden auch die Digitalisierung im Unternehmen und mit unseren Partnern weiter vorantreiben.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

„Weinbautradition bewahren und weiterentwickeln“

Interview mit Markus Nordhorn, Geschäftsführer der Weingut Hammel GmbH

„Weinbautradition bewahren und weiterentwickeln“

Seit über 300 Jahren steht das Weingut Hammel aus der Pfalz für erstklassige Weine, starke Marken und gelebte Familientradition. Heute zählt die Weingut Hammel GmbH zu den bekanntesten Abfüllbetrieben der…

Mehr als Masse: Die  Zukunft der Tierernährung

Interview mit Heinz Schuster, Geschäftsführer der Trouw Nutrition Deutschland GmbH

Mehr als Masse: Die Zukunft der Tierernährung

Ob Jungtierfutter oder Zusatzstoffe für Rind, Schwein und Geflügel – die Trouw Nutrition Deutschland GmbH zählt zu den führenden Spezialisten für innovative, nachhaltige Tierernährung. Als Teil der international agierenden Nutreco-Gruppe…

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Interview mit Chagai Goldstoff, CEO der Venson Amsterdam BV

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Edelmetalle und Diamanten sowie daraus gefertigter Schmuck faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Dass diese Faszination ungebrochen ist, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von Venson Amsterdam. Das 2017 aus einer Juwelierfamilie…

Spannendes aus der Region Krefeld

Der unsichtbare Marktführer

Interview mit Serdar Baysan, Geschäftsführer der German Special Alloys GmbH

Der unsichtbare Marktführer

In Willich entsteht, was in Milliarden Mündern weltweit steckt: Speziallegierungen für Zahnersatz. Serdar Baysan, Geschäftsführer der German Special Alloys GmbH, hat sein Unternehmen an die Spitze des europäischen Marktes geführt.…

Das Bindeglied zwischen Binnen- und Seeschifffahrt

Interview mit Björn Zirotzki, Geschäftsführer der HSW Logistics GmbH

Das Bindeglied zwischen Binnen- und Seeschifffahrt

HSW Logistics sorgt dafür, dass Stahlcoils und weitere Industrieprodukte von Unternehmen an Rhein und Ruhr verlässlich ihre Bestimmungsorte in Norwegen und im UK erreichen – dank einer Bahnanbindung im Zielhafen…

Kochen in großem Stil

Interview mit Robert Brokelmann, Geschäftsführer der ELRO Großküchen GmbH Deutschland

Kochen in großem Stil

Qualität, Präzision und Langlebigkeit von Produkten sind Assoziationen, die gern mit der Schweiz in Verbindung gebracht werden – und die kein Klischee sind. Das stellen die Kochsysteme der ELRO-WERKE AG…

Das könnte Sie auch interessieren

Wurzeln, die tragen – Wachstum mit Bestand

Interview mit Kilian Sohm, Geschäftsführer der Sohm HolzBautechnik GmbH

Wurzeln, die tragen – Wachstum mit Bestand

Holz wächst leise – Schicht für Schicht, Jahr für Jahr. Es braucht Geduld, Beständigkeit und das richtige Maß. Wer mit Holz arbeitet, lernt diesen Rhythmus zu verstehen. Auch Unternehmen können…

Kurs auf Premiumklasse

Interview mit Marko Zacherl, Geschäftsführer der Sun Charter GmbH

Kurs auf Premiumklasse

Der Yacht-Chartermarkt steht unter Druck: Steigende Kosten, sinkende Nachfrage und harter Verdrängungswettbewerb zwingen viele Anbieter in die Knie. Doch während andere kämpfen, hat die Sun Charter GmbH in nur zwei…

„Wir wollen es dem Entwickler so  einfach wie möglich machen!“

Interview mit Roland Appel, Manager Technical Marketing und Tim Möbus, Key Account Manager der Embarcadero Germany GmbH

„Wir wollen es dem Entwickler so einfach wie möglich machen!“

Auch Softwareentwickler benötigen eine Software, auf deren Basis sie die Anwendungen ihrer Wahl programmieren können: Genau diese Werkzeuge stellt ihnen Embarcadero bereit, damit sie ausgehend von einer einzigen Codebase eine…

TOP