Es wird Zeit für ein Bad

Interview mit Volkmar Harnischmacher, Director Sales Channel Management & Marketing der wedi Gruppe

Wirtschaftsforum: Herr Harnischmacher, was sind heute die wichtigsten Säulen Ihres Geschäftes?

Volkmar Harnischmacher: Wir sind stark im Projektgeschäft, unter anderem für Spa- und Wellnessanlagen. Diese bieten wir komplett und integriert an, zum Beispiel mit Dampf und Sound, oder aber als Whirlpool-Systeme. Darüber hinaus gehören komplette Elemente für das Bad, zum Beispiel für Duschen, zu unserem Programm, ebenso Bausysteme wie unsere wedi Bauplatten.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an wedi Bauplatten?

Volkmar Harnischmacher: Unser Unternehmensgründer Helmut Wedi hat die Platte in den 1980er-Jahren für eine Wannenumrandung entwickelt. Die Platte besteht aus Hartschaum, ist zu 100% wasserdicht und bildet einen idealen Untergrund für Fliesen, Boden-, Wand- und Deckenbeläge. Sie verhindert zudem die Schimmelbildung. wedi Bauplatten sind universell einsetzbar und lassen sich einfach und schnell verarbeiten. Sie können auf fast jedem Untergrund befestigt werden. Auf dieser Basis haben wir im Laufe der Jahre unterschiedliche Bauplatten entwickelt.

Wirtschaftsforum: Welche Trends zeichnen sich aktuell am Markt ab?

Volkmar Harnischmacher: Der Trend geht zur Prefabrikation, also zur industriellen Vorfertigung. Wir haben zum Beispiel eine Auszeichnung für unser wedi Sanwell Duschwandmodul erhalten. Das ist ein vorgefertigtes und installationsbereites Modul mit integrierten und abgedichteten Armaturen, Kalt- und Warmwasserzuleitungen und vorgefertigten Auslässen. Das Modul muss nur noch vom Installateur angeschlossen werden. Auch für unsere Bänke und Nischen aus XPS-Material bieten wir vorgefertigte Aufsatzelemente aus einem hochwertigem Mineralwerkstoff – unsere wedi Top Line Produkte.

Wirtschaftsforum: Sie setzen recycelte Materialien ein. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für wedi?

Volkmar Harnischmacher: Wir setzen auf echte Nachhaltigkeit. Greenwashing gibt es bei uns nicht. Wir haben zum Beispiel alternative Oberflächen für Fliesen entwickelt, die aus vollständig recyceltem Material bestehen. Diese können wir über Tiefziehen an die jeweilige Situation anpassen, sodass man ein fugenfreies Badezimmer erhält. Das sieht schöner aus, ist leichter sauber zu halten und haltbarer – es entstehen keine Sprünge. Unser XPS-Schaum ist zu 25% recycelt. Wir verfügen über eine eigene Regranulierung für Abfälle. Wir sourcen ausschließlich in Europa. Für unseren Markt in den USA haben wir eine eigene Produktion in der Nähe von Chicago aufgebaut. Auch dort wird das Thema Nachhaltigkeit vorangetrieben. Unsere Kartonagen und Montageanleitungen sind aus recyceltem Papier. Wir sind nach ISO 14001 und nach ISO 50001 für Energiemanagement zertifiziert. Zudem setzen wir zu 100% Ökostrom ein und betreiben eine eigene PV-Anlage.

Wirtschaftsforum: Sie haben ein Tochterunternehmen in den USA. Was sind aktuell die wichtigsten Märkte für wedi?

Volkmar Harnischmacher: Die DACH-Region ist unser Heimatmarkt. Darüber hinaus sind wir in den Beneluxländern und in Frankreich gut vertreten. Wir haben Tochterunternehmen in Großbritannien und Italien und sind bis nach Spanien und Skandinavien aktiv. Auch Richtung Osten entwickeln wir uns weiter, in die Balkanländer, nach Polen und Tschechien sowie deren Nachbarländer. im Mittleren Osten haben wir ebenfalls bereits einige Projekte realisiert. Vor rund zwei Jahren haben wir eine Niederlassung in Ozeanien gegründet. Die USA sind ebenfalls ein starker Einzelmarkt. Von dort aus betreuen wir auch Kunden in Kanada. Langfristig aber wird Europa unser Schwerpunkt bleiben. Die Wohnungsknappheit ist ein Problem des gesamten Nordens in Europa. Deshalb wird sich der Markt, auch wenn er zurzeit schwächelt, wieder fangen.

Wirtschaftsforum: Sie feiern in diesem Jahr Ihr 40-jähriges Jubiläum. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Gründe für diesen sehr langfristigen Erfolg von wedi?

Volkmar Harnischmacher: Wir haben ein geniales Ursprungsprodukt. Unsere Lösungen sind vorausschauend, sicher, nachhaltig und haben einen praxisnahen Systemansatz. Unsere Mitarbeiter sind lösungsorientiert und sprechen auf Augenhöhe mit den Verarbeitern. Unsere DNA war das Handwerk. Aber von hier aus haben wir uns zu einem Industriebetrieb transformiert.

Wirtschaftsforum: Worauf konzentrieren Sie sich in den nächsten Monaten?

Volkmar Harnischmacher: Das Thema Prefabrikation für modulare Anwendungen wird zunehmend wichtiger. Unser Markt wandelt sich und fordert ständig neue Lösungen. Deshalb ist Innovation bei uns ein andauernder Prozess. Aber wir werden in diesem Jahr auch unser Jubiläum feiern, unsere Marke modernisieren und stärken, unter dem Motto ‘40 Jahre wedi. Erfahrung. System. Vision.’ Mit diesem Leitmotiv möchten wir die nächsten 40 Jahre für unser Unternehmen gestalten. Vor diesem Hintergrund wird auch das Thema Employer Branding weit oben auf unserer Agenda stehen. Wenn wir uns weiterentwickeln und wachsen möchten, brauchen wir neue Talente. Für diese möchten wir ein attraktiver Arbeitgeber sein. Das werden wir in Zukunft verstärkt kommunizieren.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

Modulbau statt Massivbau

Interview mit Stefan Stein, Geschäftsführer der Portakabin Mobilraum GmbH und der Portakabin Produktions GmbH

Modulbau statt Massivbau

Vom Baucontainer zum nachhaltigen Gebäude: Die Portakabin Mobilraum GmbH wandelt sich vom klassischen Vermieter temporärer Baulösungen zum innovativen Anbieter modularer Architektur. Mit 135 Mitarbeitern an sieben deutschen Standorten und einer…

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Interview mit Frank Wittig, Geschäftsführer der Euro Massiv Bau GmbH

„Digitalisierung im Bau voranbringen“

Wer baut, wünscht sich ein genau auf ihn zugeschnittenes Eigenheim. Die Euro Massiv Bau GmbH mit Sitz in Duisburg ist spezialisiert auf individuell geplante, schlüsselfertige Einfamilienhäuser. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum…

Asphalt mit Augenmaß

Interview mit Mathias Glemser, Technischer Leiter der Gerst & Juchem Asphaltbau GmbH & Co.KG

Asphalt mit Augenmaß

In der Südpfalz ist Gerst & Juchem Asphaltbau der letzte Kleine in einem von Konzernen dominierten Markt. Das Unternehmen aus Edenkoben vereint Asphaltproduktion und -verarbeitung unter einem Dach und bedient…

Spannendes aus der Region Kreis Steinfurt

Komfort für unterwegs

Interview mit Marcus Remmel, Geschäftsführer der Dometic Germany GmbH

Komfort für unterwegs

Ihre innovativen Technologien stecken in Kochfeldern für Reisemobile genauso wie in Steuersystemen für Boote und Minibars in Hotelzimmern. Marcus Remmel, Geschäftsführer der Dometic Germany GmbH in Emsdetten, berichtet, wie Dometic…

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Interview mit Michael Kösters, Geschäftsführer über Möbel Ewald Kösters GmbH

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Michael Kösters ist in einem Möbelhaus groß geworden – wortwörtlich. Heute führt er die Möbel Ewald Kösters GmbH in dritter Generation. Im Gespräch erzählt er, warum er trotz starker Konkurrenz…

Nähe wird zum wichtigsten Rohstoff

Interview mit Stefan Jacobs, Geschäftsführer und Anja Mätzing, Prokuristin der CEDA Chemicals GmbH

Nähe wird zum wichtigsten Rohstoff

Die Chemiedistribution gehört zu den stillen, aber essenziellen Motoren der Industrie. Sie verbindet Produzenten weltweit mit verarbeitenden Unternehmen, sorgt für Versorgungssicherheit und reagiert täglich auf geopolitische, logistische und regulatorische Veränderungen.…

Das könnte Sie auch interessieren

Im Kreislauf liegt die  Zukunft

Interview mit Vivienne Barrabas, Assistentin der Geschäftsleitung der INFOLIO Verpackungs GmbH

Im Kreislauf liegt die Zukunft

Verpackungen sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken – sie schützen Produkte, sichern Qualität und ermöglichen effiziente Logistik. Die INFOLIO Verpackungs GmbH entwickelt seit 25 Jahren maßgeschneiderte Folien- und Verpackungslösungen und…

Medizin, die zuhört und weiterdenkt

Interview mit Florian König, Geschäftsführer der HNO-Klinik Bogenhausen Dr. Gaertner GmbH

Medizin, die zuhört und weiterdenkt

Die Gesundheitsbranche in Deutschland befindet sich im tiefgreifenden Wandel: Kostendruck, Fachkräftemangel, Digitalisierung und die Krankenhausreform stellen Kliniken vor enorme Herausforderungen. Gerade in diesem Umfeld zeigen kleinere, spezialisierte Häuser, wie patientennahe…

Auf zu neuen Synergien

Interview mit Carlo Buck, Geschäftsführer der United Machining Germany GmbH

Auf zu neuen Synergien

In Schorndorf, rund 30 km östlich von Stuttgart, befindet sich der Sitz eines Unternehmens, das Tradition, Innovationskraft und partnerschaftliches Denken erfolgreich miteinander verbindet: die United Machining Germany GmbH. Seit über…

TOP