Pfiffig gefaltet

Interview mit Dominik Lemken, Prokurist und Projektleiter, und Thomas Heilen, Prokurist und Projektleiter der WALTHER Faltsysteme GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Lemken, Herr Heilen, WALTHER Faltsysteme entwickelt und produziert Mehrweg-Transportverpackungen, also Ladungsträger, die für Warenbewegungen benötigt werden. Gibt es ein Flaggschiffprodukt, das das Unternehmen bis heute begleitet?

Dominik Lemken: WALTHER Faltsysteme hat vor 42 Jahren die erste Faltbox aus Kunststoff auf den europäischen Markt gebracht und war damit ein Pionier. Nach wie vor stellt dieses Ursprungsprodukt einen Schwerpunkt dar. Allerdings gab es viele Neu- und Weiterentwicklungen, sodass die Bandbreite heute sehr groß ist. Es gibt verschiedene Grundabmessungen, Höhen, Deckelvarianten, Entnahmeklappen und Ähnliches.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte gibt es neben den bekannten Faltboxen?

Dominik Lemken: Wir arbeiten konstant an Innovationen, die sich aus den Anforderungen der Kunden ergeben. Diese Innovationen sind also kein Zufall, sondern getrieben durch Kunden. Beispielhaft sind Großladungsträger, das heißt Palettenboxen bis zum Jumboformat von 2,25 m x 1,20 m. Dank der speziellen Bauweise können auch diese großvolumigen Behälter platzsparend zusammengefaltet und wieder in den Logistikreislauf zurückgeführt werden. Bei Rollwagen, Rollbehältern und Paletten handelt es sich immer um Mehrweg-Ladungsträger aus Kunststoff, die in der Logistik, oftmals in der Handelslogistik, eingesetzt werden.

Wirtschaftsforum: Warum gewinnen Kunststoffpaletten immer mehr an Bedeutung?

Dominik Lemken: Kunststoff hat in der Öffentlichkeit ein schwieriges Image. Man denke nur an Einwegprodukte oder Plastik in den Weltmeeren. Man muss allerdings – einfach ausgedrückt – zwischen gutem und schlechtem Kunststoff unterscheiden. Unsere Kunststoffbehälter werden zum Teil 20 Jahre und länger in der Logistikkette benutzt, was extrem ressourcenschonend ist. Kunststoff ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit und kann sehr einfach gereinigt werden, gerade für die Lebensmittel- oder Pharmabranche ist das entscheidend.

Wirtschaftsforum: WALTHER Faltsysteme ist Partner internationaler Automobilkonzerne, großer Lebensmittelunternehmen wie Rewe, Edeka und Aldi, arbeitet für Vaillant, Müller, DM und Rossmann und ist gleichzeitig eng mit dem Standort Kevelaer verbunden. Wie ist das Unternehmen aufgestellt, um die Ansprüche der Kunden zu erfüllen?

Dominik Lemken: Wir produzieren bewusst nur in Kevelaer, weil wir einen starken Fokus auf Sonderlösungen haben. In Kevelaer können wir die gesamte Wertschöpfungskette, Entwicklung, Werkzeugbau und Serienproduktion, abbilden. Die damit verbundenen kurzen Wege machen uns extrem flexibel. Der kurze Time-to-market-Zeitraum ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, mit dem größere Wettbewerber nicht punkten können.

Wirtschaftsforum: WALTHER hat mehr als 200 Mitarbeiter inklusive der Produktionsbeteiligung und erzielte 2020 erstmals einen Umsatz von über 40 Millionen EUR. Wie lässt sich dieses Rekordergebnis vor dem Hintergrund von Corona erklären?

Dominik Lemken: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen hat Corona für eine starke Nachfrage vonseiten der Handelslogistik gesorgt. Restaurants waren geschlossen, man hat viel zu Hause gekocht, Lebensmittelhändler brauchten zusätzliche Ladungsträger. Darüber hinaus sind aber auch langfristige Projekte, die lange vor Corona initiiert wurden, für das Wachstum mitverantwortlich. Auf der anderen Seite hatten wir natürlich auch Kunden, die unter der Krise gelitten haben. Wir spüren auf jeden Fall, dass der Markt intensiver geworden ist. Rohstoffe wie Holz und Stahl, aber auch Kunststoffgranulate sind extrem unter Druck. Deshalb mussten wir erstmals Anlagen abstellen, weil kein Material da war.

Wirtschaftsforum: Langjährige Kundenbeziehungen sind neben der Innovationsstärke und der engen Verzahnung der Abteilungen ein wichtiger Erfolgsgrund. Dahinter steht aber auch eine bestimmte Firmenkultur. Wie sieht diese aus?

Thomas Heilen: Wir haben in den letzten Jahren eine rasante Organisationsentwicklung erfahren. Neue, junge Mitarbeiter haben spannende Ideen eingebracht wie das Thema Bike-Leasing. Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein und Mitarbeiter langfristig binden; deshalb haben wir an der Innenausstattung der Büros gearbeitet und den Fokus auf den Bereich Gesundheitsförderung gerichtet. Das Gesamtpaket sorgt dafür, dass Mitarbeiter sich wohlfühlen, und das ist das Wichtigste.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie nach vorne schauen, welche Herausforderungen und Ziele sehen Sie?

Dominik Lemken: Wir sind noch lange nicht fertig; unser Portfolio wird ständig weiterentwickelt. Im Bereich Mehrweg-Ladungsträger wollen wir uns noch breiter aufstellen. Ein Thema, das uns seit 42 Jahren beschäftigt, momentan allerdings aktueller denn je ist, ist das der Nachhaltigkeit. Der Klimawandel betrifft uns alle; mit unseren Ladungsträgern können wir Transporte nachhaltiger gestalten und die Welt ein bisschen besser machen. Das ist sehr motivierend.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Heimat schaffen

Interview mit Dipl.-Ing. Stefan Forster, Geschäftsführer der Stefan Forster GmbH

Heimat schaffen

Unzählige große Bauprojekte hat die Stefan Forster GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main im Bundesgebiet schon umgesetzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei im städtischen Wohnungsbau. Doch auch darüber hinaus hat…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

Spannendes aus der Region Kreis Kleve

Gebäude der Zukunft

Interview mit Martin Hill, Geschäftsführer der BECKERS Regeltechnik GmbH

Gebäude der Zukunft

Die Evolution der Gebäudeautomation hat sich von der einfachen Temperaturregelung hin zur intelligenten Reaktion auf Veränderungen in der Luftqualität entwickelt. In diesem Kontext spielt die BECKERS Regeltechnik GmbH eine entscheidende…

„Jedes Denkmal  erzählt eine  Geschichte!“

Interview mit Christian Baierl, Geschäftsführer der renaissance Immobilien und Beteiligungen Aktiengesellschaft

„Jedes Denkmal erzählt eine Geschichte!“

Historische Gebäude zu bewahren und in die Zukunft zu führen, ist das Leitmotiv der Renaissance Immobilien und Beteiligungen AG. Unter Führung von Christian Baierl hat sich das Unternehmen auf die…

Zertifizierung – Brücke zwischen Politik und Praxis

Interview mit Andreas Kerßens, Geschäftsführer der ACG Agrar-Control GmbH

Zertifizierung – Brücke zwischen Politik und Praxis

Die Landwirtschaft bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen immer mehr regulatorischen Vorgaben und steigenden praktischen Herausforderungen im Anbau, beziehungsweise der Zucht. Als Auditor landwirtschaftlicher Betriebe setzt die ACG Agrar-Control GmbH…

Das könnte Sie auch interessieren

Lichtblick: Hightech trifft Nachhaltigkeit

Interview mit Christian Veser, Geschäftsführer der VEMA technische Kunststoffteile GmbH

Lichtblick: Hightech trifft Nachhaltigkeit

In Krauchenwies, unweit des Bodensees, hat die VEMA technische Kunststoffteile GmbH ihren Sitz. Das 65 Mitarbeiter starke Familienunternehmen hat sich unter der Leitung von Geschäftsführer Christian Veser, der sich die…

Biopolymere für eine nachhaltige Zukunft

Interview mit Anna Meluso, Assistenz der Geschäftsführung der Enyax s.r.l.

Biopolymere für eine nachhaltige Zukunft

Der Anspruch der Enyax S.r.l. ist es, ihren Kunden innovative und umweltfreundliche Kunststofflösungen anzubieten, die den aktuellen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 steht das Unternehmen für zukunftsweisende…

Visionäre Kunststofflösungen

Interview mit Martin Hierl, Geschäftsführer der TR PLAST GmbH

Visionäre Kunststofflösungen

Die TR PLAST GmbH, ein führendes Unternehmen der Kunststoffverarbeitungsbranche, ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von maßgeschneiderten Kunststofflösungen – von der Prototypenentwicklung bis zur Serienfertigung. Im Gespräch mit Geschäftsführer…

TOP