Nutzerfreundlichkeit wird als Erfolgsfaktor wichtiger

Interview mit Benjamin Uebel, Geschäftsführer der Userlutions GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Uebel, Userlutions tritt als Usability-Agentur auf. Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Benjamin Uebel: Jeder kennt ja die Situation, sich über eine Software zu ärgern, die man im Beruf nutzen muss, aber die auf Grund schlechter Bedienbarkeit ein einziges Ärgernis ist. Oder denken Sie an Frustration beim Online-Shopping in schlecht gestalteten Shops. Unser Job ist es, Produkte intuitiv bedienbar zu machen und auf die Anforderungen und Bedürfnisse der späteren Nutzer perfekt abzustimmen. Dazu bedienen wir uns Methoden wie Nutzertests & Interviews sowie dem Interaction-Design von Bedienoberflächen. Usability kann man mit Nutzerfreundlichkeit übersetzen.

Wirtschaftsforum: Sie bewegen sich in einem speziellen Geschäftsbereich. Inwiefern ist dieser überhaupt für mittelständische Unternehmen von Interesse?

Benjamin Uebel: Bei fast jedem Geschäftsmodell geht es darum, die Bedürfnisse der Kunden bestmöglich zu verstehen. Wenn man die Bedürfnisse verstanden hat, kann man Produkte und Services mit größerem Mehrwert und Überzeugungskraft entwickeln. Wir helfen, Firmen auf Ihre Nutzer zu fokussieren.

Geschäftsführer Benjamin Uebel
„Die Mitarbeiter sollten sich vor allem auf ihre Arbeitsaufgabe konzentrieren und nicht auf die Bedienung der Software.“ Benjamin UebelGeschäftsführer

Wir helfen auch bei der Optimierung interner Software. Diese sollte so gestaltet sein, dass Arbeitsprozesse so effizient wie möglich unterstützt werden. Die Mitarbeiter sollten sich vor allem auf ihre Arbeitsaufgabe konzentrieren und nicht auf die Bedienung der Software. Wenn mit einem Software- oder Webprodukt Umsatz generiert werden soll, wird die Nutzerfreundlichkeit zu einem immer wichtiger werdenden Erfolgsfaktor, mit dem man im Wettbewerb hervorstechen kann.  

Wirtschaftsforum: Userlutions kann viele namhafte Kunden und Partner vorweisen. Gibt es für Sie ein Projekt, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Benjamin Uebel: Unsere Kunden reichen von Startups, gehen über Mittelständler bis zu Konzernen. Am spannendsten ist es für uns, mit jedem Projekt die Welt ein kleines bisschen neu kennenzulernen. Für Siemens haben wir zum Beispiel die Anforderungen von Maschinenbauunternehmen an eine cloudbasierte Software zur Maschinenwartung in Interviews vor Ort herausgefunden. Es war für uns auch sehr spannend, mal in einer Schokoladen- oder Windelfabrik ein- und auszugehen. In unseren Software-Usability-Tests haben wir dann mit den verschiedensten Zielgruppen zu tun: Hausfrauen, Ärzte, Anwälte, Maschinenbauer, Singles, Tätowierte – jede Nutzergruppe hat ihre Besonderheiten und das ist immer wieder spannend herauszufinden.

„Jede Nutzergruppe hat ihre Besonderheiten und das ist immer wieder spannend herauszufinden.“ Benjamin UebelGeschäftsführer
Geschäftsführer Benjamin Uebel

Wirtschaftsforum: Sie selbst haben das Unternehmen 2011 gegründet, sind seitdem Geschäftsführer. Wie nah sind Sie an dem operativen Geschäft noch dran?

Benjamin Uebel: Ich versuche mich aus Kundenprojekten herauszuhalten und konzentriere mich viel auf die Weiterentwicklung der Firma. Sprich: nicht arbeiten IN der Firma, sondern AN der Firma. Wir sind mit 25 Mitarbeitern aber noch nicht so groß, dass mein Kontakt zum operativen Geschäft verloren geht. Da wir eine sehr offene Unternehmenskultur mit täglichen Standups und digitaler Transparenz pflegen, kann ich, wenn es brennt, schnell in operative Details einsteigen.

Wirtschaftsforum: Gibt es für Sie Entwicklungen im Bereich Usability, die in diesem Jahr eine zentrale Rolle spielen werden?

Benjamin Uebel: Im Consumer-Bereich sind Sprachsteuerung wie Siri oder Amazon Echo und die Möglichkeiten von Virtual Reality sehr spannende neue Formen der Interaktion zwischen Mensch und Computer. Bei den Mittelständlern sind diese Trend- und Technologie-Themen oftmals gar nicht so relevant: Hier geht es eher darum, ganz grundsätzlich die ersten Schritte auf dem Weg zu mehr Nutzerzentrierung zu gehen und Methoden anzuwenden, die im E-Commerce oder bei Startups schon seit längerer Zeit genutzt werden. Dazu gehören die Entwicklung digitaler Prototypen oder Usability-Tests der Software mit den tatsächlichen End-Anwendern.

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