Neue Wege statt alter Pfade
Interview mit Damian Jaume, Geschäftsführer der Toshiba Europe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Jaume, die Computerindustrie hat sich durch eine immer stärkere Vernetzung und Geräte, die immer mehr Aufgaben übernehmen, in den letzten Jahren stark gewandelt. Wie ist Toshiba damit umgegangen?
Damian Jaume: Das Aufkommen der Tablets vor vier, fünf Jahren war in der Tat ein Wendepunkt für die gesamte Branche. Ab 2015 haben wir in Europa beispielsweise den Absatz von PCs und Fernsehgeräten an den Handel und damit den Endverbraucher zurückgefahren. Inzwischen macht B2B in beiden Bereichen 100% statt wie zuvor 40% aus. Der Grund dafür ist, dass Notebooks bei Privatpersonen mittlerweile zu reinen Gebrauchsgegenständen geworden sind über die sich für die Hersteller nur wenig Möglichkeit zur Differenzierung bietet. Ebenso sinken die Verkaufszahlen bei Tablets und Smartphones. In Europa haben wir darauf reagiert, indem wir uns statt auf Hardware zunehmend auf die Konzeption von PC-Lösungen fokussieren. Stichwort Internet of Things: Das ist eine Revolution in der IT-Industrie, nicht in der Computerindustrie. So hat Toshiba eine eigene Abteilung für die Entwicklung einer IOT-Softwareplattform zur Automatisierung beispielsweise von Produktionsprozessen. Ein Riesenthema, das uns auch zukünftig beschäftigen wird, etwa wenn es um den Aufbau der IOT-Infrastruktur für Unternehmen geht. Das andere große Thema ist Datensicherheit.
Wirtschaftsforum: Welche neuen Entwicklungen gibt es auf diesem Gebiet?
Damian Jaume: Mit dem Toshiba Mobile Zero Client haben wir eine einzigartige Sicherheitslösung geschaffen: Es ist ein Computer, der wie ein Notebook daherkommt – jedoch ohne Festplatte und Speicher, sodass sich keine Daten auf dem Gerät selbst befinden. Es ist ans Unternehmensnetzwerk gekoppelt und kann auch nur darüber gestartet werden – absolut sicher. Darüber hinaus bauen wir nur unser eigenes BIOS (basic input/ output system) ein. Tatsächlich sind wir die Einzigen, die so vorgehen, ebenso wie wir als Einzige die komplette Wertschöpfungskette abdecken. Wir verlassen uns bei der Produktion nicht auf andere.
Wirtschaftsforum: Die Notwendigkeit der Sicherung sensibler Daten betrifft verschiedenste Branchen. Nennen Sie uns einige Beispiele?
Damian Jaume: Aus dem Gesundheitssektor bekommen wir zurzeit die größte Resonanz. Bisher war es aus Datenschutzgründen nicht möglich, außerhalb von Praxis oder Krankenhaus an einem PC zu arbeiten, auf dem Patientendaten gespeichert waren. Das geht jetzt. Auch der Finanzsektor sowie Regierung und militärische Institutionen zeigen Interesse.
Wirtschaftsforum: Wie beeinflussen die Veränderungen im politischen Klima Europas auch weltweit Ihre Märkte? Beispielsweise der Brexit oder auch das sich wandelnde Verhältnis zu den USA?
Damian Jaume: Traditionell sind wir in Großbritannien sehr stark, was auch etwas mit dem hohen Wiedererkennungswert der Marke zu tun hat. Der Brexit hat Einfluss auf den Wechselkurs, aber das bekommen alle Player zu spüren. Doch in einer Phase politischen Wandels steigt immer auch das Bedürfnis nach Sicherheit, genauso wie es auch durch die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus hervorgerufen wird. In Großbritannien legen viele Firmen Investitionen daher erst einmal auf Eis. Das ist nicht gut für uns; andererseits nützt uns das wachsende Interesse an Sicherheitslösungen natürlich auch, und weiter geht es immer! In Deutschland liegt der Fokus derzeit absolut auf Datensicherheit – das ist perfekt für uns. Ich bin überzeugt, dass wir über die nächsten fünf Jahre 80% unseres Umsatzes mit Aktivitäten generieren werden, die nichts mit Computer-Hardware zu tun haben.