Ultraschalltechnologie, die Zukunft schafft
Interview mit Dirk Schnur, Chief Marketing Officer der Telsonic AG
Wirtschaftsforum: Herr Schnur, was ist die Kernkompetenz von Telsonic?
Dirk Schnur: Wir sind Spezialisten für Kunststoff- und Metallschweißen, für Reinigen und Sieben mit Ultraschall. Unser Ultraschallgenerator ist ein Kernprodukt. Das Portfolio von Telsonic reicht von einem breiten Sortiment an Ultraschallkomponenten für den Anlagenbau, bis hin zu kompletten Schweißanlagen. Hauptsächlich sind wir für die Automobil- und Verpackungsindustrie tätig. Zu unseren Kunden zählen viele namhafte Player.
Wirtschaftsforum: Was sind, vor dem Hintergrund der beiden Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung die Themen und Trends Ihrer Branche?
Dirk Schnur: Im Automotive-Bereich ist, getrieben durch die Nachhaltigkeitsbestrebungen und die neuen Technologien, das Thema Leichtbau ganz oben auf der Agenda. Mithilfe unserer Technologien können unsere Kunden den Einsatz von Kunststoff sowie den Materialeinsatz reduzieren und somit das Gewicht und den Spritverbrauch senken. In der Verpackungsbranche entwickeln wir zum Beispiel mit großen Kunden Applikationslösungen aus neuen Bio-Materialien. Wichtige Themen sind hier die Sicherheit das diese innovativen Materialkompositionen dicht geschweißt werden können und hohen optischen Ansprüchen genügen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie fachlich die Alleinstellungsmerkmale für Telsonic am Markt?
Dirk Schnur: Neben dem bewährten longitudinalen Schweißverfahren bieten wir exklusiv das torsionale Ultraschallschweißen mit SONIQTWIST®, welches sich durch geringste Bauteilbelastung auszeichnet. SONIQTWIST® ist besonders beim Dünnwandschweißen von Thermoplasten geeignet. Im Bereich Metallschweißen haben wir unter der Marke PowerWheel® ein Verfahren entwickelt, das zum Beispiel Batterieleitungen mit einem Kontaktteil sicher verbindet. Unser Vorteil in diesem Bereich ist auch unsere langjährige Applikationserfahrung, wir kennen unsere Kunden und deren Bedürfnisse. SONIQTWIST® und PowerWheel® unterstützen somit sehr spezifisch die Trends im Automobilleichtbau, die Anforderungen an Hochvolt-Bordnetze der Elektromobilität und den neuen Biokunststoffen in der Verpackungsindustrie.
Wirtschaftsforum: Über ihre fachliche Expertise hinaus, was glauben Sie, schätzen Ihre Kunden besonders an der Zusammenarbeit mit Telsonic?
Dirk Schnur: Unsere Applikationskompetenz ist hier ein wichtiges Argument. Unsere Kunden möchten Entwicklungen voranbringen, meistens zusammen mit den OEMs. Häufig kommen sie deshalb schon mit ihren ersten Ideen zu uns und suchen in einem frühen Stadium unsere Expertise oder befragen uns zur Machbarkeit. Unsere Kunden sehen in uns einen Partner, oder genauer, einen Lösungspartner. Neben der Applikationslösung ist das Thema Smart Machines für sie von großer Bedeutung und hier sind wir ebenfalls in der Lage innovative Softwarelösungen (Telso®Flex) anzubieten. Häufig sind unsere Kunden Anlagenbauer – wir sind dann, als Partner an ihrer Seite. Unser Geschäft ist zudem über all die Jahre ein Business von Mensch zu Mensch geblieben. Deshalb verfolgen wir seit je her einen partnerschaftlichen Ansatz auf der Basis von Kundennähe. So können wir gleichzeitig schnellstmöglich Ergebnisse liefern. Wir sind so nah am Kunden, dass wir sozusagen täglich „on fire“ sind.
Wirtschaftsforum: In welchen Branchen und Märkten sehen Sie für die kommenden Jahre Perspektiven für Telsonic?
Dirk Schnur: Die Automobilbranche erlebt in diesem Jahr eine regelrechte Rezession. Die spüren wir natürlich auch. Aber wir sind breit aufgestellt. Unter anderem sind wir in den Gesundheitsbereich gegangen und haben uns mit der Herstellung von Atemschutzmasken beschäftigt. Aber: trotz des Rückgangs ist die Automobilindustrie eine starke Branche. Sie braucht nur eine Erholungszeit. Wir sehen deutlich die Trends der Veränderung in der Mobilität und den Trend zum Sharing. Trotzdem wird es weiter eine individuelle Mobilität geben.
Wirtschaftsforum: Zurzeit gelten für die Wirtschaft besondere Umstände. Was sind ihre Pläne für die nächste Zeit?
Dirk Schnur: In den vergangenen Jahren sind wir permanent gewachsen. In diesem Jahr wird dies, der Krise geschuldet, nicht möglich sein und die Atemschutzmasken können nicht allumfänglich kompensieren. Wir fahren auf Sicht und planen nachhaltig. Wir agieren in unserer Kommunikation zurzeit verstärkt digital, aber wir werden Post-Corona unserer Strategie der persönlichen Begegnung treu bleiben. Langfristig verfolgen wir eine internationale Wachstumsstrategie. Deshalb investieren wir jetzt in Infrastrukturen, denn wir werden eine neue Normalität bekommen. Der Konsum wird bleiben, aber das Mind-Setting der jungen Generation wird anders sein.