Vom Leiterplattenbestücker zum EMS-Diensleister

Interview mit Marco Krist, Geschäftsführer der TECTRON WORBIS GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Krist, das Unternehmen sieht heute ganz anders aus als bei seiner Gründung vor 30 Jahren. Was waren die wichtigsten Entwicklungen in dieser Zeit?

Marco Krist: Als das Unternehmen 1991 gegründet wurde, führte man zunächst nur einfache Dienst- und Bestückungsleistungen sowie Montagen durch. Seitdem hat sich unser Unternehmen zu einem kompletten EMS-Dienstleister mit modernsten Ausrüstungsstrecken und neuester Technologie weiterentwickelt. Der Standort hier in Worbis wurde kontinuierlich ausgebaut und wir konnten in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum generieren.

Wirtschaftsforum: Auch das Gesicht des Unternehmens hat sich verändert. Was hat sich dadurch hinter den Kulissen geändert?

Marco Krist: In den letzten Jahren haben wir einen Generationswechsel mit Übergabe an die zweite Generation der Gründerfamilien vollzogen. Während sich die Gesichter geändert haben, sind die Leitprinzipien dieselben geblieben: Der Fokus liegt auf einer langfristigen, vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unseren Kunden, einem eigenfinanzierten Wachstum und schlanken Unternehmensstrukturen. Mit circa 210 Mitarbeitern, einer breit aufgestellten, internationalen Kundenstruktur aus den verschiedensten Industriebereichen sowie einem Jahresumsatz von 50 bis 60 Millionen EUR sind wir gut aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Aufgabe als Geschäftsführer? Was sind Ihre Zukunftsziele?

Marco Krist: Unser Unternehmen ist geprägt durch eine flache Hierarchie, wobei Herr Schneider und ich auch für den Vertrieb und die Kundenakquise verantwortlich sind. Wir sehen die Kundenbetreuung als eine unserer wichtigsten Tätigkeiten an. Letztendlich spielt es keine Rolle, wie gut ein Produkt ist, wenn es die Bedürfnisse der Kunden nicht erfüllen kann. Deshalb sehen wir unsere Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass wir so nah wie möglich an unseren Kunden sind und Beziehungen pflegen, die in vielen Fällen schon mehr als 15 Jahre bestehen – und natürlich interessierte, potenzielle Neukunden von unserem gelebten Geschäftsmodell zu überzeugen.

Wirtschaftsforum: Welche Neuerungen führen Sie derzeit ein?

Marco Krist: Derzeit bewegen wir einiges in Richtung Zukunft. Zum Beispiel sind wir gerade dabei, das Unternehmen strukturell anzupassen. Wir werden unsere Prozesse noch stärker digitalisieren und unsere Produktion modern halten. Um die Qualität zu gewährleisten, setzen wir zunehmend auf die Automatisierung unseres Maschinenparks. Unser Ziel ist es, die Aufträge in Deutschland langfristig zu halten und nicht nach Asien oder Osteuropa abwandern zu lassen. Außerdem befinden wir uns in einer relativ ländlichen Gegend und sind einer der größten Arbeitgeber hier. Dieser Verantwortung wollen wir uns auch in Zukunft stellen. In einigen Fällen ist es schon die zweite Generation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei TECTRON WORBIS ihrer Arbeit nachgehen. Unsere Priorität ist die Sicherung dieser hochqualifizierten Arbeitsplätze.

Wirtschaftsforum: Was können Sie über die aktuelle Marktsituation sagen? Was sind die Gründe für Ihren Erfolg?

Marco Krist: EMS-Dienstleistung beinhaltet viel mehr als nur Leiterplatten zu bestücken und zu liefern. Unser Leistungsspektrum geht viel weiter und viel tiefer – und dies wird auch erwartet. Wir stellen hochkomplexe Produkte her, die oft vielfältige Produktionsschritte erfordern. Dabei besteht die Möglichkeit, ganze Baugruppen mit der dazugehörigen Mechanik bis hin zum Endprodukt zu fertigen. Ein wichtiger Grund für unseren Erfolg ist sicher unsere heterogene Kundenstruktur. Wir versorgen aktuell Kunden aus den Bereichen Automotive, Sicherheitstechnik, Elektronik für erneuerbare Energien, Industrieelektronik, E-Mobility und Medizintechnik. Dies hat sich schon während der Finanzkrise 2008 bewährt und hat uns auch vor den schlimmsten Auswirkungen der Pandemie im letzten Jahr geschützt. Insbesondere die Medizintechnik hat richtig Fahrt aufgenommen. Wir konnten hier einige neue Kunden dazugewinnen und wollen auch in Zukunft diesen Sektor noch stärker ausbauen. In manchen Bereichen muss dazu viel Vorarbeit geleistet werden, um wirklich ‘Fuß fassen’ zu können. Beispielsweise sind für einige Produkte Zertifizierungen durch das Bundesministerium für Informationstechnologie erforderlich. Nur wenige Firmen verfügen über diese Möglichkeit, da die Anforderungen sehr aufwendig sind.

Wirtschaftsforum: Welche Trends sehen Sie am Markt? Wie sind Sie dafür gerüstet?

Marco Krist: Wir befinden uns aktuell tatsächlich vor einer volatilen Marktphase. Wenn die Coronahilfen wegfallen, erwarten wir eine gewisse Bereinigung auch am EMS-Markt. Der Trend, dass viele der kleineren Dienstleister von den größeren geschluckt werden, wird sich noch verstärken. Für uns als stabiles Unternehmen sehen wir hingehen auch große Chancen, wenn wir uns auf die Herausforderungen der kommenden Jahre bestmöglich vorbereiten. Dies beinhaltet besonders die Themen Digitalisierung, gezielte Investitionen in neues Equipment sowie Prozessoptimierung und Automatisierung. Die sehr gute Ausgangslage des Unternehmens wurde besonders durch die ältere Generation gelegt – das gilt es nun kontinuierlich auszubauen und damit die TECTRON WORBIS GmbH in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Die Bewegungskünstler

Interview mit Ralph Breuer, Geschäftsführer der Stromag GmbH

Die Bewegungskünstler

Sie sind unscheinbar, spielen aber in unterschiedlichsten Industrien eine Schlüsselrolle, weil sie im Hintergrund für den reibungslosen Betrieb von Windkraftanlagen, Landmaschinen, Aufzügen, Krananlagen oder Motoren sorgen: schaltbare Kupplungen, Bremsen, hochelastische…

Problemlöser und Formgeber

Interview mit Thomas Schumacher und Thomas Simon, Geschäftsführer der Berthold Kunrath Gruppe

Problemlöser und Formgeber

Der Werkzeugbau ist eine wichtige Säule der deutschen Industrie und gilt als Rückgrat verschiedener Schlüsseltechnologien; beispielhaft ist die Automobilindustrie. Es sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe, die den Sektor…

Leicht, stark, nachhaltig –  die Zukunft gehört dem Leichtbau

Interview mit Andrea Klein, Geschäftsführerin der TUBUS WABEN GmbH & Co. KG

Leicht, stark, nachhaltig – die Zukunft gehört dem Leichtbau

Leichtbau ist weit mehr als eine technische Optimierung – er ist ein entscheidender Faktor für Nachhaltigkeit und Effizienz. Durch intelligente Materialwahl und innovative Konstruktionen lassen sich Gewicht, Energieverbrauch und Emissionen…

Spannendes aus der Region Landkreis Eichsfeld

„Verlässlichkeit ist unsere DNA!“

Interview mit Dr. -Ing. Marco Krist, Geschäftsführer der TECTRON WORBIS GmbH

„Verlässlichkeit ist unsere DNA!“

Was den Kunden wichtig ist, weiß Geschäftsführer Dr. -Ing. Marco Krist genau – und handelt danach. Bei der TECTRON WORBIS GmbH steht der Kunde mit seinen Anliegen im Mittelpunkt –…

Das Glas ist halb voll

Interview mit Jan Rettberg, Geschäftsführer Gebr. Rettberg GmbH

Das Glas ist halb voll

Erlenmeyerkolben, Reagenzgläser, Messzylinder – klassische Laborglasgeräte, die den meisten aus dem Chemieunterricht bekannt sein dürften. Die Gebr. Rettberg GmbH aus Göttingen stellt diese bewährten Klassiker und viele andere Glasgeräte, die…

Willkommen im digitalen Einzelhandel

Interview mit Frank Hagemann, Geschäftsführer der xplace GmbH

Willkommen im digitalen Einzelhandel

In vielen deutschen Innenstädten ist der Wandel des Einzelhandels sichtbar – leere Ladenflächen und eine sinkende Anzahl an Kunden in den Geschäften. Der stationäre Einzelhandel befindet sich vielerorts in einer…

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Benefit für alle

Interview mit Bastian Krause, Geschäftsführer der BLS Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG

Ein Benefit für alle

Immer mehr Menschen steigen vom Auto um aufs Rad. Die BLS Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG mit Sitz in Vellmar fördert diese Entwicklung mit ihrem Dienstrad-Modell. Gründer und Geschäftsführer Bastian…

Kochen in großem Stil

Interview mit Robert Brokelmann, Geschäftsführer der ELRO Großküchen GmbH Deutschland

Kochen in großem Stil

Qualität, Präzision und Langlebigkeit von Produkten sind Assoziationen, die gern mit der Schweiz in Verbindung gebracht werden – und die kein Klischee sind. Das stellen die Kochsysteme der ELRO-WERKE AG…

High-End-Leiterplattenkompetenz

Interview mit Holger Enke, Geschäftsführer der D. Kaupke Leiterplatten Service GmbH

High-End-Leiterplattenkompetenz

Seit über 30 Jahren ist die D. Kaupke Leiterplatten Service GmbH ein verlässlicher Partner für individuelle Leiterplattenlösungen. Als spezialisierter Dienstleister unterstützt das Nürnberger Unternehmen Kunden aus Medizintechnik, Automotive, Luftfahrt und…

TOP