„Wir wollen ein Player werden, an dem OEMs nicht vorbeikommen!“

Interview mit Timo Arnold, COO der TB&C Holding GmbH und Selda Bakir, Marketing und Vertrieb E-Mobility der TB&C Technology GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Arnold, wie würden Sie die Stärken von TB&C charakterisieren?

Timo Arnold: Zum einen decken wir von der Entwicklung bis zum Design sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette ab. Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, sehr flexibel und mit flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen. Wenn wir einen Auftrag haben, legen wir unseren absoluten Fokus auf den Kunden. Wir verfügen über großes Knowhow und langjährige Erfahrung und garantieren höchste Genauigkeiten auch bei großen Stückzahlen. Unsere Fertigung mittels Roboter ist komplett vollautomatisch. Jedes Bauteil wird optisch geprüft und ist mit einem QR-Code versehen.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden und wohin liefern Sie die von TB&C gefertigten Produkte?

Timo Arnold: Unsere aktuell wichtigsten Kunden sind OEMs und Hersteller von Batterien. Und mit Ausnahme von China bedienen wir den kompletten Weltmarkt.

Wirtschaftsforum: Und welche Produkte fertigen Sie für die genannten Kundengruppen?

Timo Arnold: Seit 2008 produzieren wir als TIER1-Lieferant so genannte Sunroof Systems. Große Dachhersteller beziehen von uns Dachabweiser für Premiumfahrzeuge, zum Beispiel für Plattformen von VW BMW, Mercedes und Ford. Dabei werden höchste Anforderungen an die Mechaniken für die Schiebedächer gestellt, weil es sich um sicherheitsrelevante Bauteile handelt. Weitere Produkte sind unter anderem Battery Junction Boxes, Zellkontaktierungssysteme, Batterieeinheiten und Batteriemanagementsysteme, allesamt Schlüsselkomponenten für die Elektromobilität. Als direkter OEM Lieferant entwickeln wir diese Teile in enger Abstimmung mit unseren Auftraggebern.

Wirtschaftsforum: Wann wurde TB&C gegründet und wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt.

Timo Arnold: TB&C entstand 2004 aus einem Manegement-buy-out des Philipps Konzerns. 2010 haben wir eine Produktionsstätte in Mexiko eröffnet, 2014 folgte ein weiteres Werk in Rumänien. Bis 2018 bildeten die Sunroof Systems unser Kerngeschäft. Dann haben wir gemeinsam mit der RWTH Aachen erforscht, welche Produktsegmente wir in der E-Mobilität bedienen könnten. Ein Jahr später haben wir unseren ersten Auftrag bekommen und dürfen BMW, Porsche, Tesla, Lucid und VW nun zu unseren direkten Kunden zählen. An unseren drei Standorten beschäftigen wir insgesamt 600 Mitarbeiter, die im letzten Jahr einen Umsatz von 75 Millionen EUR erwirtschaften.

Wirtschaftsforum: Wie ist ihr Vertrieb organisiert und was machen Sie in punkto Marketing?

Selda Bakir: Unser Vertrieb basiert auf zwei Säulen. Zum einen kümmern sich unsere Key Account Manager um die Key Accounts. Unsere Development Manager - so wie ich - suchen nach neuen Kunden, neuen Märkten und neuen Potenzialen für uns. Da wir keine eigenen Produkte haben, besuchen wir Fachmessen eher als Besucher. Außerdem sind wir auf LinkedIn präsent und bauen unser direktes Netzwerk weiter aus, um Beziehungen zu pflegen.

Wirtschaftsforum: Wie weit sind Sie digitalisiert?

Timo Arnold: Sämtliche Abläufe bei uns sind von vorne bis hinten digital geplant und strukturiert.

Wirtschaftsforum: Und wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?

Selda Bakir: Hier müssen wir zunächst die Anforderungen des Gesetzgebers und unserer Kunden erfüllen. Außerdem soll unser Hauptsitz Herborn durch den projektierten Solarpark am Standort künftig völlig energieautark und bis Ende 2024 voraussichtlich vollständig klimaneutral arbeiten können.

Wirtschaftsforum: Und wohin geht die Reise für TB&C in den kommenden Jahren?

Timo Arnold: Wir werden unser Standbein E-Mobilität weiter ausbauen, noch mehr Kunden gewinnen und unser Portfolio erweitern. Wir wollen zum Player werden, an dem OEMs nicht vorbeikommen. Neben den Batterien wollen wir künftig auch Vorder- und Hinterachsen bestücken. In diesem Bereich wurde schon das erste Projekt gewonnen. Bis 2030 wollen wir eine halbe Milliarde Jahresumsatz generieren.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Leicht, stark, nachhaltig –  die Zukunft gehört dem Leichtbau

Interview mit Andrea Klein, Geschäftsführerin der TUBUS WABEN GmbH & Co. KG

Leicht, stark, nachhaltig – die Zukunft gehört dem Leichtbau

Leichtbau ist weit mehr als eine technische Optimierung – er ist ein entscheidender Faktor für Nachhaltigkeit und Effizienz. Durch intelligente Materialwahl und innovative Konstruktionen lassen sich Gewicht, Energieverbrauch und Emissionen…

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Interview mit Bernd Glauner, Geschäftsführender Gesellschafter der Ferd. Haecker GmbH & Co. KG

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Die Ferd. Haecker GmbH & Co. KG aus Pforzheim hat sich in vielen Branchen als verlässlicher, kompetenter und kundennaher Zulieferer von Halbzeugen aus Kupfer, Kupferlegierungen und Aluminium einen Namen gemacht.…

Problemlöser und Formgeber

Interview mit Thomas Schumacher und Thomas Simon, Geschäftsführer der Berthold Kunrath Gruppe

Problemlöser und Formgeber

Der Werkzeugbau ist eine wichtige Säule der deutschen Industrie und gilt als Rückgrat verschiedener Schlüsseltechnologien; beispielhaft ist die Automobilindustrie. Es sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe, die den Sektor…

Spannendes aus der Region Lahn-Dill-Kreis

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Die Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH blickt mit inzwischen zwei Filialen in Mittelhessen auf fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Sanitätshausgeschäft zurück. Neben Pflegebetten und Aktivrollstühlen vertreibt das Unternehmen mit ERGOFITair…

Verpackungstechnologie: Innovation nach Maß

Interview mit Holger Merz, CEO der MERZ Verpackungsmaschinen GmbH

Verpackungstechnologie: Innovation nach Maß

Seit der Gründung durch Eckhard Merz im Jahr 1971 steht die MERZ Verpackungsmaschinen GmbH in Lich für technische Präzision und maßgeschneiderte Verpackungslösungen. CEO Holger Merz führt das Familienunternehmen heute in…

Die Gebäudetechnik der Zukunft

Interview mit Michael Übel, Geschäftsführer der KLE Gruppe

Die Gebäudetechnik der Zukunft

Seit ihrer Gründung im Jahr 1979 hat sich die Kretz + Wahl Gebäudetechnik GmbH & Co. KG von einem traditionellen Handwerksbetrieb zu einem innovativen Marktführer in der Gebäudetechnik…

Das könnte Sie auch interessieren

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Interview mit Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Kiesel GmbH

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Ob Glasfaserausbau, Großbaustellen oder Recyclingzentren – ohne leistungsfähige Maschinen kommt heute keine Infrastrukturmaßnahme mehr aus. Die Kiesel GmbH aus Baienfurt gilt als eines der führenden Familienunternehmen im Bereich Baumaschinenhandel und…

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Interview mit Jens Junker, CEO der ROTOP Pharmaka GmbH

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Am Standort der ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden wird bereits seit 1958 im Bereich der Nuklearmedizin geforscht. Heute produziert das Unternehmen Pharmazeutika für die nuklearmedizinische Diagnostik, unter anderem im Bereich…

Lebensqualität und gute Sicht

Interview mit Domenic von Planta, CEO der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH

Lebensqualität und gute Sicht

„Better Quality of life for patients“ lautet die Vision der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH in Kleinostheim. Mit seinen Lasersystemen für die refraktive Augenchirurgie setzt das Unternehmen seit über 30 Jahren immer…

TOP