„Bei erneuerbaren Energien Bürger integrieren“
Interview mit Lothar Beckler, Technischer Werkleiter der Stadtwerke Feuchtwangen


Wirtschaftsforum: Herr Beckler, die Stadtwerke Feuchtwangen sind schon lange für die Versorgung der Bürger in ihrer Region zuständig. Gab es in den letzten Jahren einschneidende Entwicklungen im Unternehmen?
Lothar Beckler: Die Stadtwerke Feuchtwangen sind ein Eigenbetrieb der Stadt Feuchtwangen und für die Versorgung des Stadtgebiets mit Gas, Strom und Wasser zuständig. Im Bereich Strom könnten wir auch deutschlandweit tätig werden; wir sind aber sehr lokal aufgestellt. Im Februar vergangenen Jahres haben wir für den Bereich der erneuerbaren Energien eine Tochtergesellschaft, die nahKraft GmbH & Co.KG, gegründet. Unter ihr gibt es seit September 2021 eine weitere Firma, die BreitBAND Glasfasernetze SW GmbH, an der das Telekommunikationsunternehmen Bisping & Bisping mit 49% beteiligt ist. Mit ihr haben wir die Möglichkeit, Breitband-Infrastruktur im Stadtgebiet und den Kommunen aufzubauen.
Wirtschaftsforum: Was planen Sie nun mit nahKraft?
Lothar Beckler: Wir erzeugen grünen Strom durch Photovoltaikanlagen auf Freiflächen und auf den Dächern, aber auch durch Windenergie. Es geht also auch um Digitalisierung und Speichertechnologie. Gerade haben wir einen Windpark geplant.
Wirtschaftsforum: Windkraftanlagen vor der eigenen Haustür treffen oft auf Widerstand. Wie ist das bei Ihnen?
Lothar Beckler: Das ist richtig, deshalb ist uns sehr daran gelegen, die lokale Bevölkerung zu integrieren und den Bürger mitzunehmen. Bei den Windparks trägt die Stadt das Risiko, aber die Rendite kommt den Bürgern zugute. Damit hoffen wir, die Akzeptanz der erneuerbaren Energien zu fördern und die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen.
Wirtschaftsforum: Und wie ist der Stand beim Ausbau der Breitband-Infrastruktur?
Lothar Beckler: Bereits in der Vergangenheit haben wir viele Leerrohre verlegt, sodass wir jetzt das Glasfasernetz sehr schnell aufbauen können.
Wirtschaftsforum: Was ist in Ihren Augen der wichtigste Erfolgsfaktor der Stadtwerke Feuchtwangen?
Lothar Beckler: Unsere lokale Verbindung zu den Bürgern. Aus wirtschaftlichen Gründen hätten wir in der Coronazeit viele Preise erhöhen müssen, haben es aber nicht getan. Durch unsere ‚nahe Kraft‘ wollen wir unabhängiger von den Energiemärkten werden und damit den Bürgern eine Preisstabilität garantieren.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie sich konkret gesetzt?
Lothar Beckler: Bis 2035 wollen wir nur noch grünes Erdgas und bis 2030 ausschließlich grünen Strom anbieten. Dafür besteht allerdings noch Handlungsbedarf bei der Speichertechnologie. Wir arbeiten bereits eng mit Biogas- Anlagenbetreibern zusammen und werden in diesem Bereich eventuell neue Genossenschaften gründen. Ganz wichtig für die Umsetzung der Energierevolution ist aber die Verlässlichkeit der Politik. Niemand möchte das Windrad im eigenen Garten haben, alle wollen aber grüne Energie nutzen können, und das zu einem vernünftigen Preis. Hier ist die Politik gefordert, zur Wirtschaftlichkeit ihren Beitrag zu leisten und die Bürger mitzunehmen.
Wirtschaftsforum: Was ist für Sie der wichtigste Aspekt bei der lokalen Energiegewinnung?
Lothar Beckler: Durch die ‘kleine’ Erzeugung auf regionaler Ebene wird die Wertschöpfung vor Ort gehalten und die Abhängigkeit von den großen Energiemärkten nimmt ab. Davon können alle profitieren.