Vom Antrieb, globale Probleme zu lösen
Interview mit Dipl.-Ing. Rainer Hertle, Geschäftsführer der SPN Schwaben Präzision Fritz Hopf GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Hertle, welche Ereignisse waren in der langen Geschichte von SPN besonders wichtig?
Rainer Hertle: Die Firma wurde 1919 in Glashütte als feinmechanische Werkstatt gegründet und ist bis 1945 konstant gewachsen. Durch den Krieg wurde sie praktisch komplett auf null zurückgesetzt. Man fing Ende 1945 in Nördlingen wieder neu an mit der Herstellung von hochpräzisen Uhren und Zahnrädern. In den 1950er- und 1960er-Jahren stand dann die hochpräzise Antriebstechnik im Mittelpunkt. Die Mitarbeiter wurden schon damals sehr stark beteiligt, was unsere Unternehmenskultur bis heute geprägt hat. In den letzten Jahrzehnten hat man sich immer mehr auf kundenspezifische Lösungen konzentriert. Dies ist heute der Kern des Unternehmens. Die lange Firmengeschichte macht deutlich, wie Veränderungen im Umfeld immer wieder zum Anlass wurden, sich neu zu orientieren, den Mut zu haben Neues zu wagen und sich dem Wandel zu stellen und dadurch neue erfolgreiche Phasen einzuläuten. Auch heute können wir uns darauf verlassen, dass die Mitarbeiter engagiert, loyal und bereit sind, für die derzeitigen Herausforderungen Lösungen zu finden.
Wirtschaftsforum: Wie erleben Sie ansonsten diese Corona-Krisenzeit?
Rainer Hertle: Wir hatten Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Da wir im letzten Jahr viel investiert haben, mussten wir unternehmenssichernde Maßnahmen ergreifen. Größere Projekte, zum Beispiel zur Digitalisierung, werden wir nun 2021 vollenden. Ich würde mir wünschen, dass wir im Nachgang der Krise sehr genau hinschauen, welche der angeordneten Maßnahmen sinnvoll waren und welche nicht, welche Lehren wir daraus ziehen und wie wir in Zukunft mit einer solchen Situation umgehen.
Wirtschaftsforum: Was sind die Kernkompetenzen von SPN?
Rainer Hertle: Wir entwickeln kundenspezifische Antriebslösungen vor allem für die Branchen Textil, Robotik, Automatisierung, Luftfahrt, Medizintechnik, Energietechnik sowie Lebensmittel- und Umwelttechnik. Mindestens zwei Drittel unserer Produkte werden direkt oder mit dem Endprodukt ins Ausland geliefert. Was uns dabei besonders auszeichnet, ist unser Fokus auf hochqualifizierte, präzise Antriebstechnik auf einem Level, das technologisch die Spitze des Machbaren ist.
Wirtschaftsforum: Seit wann wirken Sie an der Entwicklung des Unternehmens mit und welche Impulse können Sie ihm geben?
Rainer Hertle: Ich bin seit Ende 2012 technischer Geschäftsführer. In den letzten Jahren haben wir unsere internen Prozesse an die neuen Anforderungen des Marktes angepasst. Unter der Überschrift ‘SPN goes 4.0’ werden wir die Digitalisierung weiter vorantreiben. Gerade jetzt befassen wir uns mit strategischen Themen, etwa damit, wie wir zum Beispiel die Nutzung von regenerativer Energie in unsere Geschäftstätigkeit und unsere Prozesse integrieren. Ihren Anteil konnten wir bereits von 13% auf 65% steigern. Ein Schwerpunkt wird auch darauf liegen, nachhaltige und umweltgerechte Technologien und Maschinen zu entwickeln. Das sind für mich wichtige Zukunftsthemen.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?
Rainer Hertle: Wir lassen uns immer direkt auf unsere Partner ein und kommen schnell zu einer Lösung. Das prägt auch unser Verhalten intern. Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Wenn wir etwas machen, dann machen wir es ‘gescheit’. Das gilt nach außen ebenso wie nach innen. Ein wesentlicher Aspekt unserer Kultur ist die soziale Verantwortung. Das Unternehmen wurde lange von dem Ehepaar Fritz und Lieselotte Hopf geprägt. Sie haben eine Stiftung gegründet, die die Hauptanteile von SPN hält, mit dem Ziel, das Unternehmen zu erhalten und die Bildung von jungen Menschen zu fördern. Sie unterstützt unter anderem Schulen und Hochschulen in der Region und darüber hinaus. Zum 100-jährigen Jubiläum haben wir gemeinsam mit einem örtlichen Verein ein Projekt ins Leben gerufen, um eine Schule in Tansania aufzubauen. Wir sehen das als kleinen Beitrag zu einer Lösung der globalen Probleme wie etwa der Flüchtlingsströme.
Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit an?
Rainer Hertle: Ich möchte den Menschen in der Region die Möglichkeit bieten, an der Entwicklung von Technologie und unserer Gesellschaft teilzuhaben. Mein Wunsch ist, dazu beizutragen, dass es unserer Generation gelingt, unsere Lebensverhältnisse zu sichern und die Ressourcen der Welt so zu nutzen, dass auch meine vier Kinder und die nachfolgenden Generationen in einer lebenswerten Welt leben können.