Meister des Spagats
Interview

Wasser für Injektionszwecke, Elektrolytlösungen, Vitaminzubereitungen, Schmerzmittel, pflanzliche und homöopathische Zubereitungen, sterile Betäubungsmittel – mit diesem Portfolio hat sich Solupharm insbesondere bei mittelständischen Pharmaunternehmen, die ihre Produkte weltweit vertreiben, einen Namen als zuverlässiger und kompetenter Lohnhersteller gemacht.
Rundum-Sorglos-Pakete für die Kunden
"Neben der fachlichen Kompetenz ist eine außerordentliche Flexibilität ein entscheidendes Unternehmens-charakteristikum", betont Friedemann Seitz, der das Unternehmen in der zweiten Generation als Geschäftsführer leitet. "Der individuelle Kundenwunsch ist immer unser Maßstab. Wir kümmern uns um unsere Kunden, erarbeiten um die Wünsche herum eine Lösung und bieten ein ausgefeiltes ‘Rundum-Sorglos-Paket’ an."
Dieses Rundum-Sorglos-Paket umfasst neben Abfüllung und Verpackung natürlich auch die komplette Analytik, einschließlich Stabilitätsuntersuchungen. Solupharm bietet etikettierte und unetikettierte Bulkware sowie fertig konfektionierte Ware in unterschiedlichsten Varianten.
Bei der Verpackung kann der Kunde zwischen Bulkware, Einzel- und Mehrfachfaltschachteln, Kunststoff- und Pappwellenteilen auswählen. Die Zubereitung erfolgt in Glasampullen von 1 bis 30 ml sowie Glasvials von 5 bis 500 ml.
Ein klarer Fokus
Die Lohnherstellung ist seit langem das Markenzeichen von Solupharm. Die Wurzeln gehen in das Jahr 1974 zurück, allerdings firmierte die Firma vorher als Aesculap-Apotheke Melsungen. Schon damals bildete die Lohnherstellung – zu der Zeit für einen großen Krankenhausversorger – den Schwerpunkt der Tätigkeiten.
„Wir sind fokussiert und technisch auf dem neuesten Stand.“ Friedemann Seitz
Im Laufe der Zeit kristallisierte sich mit der Lohnfertigung kleiner und mittlerer Chargengrößen steriler Arzneimittel ein klares Produktportfolio heraus. Immer wieder investierte Solupharm, um Kapazitäten gezielt auszubauen. 2005 wurde ein Neubau bezogen, um den wachsenden Bedarf und die steigenden Anforderungen an die Fertigung zu erfüllen. Mittlerweile gibt es bereits vier Anbauten.
"Wir hatten immer eine sehr hohe Investitionsbereitschaft", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Friedemann Seitz. "Das war letztlich entscheidend. Andere, die dies nicht hatten, sind inzwischen vom Markt verschwunden. Wir agieren hier in einer Nische, in der längst eine Bereinigung stattgefunden hat. Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem sehr großen Anforderungsprofil auf der einen Seite und dem hohen Kostendruck, dem Arzneimittel ausgesetzt sind, auf der anderen. Es ist oft ein wahrer Spagat. Wir müssen zahlreiche gesetzliche Bestimmungen erfüllen, benötigen eine entsprechende technische Ausrüstung von Reinräumen und müssen unsere Mitarbeiter laufend schulen. Das heißt, die Rendite ist schmaler, man braucht die richtige Balance zwischen Investition und Ergebnis. Weil viele Unternehmen diese notwendigen Investitionen scheuen, verzeichnen wir einen Kundenzuwachs. Wir sind fokussiert und technisch auf dem neuesten Stand, das ist ein Pluspunkt auf dem Markt. Auch zahlreiche Reformen und Kürzungen haben unsere Auftragsbücher weiter gefüllt."
Fachliche Kompetenz in Einklang mit ausgeprägten Soft Skills
Am Standort Melsungen sind heute 280 Mitarbeiter für Solupharm tätig, der Umsatz lag 2012 bei 40 Millionen EUR. Auch wenn die meisten Stammkunden in Deutschland ansässig sind, bilden Dänemark, die Niederlande, Italien und Frankreich weitere wichtige Absatzmärkte.
Um die führende Marktposition auszubauen, wird Solupharm auch künftig die Produktivität steigern, Prozesse optimieren und den Automatisierungsgrad erhöhen. Chancen sehen die Melsunger vor allem auf besonders anspruchsvollen Märkten wie dem US-Markt mit seinen strikten gesetzlichen Auflagen und Gebühren, die für viele große Einstiegshürden bilden.
"Für Massenprodukte wird es eher eine Abwärtsspirale geben, maximal eine Stabilisierung", so Friedemann Seitz. "Wir sehen uns ganz klar als Exklusivanbieter für sterile Arzneimittel. Es gibt Überlegungen, stärker im Ausland aktiv zu werden und eventuell eine Fertigungsstätte in Russland zu etablieren. Wir werden auf jeden Fall ein Dienstleistungsbetrieb bleiben. Weil wir immer anspruchsvollere und komplexere Projekte bekommen, brauchen wir neben der Fertigungkompetenz immer stärker eine hohe Analytikkompetenz. Hier werden wir uns weiter aufstellen. Wir gehören bereits zu den führenden Lohnherstellern Europas, allerdings in klassischen Gebieten. Wir werden auch künftig keine ‘Biologicals’ herstellen, die doch nach wie vor einem sehr begrenzten Patientenkreis zukommen. Wir bleiben ein Familienbetrieb, werden unsere Eigenständigkeit wahren und uns durch unsere ausgeprägten Soft Skills vom Markt unterscheiden. Wir werden auch weiterhin den Spagat meistern, den der Markt von uns fordert."