Überzeugen durch Aha-Effekt
Interview mit Wolfgang Gruber, Geschäftsführer der Semic RF Electronic GmbH
„Wir möchten eine einzigartige Technologie auf den Weltmarkt bringen und den Menschen damit das Leben erleichtern“, beschreibt Wolfgang Gruber seine Motivation für das Engagement bei der SEMIC RF Electronic GmbH. Seit gut einem Jahr konzentriert sich das Unternehmen auf Lösungen für Industrie und Medizin, welche die Möglichkeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 nutzen. Mit den Sparten SEMIC Industries, SEMIC Health und SEMIC Sidekick deckt das Unternehmen gleich drei Segmente Künstlicher Intelligenz (KI) ab.
Ungeahnte Möglichkeiten
Am Vorbild einer industriellen Anwendung erläutert Wolfgang Gruber die fantastischen Möglichkeiten, die KI heute bietet: „So läuft zum Beispiel eine Maschine im Betrieb rund. Wir bilden deren Vibrationen digital ab und es sind entsprechende Schwingungen zu sehen. Sobald der reguläre Betrieb gestört wird – etwa durch eine exzentrische Welle, Reibung, Schmieröl-Verharzung oder ähnliches – ändert sich das Vibrationsbild. KI registriert die Veränderung, analysiert sie und leitet entsprechende Gegenmaßnahmen in Echtzeit ein.
„Wir möchten eine einzigartige Technologie auf den Weltmarkt bringen und den Menschen damit das Leben erleichtern.“ Wolfgang GruberGeschäftsführer
Eine andere Anwendung betrifft die Aufzugstechnik. So gibt zum Beispiel ein Lift das Signal ‘Ich brauche Service, sonst bleibe ich in spätestens zwei Wochen stehen.’ Preventive Maintenance nennen wir diese Mensch-Maschinen-Methode. Im Zugverkehr lassen sich damit technische Mängel und menschliches Versagen komplett ausschließen.
“Nicht minder beeindruckend sind die Anwendungen des Geschäftsfeldes SEMIC Health. Hier revolutioniert KI mit den sogenannten Digital Body Totals (DBT) Diagnostik und Therapie. Als digitaler Zwilling menschlicher biologischer Systeme sammelt DBT Daten und individuelle Parameter. Deren Analyse erlaubt sehr hochwahrscheinliche Vorhersagen und bietet damit Möglichkeiten zur frühen und extrem zielgerichteten Therapie. Wolfgang Gruber: „DBT kann dem Arzt sehr schnell sagen ‘Behandele deinen Patienten auf diese Weise und du wirst sehr wahrscheinlich erfolgreich sein.’ In den USA haben wir für DBT bereits die FDA-Zulassung bekommen, in der EU wollen wir als nächstes starten.
“Begeistert berichtet der Geschäftsführer auch über die Möglichkeiten von SEMIC Sidekick: „Wir präsentieren den ersten elektronischen Mitarbeiter, der alles kann. Er kann als virtueller Assistent Terminkalender organisieren, selbständig Nachrichten an Geschäftspartner versenden. Er telefoniert mit Kunden, schließt Verträge ab, liest Excel- und Word Dokumente, interpretiert sie und handelt auf Grundlage dieser Informationen. Dieser elektronische Mitarbeiter ist 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr einsetzbar. Unseren Kunden berechnen wir für diesen Dienst einen monatlichen Festpreis. Dafür übernimmt das System zudem die Lagerverwaltung, erstellt Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Bilanzen auf Knopfdruck.“
Konkrete Lösungen
Entschieden tritt Wolfgang Gruber dem Argument entgegen, KI sei ein Job-Killer: „Unsere Produkte dienen dazu, Menschen zu entlasten, andererseits schaffen sie Freiraum für Kreativität und Innovation für neue Arbeitsplätze. Der digitale Mitarbeiter baut neue Kommunikations-Möglichkeiten rund um die Kundschaft auf. Mit KI stehen wir an der Schwelle des nächsten industriellen Zeitalters. Mit dem Internet hat man sich damals auch schwergetan. Bill Gates hatte die Vision, dass jeder einen PC besitzt. Mercedes Benz leitete das Zeitalter des Automobils ein. Seinerzeit hielt man es zunächst auch für Teufelszeug und sagte: ‘Das wird nichts.’ Auch wir begegnen heute großen Vorbehalten und Ängsten. Langfristig wird es den Menschen aber besser gehen. Wir bieten konkrete Lösungen an, nicht nur ‘heiße Luft’.“
„Wir präsentieren den ersten elektronischen Mitarbeiter, der alles kann.“ Wolfgang GruberGeschäftsführer
Positive Resonanz
Die im Oktober 1986 gegründete SEMIC RF Electronic GmbH beschäftigt heute fünf Mitarbeiter in Taufkirchen. An einem weiteren Standort in Indien entwickeln weitere 120 Beschäftigte Software für die Anwendungen der KI. „Wir haben schon viele positive Referenzen“, freut sich Wolfgang Gruber. In den USA bezahlen Versicherer bereits Lizenzkosten für KI, weil die Einsparungen so groß sind. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es auch in Europa so weit sein wird. Unseren Erfolg machen die Möglichkeiten unserer drei Werkzeuge aus. Durch Empfehlungen im Medizinsektor haben wir bereits Tausende Lizenzen im Umlauf, die allesamt bezahlt werden. Auf der anderen Seite sparen die Unternehmen damit Millionen. In zwei bis drei Jahren sehen wir uns beim Umsatz im dreistelligen Millionenbereich – ganz, ganz konservativ gerechnet.“