Thermisches Spritzen – innovativ und nachhaltig
Interview mit Claudia Hofmann, Geschäftsführende Gesellschafterin der Rybak + Hofmann rhv-Technik GmbH + Co. KG
Wirtschaftsforum: Frau Hofmann, was sind aktuell Themen, Trends und Innovationen in Ihrem Unternehmen?
Claudia Hofmann: Thermisches Spritzen ist insgesamt am Markt ein wichtigeres Thema geworden. Vor Kurzem haben wir einen Preis der Hochschule Neu-Ulm für unser thermisches Spritzen mittels 3-D-Druck gewonnen. Aktuell findet die Lösung Einzug in die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen unserer Kunden. Die Spritzschichten müssen zudem immer höhere Anforderungen erfüllen. Im Bereich der E-Mobilität werden zum Beispiel immer mehr Schichten für die elektrische Standfestigkeit entwickelt. Elektrische Leitfähigkeit ist in der Branche ein wichtiger Aspekt. Zurzeit sind wir in ein Projekt mit einer Universität involviert. Hier geht es um dichte und kompakte Schichten, die für Anwendungen im Suspensionsspritzen interessant sind.
Wirtschaftsforum: Gibt es auch neue Entwicklungen in Richtung mehr Nachhaltigkeit?
Claudia Hofmann: Wasserstoff ist ein Thema, steckt aber noch in der Grundlagenforschung. Die Rohrleitungen müssen sehr dicht sein, sodass auch das kleinste Wasserstoffmolekül nicht durchkommt. Dies ist eine neue chemische Anforderung, die die bislang existente thermische Spritztechnologie so noch nicht abdecken kann. Darüber hinaus beschäftigen wir uns natürlich mit dem Lieferkettengesetz, da es unsere Kunden unmittelbar betrifft. Gemeinsam mit anderen Unternehmen unserer Branche engagieren wir uns in einem Arbeitskreis für CO2-neutrale Produktion. Was unser Unternehmen selbst betrifft, so setzen wir seit vielen Jahren Ökostrom und LED-Beleuchtung ein. Dieses Jahr werden wir unsere Prozesse auf grundsätzliche Einsparpotenziale untersuchen. Wir werden unter anderem neue Spritzkabinen einsetzen, die zum Beispiel über Wärmerückgewinnung und Photovoltaik betrieben werden können.
Wirtschaftsforum: Inwieweit ist die Digitalisierung ein Treiber für Innovationen und mehr Nachhaltigkeit.
Claudia Hofmann: Die Kunden möchten live und real-time den Stand der Fertigung nachverfolgen können. Aber in der Tat suchen sie dazu gern den persönlichen Kontakt und nutzen nicht die vorhandenen Portale. Die Digitalisierung unterstützt in vielerlei Hinsicht die Fertigung. Zum Beispiel setzen wir seit Kurzem ein Exoskelett ein, eine digitale Hebeunterstützung, die man sich als Tragkraft umschnallt, sodass das menschliche Skelett, insbesondere der Rücken, geschont wird. Aktuell haben wir für die Wartung der Anlagen eine eigene App entwickelt. Damit können unsere Mitarbeiter dann über Tablets die Anlagen unserer Kunden remote warten und leichter Daten sammeln. Dies ist auch intern ein großer Schritt für uns. Ich stelle immer wieder fest, dass manche Mitarbeiter Angst vor Roboterisierung und Anonymisierung haben. Mir ist es sehr wichtig, sie bei allen Neuentwicklungen mitzunehmen.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre wichtigsten Zielgruppen und wo sehen Sie Potenzial für die kommenden Jahre?
Claudia Hofmann: Wir sind besonders stark in der Dichtungs- und Pumpenindustrie. Diese sind Hauptlieferanten für die Öl- und Gasbranche. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen stellen sie sich jetzt breiter auf. Damit wandeln sich auch unsere Geschäftsfelder - und wir wandeln uns mit ihnen. Die Bereiche E-Mobilität, E-Antriebstechnik im allgemeinen und Dichtungstechnik nehmen zu. Vielversprechendes Potenzial sehen wir auch im Bereich Food.
Wirtschaftsforum: Was sind bei Ihnen wichtige Themen für das Jahr 2023?
Claudia Hofmann: Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind wichtige Themen auf unserer Agenda 2023. Beides sind keine abgeschlossenen Prozesse, sondern fortwährende Entwicklungen. Insbesondere die Digitalisierung ist ein wichtiges Werkzeug, um unsere Prozesse zu optimieren.
Wirtschaftsforum: Wo möchten Sie das Unternehmen langfristig am Markt platzieren?
Claudia Hofmann: Wir werden konsequent die Engineering-Beratungsleistung vorantreiben. Hier möchten wir uns als starker Partner positionieren. Insgesamt bleiben wir aber vor allem unserer Philosophie der breiten Aufstellung, der Unabhängigkeit und der Solidität treu. Mit diesen Werten sind wir zu dem geworden, was wir heute am Markt sind.