Regionalität und Internationalität – für mehr Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstandes

Interview mit Kirsten Schnieders-Schrewe, Commerzbank

Vita

Kirsten Schnieders-Schrewe leitet seit 2011 die Abteilung Cash Management und International Business der Mittelstandsbank der Commerzbank in Bielefeld. Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau ist sie über verschiedene Positionen in den Vertrieb, später in den Firmenkundenvertrieb gewechselt. Sie war drei Jahre lang Teamleiterin im Sales-Bereich. Kirsten Schnieders-Schrewe ist verheiratet und Mutter eines zweijährigen Sohnes.

Wirtschaftsforum: Frau Schnieders-Schrewe, Sie sind das Gesicht der Mittelstandskampagne. Warum haben Sie mitgemacht? Was bedeutet das für Sie?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Seit 24 Jahren bin ich für die Commerzbank tätig, aktuell verantworte ich das Cash Management sowie das Internationale Geschäft im Gebiet Westfalen-Lippe-Ems. Auf unsere Ergebnisse im Mittelstandsgeschäft bin ich sehr stolz. Wir sind mittlerweile in Deutschland an 150 Standorten und international an 70 Standorten Partner des Mittelstandes und wir sind eine der führenden Banken bei der Abwicklung von Exportakkreditiven. Das sind unsere Vorteile. Der Spot spiegelt diese Aussagen treffend wider, und daher habe ich nicht gezögert, das Gesicht der Mittelstandsbank zu sein.

Wirtschaftsforum: Was würden Sie sagen, waren Meilensteine oder wichtige Entwicklungen im Mittelstandsgeschäft der Commerzbank in den vergangenen fünf Jahren?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Es ist uns gelungen, in einem schwierigen Markt weiter zu wachsen. Der Vorteil dabei war, dass in der Commerzbank bereits 2004 ein eigener Vorstandsbereich Mittelstandsbank etabliert wurde. Hier war klares Ziel, das Geschäftsmodell ganz klar an den Bedürfnissen unserer Kunden auszurichten. Ein Geschäftsmodell, das uns als strategischen, verlässlichen regionalen und internationalen Partner mittelständischer Unternehmer ab einem Jahresumsatz von 2,5 Millionen EUR positioniert.

Wirtschaftsforum: Was sind konkrete neue Angebote, die Sie seit 2009 auf den Weg gebracht haben?

Kirsten Schnieders-Schrewe: In meinem Bereich Cash Management und International Business haben wir beispielsweise unseren ganzheitlichen Betreuungsansatz anhand der Liefer- und Wertschöpfungskette der Kunden weiter ausgebaut. Gemeinsam mit dem Kunden suchen wir nach passgenauen Lösungen bei Liquiditätsströmen, nach mehr Effizienz, und analysieren, wo genau die Bedürfnisse des Kunden sind. Wir arbeiten hier stringent lösungsorientiert und in enger Zusammenarbeit mit den Kunden. Darüber hinaus werden wir der zunehmenden Internationalisierung unserer Kunden gerecht und haben unsere internationalen Standorte weiter ausgebaut. Kürzlich haben wir in der Schweiz sechs Standorte eröffnet, allein in China sind wir mit vier Standorten vertreten und im nächsten Jahr folgt Brasilien.

 

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Sie auf der einen Seite von Großbanken, wie zum Beispiel der Deutschen Bank, und auf der anderen Seit von regionalen Playern wie den Volksbanken Raiffeisenbanken oder den Sparkassen?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Wir sind regional und international sehr gut aufgestellt und führend im Bereich Außenhandel. Das ist unser USP und das unterscheidet uns von anderen Kreditinstituten.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet das konkret?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Das bedeutet, dass unsere Betreuer vor Ort sind und einen umfassenden Eindruck von den Unternehmen haben. Das bedeutet auch, dass unsere Kunden mit den Betreuern im Ausland in ihrer Muttersprache sprechen können. Das schafft Vertrauen, denn Geld ist und bleibt ein sensibles Thema.

Wirtschaftsforum: Die Commerzbank ist ja sehr stark im gehobenen Mittelstand. Welche Bedeutung hat der kleinere Mittelstand?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Gerade auch der kleinere Mittelstand ist für uns sehr wichtig. Wir begleiten Unternehmen ab 2,5 Millionen EUR Jahresumsatz. Aktuell möchten wir verstärkt Kunden aus dem kleineren Mittelstandssegment gewinnen. Denn gerade die kleineren mittelständischen Unternehmen, die zunehmend in die Internationalisierung gehen, brauchen die Expertise einer Großbank. Wir können schnell Kredite vergeben, bei Bedarf Spezialisten hinzuziehen, und wir betreuen persönlich. Ein Kredit bis zu fünf Millionen EUR kann innerhalb von drei Tagen genehmigt werden.

Wirtschaftsforum: Die Bankenbranche hat in der Vergangenheit Fehler gemacht und seit der Finanzkrise ist auch die ‚Vertrauenskrise‘ gegenüber Banken ein geflügeltes Wort. Können Sie das bezüglich Ihrer mittelständischen Kunden bestätigen? Und was machen Sie heute besser?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Wir stehen seit 1870 als zuverlässiger Partner und Kreditgeber an der Seite des Mittelstandes. Während der Finanzkrise haben sich viele Landesbanken und internationale Banken aus dem Mittelstandsgeschäft zurückgezogen. Das haben wir nicht getan. Im Gegenteil: Wir haben unsere Produkte, unsere Dienstleistung und auch unsere IT verbessert, und wir haben unser Betreuungsnetz ständig erweitert. Natürlich haben auch wir Fehler gemacht und daraus gelernt. Das Verhalten und auch die Bedürfnisse der Kunden ändern sich ständig und wir bleiben hier am Ball. Wir erheben regelmäßig Kundenbefragungen, um den Bedürfnissen unserer Kunden noch passgenauer zu begegnen. Zugegeben, unsere Portallösungen könnten an der einen oder anderen Stelle noch serviceorientierter sein, aber daran arbeiten wir. Die Bankenbranche hat insgesamt viel an Vertrauen einbüßen müssen. Auch heute noch kommen hin und wieder Kunden zu uns und äußern sich zur Entwicklung des Aktienkurses oder zur Berichterstattung in den Medien. Unsere Erfahrung zeigt aber: Wenn die Beratung stimmt, ist der Kunde zufrieden. Wir sind stolz, dass wir beim jüngsten Test des Deutschen Instituts für Servicequalität Testsieger geworden sind.

Wirtschaftsforum: Was wollen Sie in Zukunft tun, um den deutschen Mittelstand im internationalen Vergleich noch wettbewerbsfähiger zu machen?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Es geht uns, wie gesagt, nicht nur um die quantitative, sondern auch um eine qualitative Weiterentwicklung, insbesondere um die Digitalisierung unseres Bankgeschäfts. Wir arbeiten aktuell an Multikanallösungen. Sie sollen keineswegs ein Ersatz für persönliche Beratung sein, ganz im Gegenteil: Ziel ist es, an allen Orten und zu jeder Zeit für unsere Kunden erreichbar zu sein. Bei all diesen Weiterentwicklungen unseres Geschäftsmodells bleibt klar im Fokus, der verlässliche, vertrauenswürdige und langfristige Partner unserer mittelständischen Kunden zu bleiben.

Wirtschaftsforum: Gibt es konkrete Pläne oder Projekte für 2015?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Wir haben vor kurzem bereits den öffentlichen Sektor in fünf Kompetenzzentren gebündelt, daran arbeiten wir weiter. Es sollen noch effizientere Entscheidungswege gewährleistet werden, um Kommunen und deren Töchtern das Finanzmanagement zu erleichtern.

Wirtschaftsforum: Frau Schnieders-Schrewe, was ist Ihre Vision für die Mittelstandsbank?

Kirsten Schnieders-Schrewe: Unser Ziel ist es, DIE Hausbank für internationale Geschäftstätigkeiten zu werden. Ganz konkret ist es unser Zielbild 2020, die führende Mittelstandsbank im Herzen Europas und Partner für den Mittelstand weltweit zu werden. Wir werden bereits 2015 eine neue Filiale in Brasilien aufbauen und auch in den kommenden Jahren unser internationales Filial-Netzwerk konsequent ausbauen.

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