Mit neuem Antrieb die Zukunft bewegen

Interview mit Jacques Guyon, Geschäftsführer und Alexis Trouillet, Geschäftsführer der REDEX GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Guyon, REDEX ist ein weltweit agierendes Unternehmen, das sich auf anspruchsvolle Lösungen für die Hochpräzisionsindustrie spezialisiert hat und mit Innovation und Quality made in Europe überzeugt. Wie sah die Entwicklung der Gruppe bis heute aus? 

Jacques Guyon: Das Unternehmen wurde 1949 in Frankreich gegründet; damals stand die Entwicklung eines neuen Planetengetriebes im Fokus, das sich für viele verschiedene Anwendungen eignete; für Draht, Folien, Band, für die Synchronisierung mechanischer Komponenten. Im Laufe der Zeit kristallisierten sich schließlich drei Schwerpunkte heraus: die Antriebstechnik, Präzisionswalzwerke und die Bandbehandlungstechnologie. 

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich diese Weiterentwicklung an der heutigen Aufstellung ablesen und wie entwickelte sich der Standort Deutschland?

Alexis Trouillet: REDEX hat sehr früh, schon in den 1950er-Jahren, damit begonnen, extern zu wachsen. In Deutschland wurden Produkte zunächst über Vertreter vertrieben, mit Gründung der REDEX GmbH 2006 begann der Direktvertrieb. 2012 wurde mit der Bühler GmbH ein Wettbewerber in Pforzheim übernommen, 2017 folgte die Ungerer GmbH, 2020 die BWG technologies GmbH; vor zwei Jahren kam es zur Fusion der drei Unternehmen. Heute beschäftigt die Gruppe 400 Mitarbeiter, davon 100 in Deutschland. Das Besondere ist, dass wir hier nicht nur entwickeln, sondern auch produzieren und montieren. Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen mit außergewöhnlich technologieorientierten Standorten. Früher war der Maschinenbau stark mechanisch geprägt; heute ist viel automatisiert, wodurch die Qualität verbessert und die Effizienz erhöht wurde. Heute verstehen wir uns als klassisches mittelständisches Unternehmen mit einer Vielzahl an Applikationen und Märkten. REDEX steht für eine breite Aufstellung mit ausgeprägtem Fachwissen. 

Wirtschaftsforum: Wie teilen Sie sich die Geschäftsführung der REDEX GmbH auf? 

Jacques Guyon: Wir ergänzen uns hervorragend. Als CTO verantworte ich den Bereich Technologie, berate aber auch im Bereich Präzisionswalzwerke. 

Alexis Trouillet: Am Standort Pforzheim haben wir ein großes Werk, wo produziert, montiert und vertrieben wird. Hier sehe ich meinen Aufgabenbereich. Ein wichtiges Thema, mit dem ich mich gemeinsam mit den Manager unseres Unternehmens beschäftige, ist die Organisation. Wie die meisten Maschinenbauunternehmen in Deutschland spüren wir, dass die demografische Entwicklung zunehmend konkrete Auswirkungen auf unsere Organisation hat. Über Jahrzehnte hinweg war unsere Belegschaft relativ stabil. Da nun viele Mitarbeitende bald in den wohlverdienten Ruhestand gehen werden, müssen wir uns schnellstmöglich darauf vorbereiten, neue Talente aus der jungen Generation zu gewinnen und sorgfältig zu integrieren. Wir müssen das zukunftsrelevante Know-how an die neue Generation weitergeben und sowohl unsere Kundenorientierung weiterentwickeln als auch unsere Profitabilität sichern. Der Markt verändert sich jedoch fortlaufend – und die Menschen müssen in diesem Wandel mitgenommen werden.

Wirtschaftsforum: Kommen wir zurück auf die Produkte. Gibt es besondere Highlights? 

Jacques Guyon: Eine große Herausforderung ist die Elektrifizierung der Industrie. Für Anwendungen in der E-Mobilität müssen zum Beispiel neue Werkstoffe gewalzt werden. Ein anderes Thema betrifft das Recycling von Werkstoffen, in das wir stark involviert sind. Recycelte Materialien haben andere Eigenschaften und müssen anders behandelt werden. 

Alexis Trouillet: Um wirklich innovativ zu sein, vernetzen wir uns und gehen Partnerschaften mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, Start-ups und Lieferanten ein. Diese Fähigkeit zu kooperieren, um Spitzentechnologie zu entwickeln, ist ein Alleinstellungsmerkmal. 

Wirtschaftsforum: Welche He­rausforderungen sehen Sie aktuell am Markt? 

Jacques Guyon: Herausfordernd sind die geopolitischen Unsicherheiten. Einige unserer Kunden müssen deshalb auf Projekte verzichten, da diese Risiken für sie nicht tragbar sind. Auf der anderen Seite investieren viele Kunden trotz der aktuellen Lage, da sie dank unserer Maschinen erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielen können – selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen. 

Alexis Trouillet: Die wertvollste Ressource eines Unternehmens sind seine Mitarbeitenden. Auch in unserem Markt ist es äußerst wichtig, den Faktor Mensch weiterhin in den Mittelpunkt zu stellen. Trotz aller Möglichkeiten, die durch modernste Technik wie Elektrifizierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz entstehen, dürfen wir nicht vergessen, dass der Mensch für nachhaltigen Erfolg unverzichtbar bleibt. Für unsere Kunden entwickeln und produzieren wir hochmoderne Maschinen, die komplexe Aufgaben bewältigen müssen. Sie dienen nicht nur dazu, die gewünschte Leistung zu erbringen, sondern ermöglichen auch, dass Änderungen oder ungeplante Ereignisse wie etwa Störungen von den Bedienenden schneller, zuverlässiger und sicherer gehandhabt werden können. Selbst wenn Maschinen lernfähig sind, können sie die Erfahrung und Anpassungsfähigkeit der Bedienenden nicht vollständig ersetzen. Auch intern spielt der Faktor Mensch eine zentrale Rolle. Ohne die Neugier, die gegenseitige Unterstützung und das interkulturelle Denken der einzelnen Mitarbeitenden können wir als Team die hohen Anforderungen des Marktes nicht erfolgreich meistern.

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