Mit Innovation ‘auf Draht’

Interview mit Christian Beck, Geschäftsführer der Raimund Beck KG

Wirtschaftsforum: Herr Beck, die Raimund Beck KG hat eine lange Geschichte. Welches waren dabei wichtige Meilensteine?

Christian Beck: Unsere Firmengeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1904, als das Unternehmen von meinem Urgroßvater Karl Beck gegründet wurde. Seitdem ist es immer im Besitz unserer Familie gewesen. Heute haben wir knapp 400 Mitarbeiter in acht Firmen an sechs Standorten in fünf Ländern. Meilensteine gab es in den 117 Jahren unseres Bestehens viele, aber ich möchte einige nennen, die sozusagen die Eckpfeiler unserer Unternehmensgeschichte bilden.

Sie beginnt mit dem Patent der verklebten Klammer, dessen Potenzial Karl Beck als Erster erkannte und nutzte. Eigentlich durch Zufall war er auf das Patent gestoßen, dessen Inhaber nicht recht wusste, was er damit anfangen sollte. Unsere Firma übernahm es und begann ab 1933 als erstes Unternehmen weltweit mit der Produktion verklebter Heftkammern. Ab 1949 konzentrierten wir uns ausschließlich auf Befestigungstechnik, weil mein Großvater Raimund das Gefühl hatte, dass die Klammer bei der zunehmenden Produktivität im Nachkriegsdeutschland eine große Rolle spielen würde. Damit hat er einen guten Riecher bewiesen und den Grundstein dafür gelegt, dass wir heute eines der wichtigsten Unternehmen in der europäischen Befestigungsindustrie sind.

Ein weiterer Meilenstein wurde in den 1960er-Jahren erreicht. Damals gab es mit der EWG und der EFTA zwei rivalisierende Wirtschaftsräume. Mein Großvater fand eine Möglichkeit, die Zölle dieser beiden Wirtschaftsräume zu umgehen, indem er gleich hinter der Grenze zu Österreich, also auf EFTA-Gebiet, eine Filiale aufbaute, um zollfrei in den EFTA-Raum liefern zu können. Das war der Startschuss für ein extrem dynamisches Wachstum. In den 1970er-Jahren hat mein Vater Günther das Geschäft internationalisiert. 1989 hat er die Firma Fasco in Bologna gekauft, einen Hersteller für Schussapparate. Seitdem sind wir ein Systemanbieter. 1991 folgte ein Standort in den USA und damit die Präsenz vor Ort in einem für uns sehr wichtigen Markt. 2014 haben wir im Zeichen der Konsolidierung mehrere Standorte hier in Mauerkirchen zusammengeführt.

„Unsere gesamte Unternehmensstrategie ist auf Innovationen ausgerichtet.“ Christian BeckGeschäftsführer
Christian Beck

Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen steht damals wie heute für Innovation. Was umfasst Ihr Portfolio und welche Innovationen sind dabei wichtig?

Christian Beck: Wir haben fast 35.000 Befestigungs- und Verbindungsmittel im Sortiment. Dazu gehören magazinierte Klammern, Nägel, Stifte und Nagelschrauben sowie mehr als 100 Modelle an Eintreibgeräten, mit denen diese Verbindungsmittel verarbeitet werden. Innovationen spielen dabei eine maßgebliche Rolle, unsere gesamte Unternehmensstrategie ist darauf ausgerichtet. Zu den wichtigsten gehört in jedem Fall unser LIGNOLOC® Holznagelsystem, ein ökologisches Befestigungssystem aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Mit diesem nachhaltigen System haben wir beispielsweise den German Design Award und den Green Product Award gewonnen.

Eine weitere Innovation sind die SCRAIL® Nagelschrauben, ein Hybrid aus Schraube und Nagel, der sich wie ein Nagel einschießen und wie eine Schraube ausdrehen lässt – also quasi das Beste aus beiden Welten. Weiterhin gehören Automationslösungen dazu, beispielsweise stationäre Aggregate für Produktionsanlagen, um automatisiert effizienter arbeiten zu können. Dann haben wir noch eine Division ‘Clip Systems’; hier stellen wir die Aluminiumclips sowie die Anlagen zum Verschließen von beispielsweise Wursthülsen her.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre wichtigsten Märkte und wer sind Ihre Kunden?

Christian Beck: Die wichtigsten Märkte sind die USA, Skandinavien, West- und Zentraleuropa sowie Australien/Neuseeland. Insgesamt sind wir in 65 Ländern tätig. Unsere Kunden kommen aus der Baubranche und da in erster Linie aus dem Holzbau, aus der Möbelindustrie, dem Automotivesektor, der Schuh- und Textilindustrie – alles Bereiche, in denen etwas befestigt werden muss.

Wirtschaftsforum: Was streben Sie für Ihr Unternehmen in der Zukunft an?

Christian Beck: Unsere Innovationsstrategie werden wir immer weiter ausbauen, mit Fokus auf nachhaltige Befestigungssysteme. Unsere Vision ist, dass irgendwann ein Bauprojekt komplett mit nachhaltigen Befestigungssystemen umgesetzt werden kann. Wir werden kontinuierlich weiter an Produktivität und Effizienz arbeiten, was wir vor allem über weitere Digitalisierung erreichen werden.

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