Form entspricht Funktion
Interview mit Roland Heiler, Managing Director der Porsche Design GmbH
Das Studio F. A. Porsche versteht sich als Designagentur für Premium-Designservices und gestaltet seit 1972 Produkte, Transportmittel und Räume für Kunden auf der ganzen Welt. „1972 war die große Zäsur, als die Familie Porsche die Entscheidung getroffen hat, dass sich die Familienmitglieder aus dem operativen Geschäft in die Aufsichtsgremien zurückziehen“, berichtet Geschäftsführer Roland Heiler, der ein echtes Porsche-Eigengewächs ist, angefangen von der Ausbildung zum Technischen Zeichner in den 1970er-Jahren über das Studium am Royal College of Art in London mit einem Stipendium von Porsche und mehrjähriger Tätigkeit für Porsche in Kalifornien bis zur Rückkehr nach Österreich vor fast 15 Jahren.
„Es war der Wechsel vom Automobildesign zum Produktdesign, der mich nach Österreich gebracht hat“, sagt der erfahrene Manager. „Prof. Ferdinand Alexander Porsche hatte das Studio 1974 von Zuffenhausen nach Zell am See verlegt. Der erste Auftrag war, eine Uhr für verdiente Mitarbeiter zu entwickeln. Er hat die erste schwarze Uhr gestaltet, was damals eine Revolution auf diesem Gebiet war. Das war keine Modeentscheidung, sondern bei der Uhr hat ihn vor allem die Funktion interessiert; die lag vor allem bei der Ablesbarkeit und da hat er den Vergleich zu den Rennwagen gezogen, bei denen das gesamte Armaturenbrett schwarz ist, außer den Indizes, damit die Rennfahrer sie schnell ablesen konnten.“
„Wir gestalten alles, von der Insulinspritze über die Megayacht bis zum Hochhaus.“ Roland HeilerManaging Director
Zahlreiche Design-Ikonen
1978 kam die Wechselglasbrille, ein weiteres revolutionäres Produkt, bei dem man die Brillengläser selbst auswechseln konnte. „Ferdinand Alexander Porsche hat hierfür die Pilotenform gewählt, die von der US Air Force als ideale Form für den Schutz des Auges entwickelt wurde“, erklärt Roland Heiler. „Das erschien ihm von der Funktion her als die beste Form. Damit war eine weitere Design-Ikone geboren, die wir bis zum heutigen Tag im Sortiment haben.“ Es folgten zahlreiche weitere Produkte wie Uhren, Brillen und Schreibgeräte.
Im Jahr 2003 hat die Porsche AG zwei Drittel der Porsche Design Group übernommen, zu der auch das Studio in Zell am See gehört. „Danach hat sich Prof. Ferdinand Alexander Porsche sukzessive zurückgezogen“, erläutert Roland Heiler. „Aber viele Mitarbeiter waren damals schon über 20 Jahre hier und hatten die ganze Zeit mit ihm an den Projekten gearbeitet. Sie hatten seine Design-Philosophie, die perfekte Symbiose aus Form und Funktion, verinnerlicht und beibehalten. Dieser sind wir auch heute noch treu. Wir stellen fest, dass unsere Kunden zu uns kommen und genau diese Haltung auch in ihren Produkten wiederfinden wollen.“
„Unser Ziel ist immer, die Dinge funktional und qualitativ hochwertig zu gestalten.“ Roland HeilerManaging Director
So wenig Design wie möglich
Zu den herausragendsten Projekten gehören das an einen Sportwagen angelehnte Design einer hochseetauglichen Superyacht mit dem Schiffbauer Dynamiq in Monaco sowie die Gestaltung des SkyWheel-Wolkenkratzers in Kuala Lumpur inklusive 90 Designer-Suiten für den malaysischen Immobilienentwickler M101. „Wir gestalten alles, von der Insulinspritze über die Megayacht bis zum Hochhaus“, sagt Roland Heiler. „Dabei versuchen wir immer, so wenig Design wie möglich zu verwenden. Wir versuchen, die Dinge funktional und qualitativ hochwertig zu gestalten. Mit dieser Haltung kann ich sehr viele Bereiche angehen, ohne dass ich mich verbiegen muss. Das ist ein Stück weit unser Erfolgsrezept.“
‘Design equals function’ lautete die Philosophie von Herrn Porsche. Ästhetik und Funktion mussten immer auf Augenhöhe sein.“ Mit dieser Philosophie erfüllt das Studio F. A. Porsche auch die wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit. „Wir haben von Anfang an die Idee des Lebensbegleiters verfolgt“, erklärt Roland Heiler. „Wegwerfsachen waren nie attraktiv für uns, unsere Designs waren immer schon als Erbstück geeignet. Wenn man sich unsere Zeit heute anschaut, wo viel über den Missbrauch der Ressourcen auf dem Globus gesprochen wird, erscheint mir das als eine tolle Philosophie, die wir weiterverfolgen wollen.“