Gereinigt werden muss immer

Interview mit Horst Erbel, Vorstandsvorsitzender der Pero AG

Wirtschaftsforum: Wie geht es Ihnen und Ihren 200 Mitarbeitern?

Horst Erbel: Wir haben in der Branche einen guten Namen und sind stark im Export. Aber natürlich merken wir, dass aktuell 25% des Umsatzes fehlen. Ich habe bisher noch niemanden entlassen müssen. Das funktioniert auch dank der hervorragenden Leistung der Bundesregierung mit dem Instrument der Kurzarbeit sehr gut. Derzeit haben wir noch 75% unseres Umsatzes. Dazu im Vergleich ein Blick zurück: Der Auftragseingang lag bei der Finanzkrise 2009 bei 30%. Ich denke, wenn wir offen und ehrlich mit unseren Partnern umgehen, dann überwinden wir diese Krise.

Wirtschaftsforum: Vertrauen und Optimismus sind also auch für Sie als Unternehmer wichtig?

Horst Erbel: Ja, das ist das A und O im Verhältnis zu den Kunden, Lieferanten und auch zu den Banken. Das gegenseitige Vertrauen und die Zuverlässigkeit sind im ganzen Wirtschaftsleben notwendig. Dann wird auch in einer Krise das Schlimmste abgewendet. Wir pflegen eine gute Unternehmenskultur, wodurch wir mehrere Wirtschaftskrisen überlebt haben. Die Mitarbeiter haben großes Vertrauen in die Firma und wir in sie. Unsere Mitarbeiter denken massiv in Richtung Unternehmen. Sie wissen, wie wir in der Krise ticken.

Wirtschaftsforum: Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Horst Erbel: Das Wichtigste für mich ist, das Unternehmen wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Die finanzielle Lage ebenso wie die Sicherung der Arbeitsplätze. Gleichzeitig braucht ein Unternehmen aber auch immer eine gute technische Entwicklung. Das gehört zusammen. Man muss als Unternehmen einen Plan haben: Wo wollen wir hin? Welche Produkte wollen wir produzieren, welche Märkte wollen wir ansprechen? Diesen Plan muss man konsequent verfolgen und umsetzen.

Wirtschaftsforum: Beim Stichwort Weiterentwicklung lässt sich festhalten, dass sich Pero seit der Gründung 1958 kontinuierlich weiterentwickelt hat.

Horst Erbel: Wir kommen ursprünglich aus dem handwerklichen Bereich. Produkte wurden immer stärker industrialisiert und immer intelligenter. Der Kunde kann unsere heutigen Reinigungsanlagen immer leichter bedienen. Der Maschinenbau geht zudem stark in Richtung Digitalisierung. Maschinen informieren. Gewerke und Handwerker müssen sich konstant weiterbilden. Und auch das sieht man an unserer Geschichte. Wir begannen mit Reinigungsanlagen und Oberflächentechnik. Heute ist alles vollautomatisch und wir sind der Spezialist für Anlagen zur Teilereinigung. Alle Maschinen sind für eine robuste Verwendung ausgelegt. Wir beliefern weltweit Unternehmen aus den Bereichen Automobil, Luftfahrt, Schmuck, Uhren, Elektro und optische Industrie sowie der Medizintechnik.

Wirtschaftsforum: Was sind das für Anlagen zur Teilereinigung?

Horst Erbel: Unsere Maschinen sind automatisch arbeitende Reinigungsanlagen in vielen Größen. Für kleine Teile wie Zeiger oder Zahnräder einer Uhr im Waschkörbchen bis hin zu großen Teilen zum Reinigen in einer Eurogitterbox. Auch die Reinigungsmittel sind vielfältig: von wässrigen Lösungen bis zu Kohlenwasserstoffen, modifizierten Alkoholen und CKW. Der Schmutz den wir entfernen, ist im mg-Bereich, aber auch bei anderen Teilen wie Press- und Stanzwerkzeugen mit Metallabrieb und festgebranntem, verharztem Fett.

Wirtschaftsforum: Gibt es wichtige Neueinführungen?

Horst Erbel: Auch kleine und mittlere Unternehmen brauchen Reinigungsanlagen. Normalerweise kostet so eine Anlage 150.000 bis 200.000 EUR. Jetzt haben wir eine Neuentwicklung für 75.000 EUR. Diese vollwertige Maschine hat alles, was zum erfolgreichen Reinigen notwendig ist. Sie benötigt wenig Service. Wichtig ist: sie meldet auch, wenn bestimmte Sensoren zum Ausfall der Maschine kommen könnten. Ausfälle der Maschinen sind für die Produzenten das Allerschlimmste. Diese Maschine heißt S1 – das S steht für super. Sie ist für Firmen gedacht, die eine ökonomische Lösung brauchen. Sie ist ein gutes Zeichen dafür, dass wir nie stehen bleiben. Aber auch unsere bewährten Anlagenreihen der R- und N-Serie sind technisch auf dem neuesten Stand.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Zukunft aus?

Horst Erbel: Wir möchten das Unternehmen stärker europäisch ausrichten. Unser Markt ist Europa – ich will keinen anderen Markt haben, doch es müssen sich noch einige Dinge ändern. Ich glaube, dass Menschen alles regeln können, wenn man sie nur lässt. Mich persönlich treibt der Erfolg an und damit meine ich nicht das Geld, sondern den Willen zur Veränderung.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Harte Schale – flexibler Kern

Interview mit Ing. Dietmar Freyhammer, Geschäftsführer der Christian Pfeiffer Maschinenfabrik GmbH

Harte Schale – flexibler Kern

Wenn während eines Mahlprozesses eine einzelne Platte innerhalb der Trennwand bricht, dringen Mahlkugeln in das Innere der Trennwand ein und können diese zerstören. Ein daraus resultierender Produktionsstop ist ein Szenario,…

Groß mit Süßem

Interview mit Dipl.-Ing. Volker Günnel, Direktor Vertrieb und Marketing der CHOCOTECH GmbH

Groß mit Süßem

Gummibärchen, Kaubonbons, Müsliriegel, Schaumküsse: Viele Verbraucher können dem Reiz des Süßen nur schwer widerstehen – und geben ihm regelmäßig nach. Laut Statistik sogar mehrmals in der Woche. Eine anhaltend positive…

Clevere Maschinen, smarte Prozesse

Interview mit Ing. Rainer Haag, Geschäftsführer der ematric gmbh

Clevere Maschinen, smarte Prozesse

Internationaler Wettbewerb, steigende Kosten und anhaltender Fachkräftemangel formen ein dynamisches Umfeld für produzierende Unternehmen. Entsprechend effizient und fehlerfrei müssen Produktionsprozesse funktionieren, um wettbewerbsfähig zu sein. Die ematric gmbh aus Österreich…

Spannendes aus der Region Augsburg

Taschen von Generationen für Generationen

Interview mit Laura Faller und Jürgen Faller, Geschäftsführer der Koffer-Kopf GmbH & Co. KG

Taschen von Generationen für Generationen

Die Übergabe eines Familienunternehmens an die nächste Generation ist immer eine Herausforderung. Der Koffer-Kopf GmbH & Co. KG, einem der führenden Lederwareneinzelhändler in Deutschland, gelingt dies aktuell bereits zum vierten…

Naturziegel für ein angenehmes Wohngefühl

Interview mit Johannes Stengel, Geschäftsführer der Ziegelwerk Stengel GmbH & Co. KG

Naturziegel für ein angenehmes Wohngefühl

Holz, Beton, Stahl oder sogar Heuballen – die Bauherren von heute haben die Qual der Wahl, wenn es darum geht, sich für ein Baumaterial zu entscheiden. Oft sorgen traditionelle oder…

Kunzmann – die Glühweinmacher

Interview mit Guido Grebe, Geschäftsführer KUNZMANN Weinkellerei - Mineralbrunnen - Fruchtsaft GmbH & Co. KG

Kunzmann – die Glühweinmacher

Rudolf Kunzmann ist der Erfinder des trinkfertigen Glühweins in Flaschen, doch die KUNZMANN Weinkellerei-Mineralbrunnen-Fruchtsaft GmbH & Co. KG hat, wie der Name auch sagt, weitaus mehr zu bieten. Das Familienunternehmen…

Das könnte Sie auch interessieren

„Ich wünsche mir mehr Mut, Grenzen infrage zu stellen“

Interview mit Stefanie Rud, Geschäftsführerin der Ortner Reinraumtechnik GmbH

„Ich wünsche mir mehr Mut, Grenzen infrage zu stellen“

Das Thema Luft- und Reinraumtechnik hat in Zeiten einer Viruspandemie die breite Gesellschaft erreicht. So war auch die Expertise von Stefanie Rud, Geschäftsführerin der Ortner Reinraumtechnik GmbH, in den letzten…

Werterhaltung: Wenn herkömmliche Produkte versagen

Interview mit Andreas Krebs, Geschäftsführer der ambratec GmbH

Werterhaltung: Wenn herkömmliche Produkte versagen

Instandhaltung, Reinigung und Pflege in herausfordernden Umgebungen, wie zum Beispiel im Handwerk, den Kommunen oder in der Industrie müssen höchste Ansprüche erfüllen. Die Wirksamkeit der verwendeten Mittel steht meistens an…

Reinheit kommt von innen

Interview mit Benjamin Brügger, Sales Director der MOOG Cleaning Systems AG

Reinheit kommt von innen

„An Reinigung denkt man immer zuletzt. Dann kommen wir ins Spiel und müssen Lösungen finden“, erklärt Benjamin Brügger, Sales Director der MOOG Cleaning Systems AG aus Worb in der Schweiz.…

TOP