Bauprodukte, bei denen die Chemie stimmt

Interview mit Timur Rönnert, Geschäftsführer der PCI Bauprodukte AG

Wirtschaftsforum: Herr Rönnert, die PCI Bauprodukte AG hat eine lange, ereignisreiche Firmengeschichte – bitte erzählen Sie uns davon.

Timur Rönnert: PCI Bauprodukte AG in der Schweiz ist Teil einer globalen Gruppe für Bauchemie, der Master Builders Construction Chemicals, kurz MBCC. Ein sehr markanter Einschnitt in unserer Geschichte waren die Jahre 2006 bis 2020, als PCI zur BASF gehörte, dem größten Chemieunternehmen der Welt. Vor 2006 bestand diese globale Gruppe aus verschiedenen Teilen, deren Wurzeln teils weit über 100 Jahre in die Vergangenheit reichen. Das Bauchemieunternehmen in der Schweiz, das später Teil der BASF wurde, ist über 100 Jahre alt und praktisch eines der beiden ältesten Bauchemieunternehmen der Welt: die beiden ältesten sind Sika und Menadier, Letztere eine unserer Vorgängerfirmen, beide um 1900 in Zürich gegründet. Seit dem 1. Oktober 2020 sind wir mit der MBCC nun wieder eine eigene Gruppe mit 7.500 Mitarbeitern und bewegen uns im Spannungsfeld zwischen Chemie, Bautechnik und Ingenieurwesen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die heutige Unternehmensstruktur aus, gibt es weitere Standorte außer Zürich?

Timur Rönnert: Wir sind in der Schweiz mit zwei Standorten aufgestellt: Heute sind wir nicht mehr direkt in Zürich, sondern haben vor einigen Jahren unser Headquarter in Holderbank, 20 km von Zürich entfernt, bezogen. Hier befinden sich Kundendienst, Labor und Anwendungstechnik, während unsere Produktion und das Lager an unserem zweiten Standort in Kaisten angesiedelt sind. Viele der Produkte, die wir vertreiben, kommen aus Italien oder Deutschland, aber die Hälfte unserer Produkte produzieren wir in Kaisten.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte und Produktbereiche sind im Portfolio von PCI Bauprodukte AG heute besonders wichtig?

Timur Rönnert: Wir haben an sich zwei große Produktbereiche. Der eine umfasst die sogenannten Betonzusatzmittel: Zu unseren Kunden in diesem Bereich gehören Betonwerke und Hersteller von Betonfertigteilen sowie Hoch- und Tiefbauunternehmen, die Beton direkt auf der Baustelle herstellen und verarbeiten. Hier sind am wichtigsten die Fließmittel, wie unser MasterGlenium – quasi der Champagner unter den Fließmitteln. Es hilft dabei, den Wassergehalt im Beton zu reduzieren, wodurch sich eine höhere Dauerhaftigkeit und eine bessere Verarbeitbarkeit ergeben. Diese Produkte stellen wir auch in der Schweiz her. Der zweite Bereich umfasst das Sortiment der Marke PCI. PCI ist Marktführer im Bereich Fliesen und Natursteine und bietet Produkte an wie zum Beispiel Ausgleichsmassen, Abdichtungen, Fliesenkleber und Fugenmaterialien. Das zweite Standbein der PCI sind Spezialmörtel, zum Beispiel für die Betoninstandsetzung oder im Tiefbau für Kanäle, Schächte und Pflästerungen. Mit unserem Fliesenkleber PCI Flexmörtel feiern wir gerade Jubiläum, den haben wir vor 50 Jahren auf den Markt gebracht. In diesem Bereich können wir auch mit etlichen sehr innovativen Produkten aufwarten, etwa PCI Durapox®Premium, ein spezieller Epoxidharzmörtel, der sehr säure- und chemikalienbeständig sowie wasserundurchlässig ist. Das PCI-Sortiment vertreiben wir über den Fachhandel, während wir uns bei den Betonzusatzmitteln mit der Marke Master Builders Solutions direkt an die Betonproduzenten wenden.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie nach der Herauslösung aus der BASF Ihre heutige Aufgabe, eher strategisch oder eher operativ?

Timur Rönnert: Ich bin von der Ausbildung her Chemiker und bin so zur BASF gekommen. Dort habe ich mich betriebswirtschaftlich und betontechnologisch weitergebildet. Die BASF beliefert uns auch jetzt noch auf internationaler Ebene mit vielen Rohstoffen. Chemie ist sehr international, aber die Baubranche ist sehr lokal. Es gibt in den Ländern große Unterschiede hinsichtlich der Art und Weise, wie gebaut wird und der Vorschriften und Gepflogenheiten. Ich bin zuständig für den Schweizer Markt und dafür, herauszufinden, was er benötigt – in Abstimmung mit der Gruppe.

Wirtschaftsforum: Haben Sie dabei ein bestimmtes Steckenpferd?

Timur Rönnert: Der Bereich Beton mit der Marke Master Builders Solutions liegt mir eigentlich am nächsten. Der Werkstoff Beton hat seit Beginn des letzten Jahrhunderts Bauten ermöglicht, die vorher undenkbar waren: Staudämme, Hochhäuser, überhaupt Infrastruktur – an sich ein Wundermittel, der mengenmäßig am meisten hergestellte Stoff der Menschheitsgeschichte. Das Thema ist auch insofern so spannend, als dass damit auch im Hinblick auf die Umwelt eine große Verantwortung verbunden ist, denn Hauptbestandteil von Beton ist Zement, bei dessen Herstellung große Mengen CO2 anfallen. Ohne Beton geht es nicht, aber wir müssen darauf achten, bei der Herstellung so nachhaltig wie möglich zu sein. Wir sind Innovationsführer und wollen das auch bleiben – und stolz sein auf unsere Produkte.

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