Wir halten dicht

Interview mit Friedrich Köster, Geschäftsführer der Paul Köster GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Köster, was sind aktuell die wichtigsten Säulen von Paul Köster und wo sehen Sie sich damit am Markt?

Friedrich Köster: Unsere wichtigsten Bereiche sind individuelle Dichtheitsprüf- und Montagemaschinen sowie Automation. Hier zählen wir zu den ersten drei Anbietern europaweit. Wir unterscheiden uns von vielen Wettbewerbern durch unsere sehr hohe Fertigungstiefe, denn wir sind in der Lage, rund 85% der Produktionsinhalte selbst abzudecken.

Wirtschaftsforum: Was sind im Bereich der Dichtheitsprüfung aktuelle Trends und Entwicklungen am Markt?

Friedrich Köster: Bei uns geht es um die Prüfung von Gehäuseteilen, die fluidführend sind, also mit Wasser, Ölen, oder Kältemitteln. Hier wird der Umweltgedanke immer wichtiger. Es dürfen keine Öle und kontaminierte Flüssigkeiten nach außen treten. Wir nehmen zurzeit eine gravierende Veränderung am Markt wahr. Bei Verbrennern wurden bislang viele Teile auf Dichtheit geprüft, in der E-Mobilität werden es circa 70% weniger Teile sein. Die technische Grundlage ist die gleiche, hinzu kommen weitere Produkte, wie zum Beispiel Batteriegehäuse, die auch auf Dichtheit geprüft werden müssen. Der Markt wird in den kommenden Jahren schrumpfen, die Stückzahlen geringer und entsprechend der Wettbewerb härter.

Wirtschaftsforum: Was sind zurzeit Ihre Innovationsthemen in der Montagetechnik?

Friedrich Köster: Auch hier erweitern wir unser Spektrum im Bereich Verbrenner und E-Mobilität. Aber es ergeben sich auch andere Marktsegmente, zum Beispiel der Fahrradmarkt oder der Fertighausbau. Hier bieten wir erste Produktionslinien für die robotergestützte Fertigung von Wandelementen an.

Wirtschaftsforum: Das heißt, Sie versuchen, sich aufgrund der Veränderungen im Automobilbereich in neuen Märkten aufzustellen?

Friedrich Köster: Ja. Wir diversifizieren uns verstärkt im Sondermaschinenbau. Darüber öffnen sich für uns einige neue Anwendungsgebiete, zum Beispiel die Medizintechnik, die Armaturentechnik oder der Markt für Klimakompressoren. Von der Konzepterstellung über die Konstruktion und die Software bis zum After Sales können wir alles aus einer Hand anbieten.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet die Paul Köster GmbH von anderen Anbietern am Markt?

Friedrich Köster: Wir haben über die Jahre hinweg Know-how aufgebaut. Gerade unsere modularen Systeme haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen, da die Stückzahlen oft fließend sind. Häufig beginnen unsere Kunden Projekte mit kleinen Stückzahlen und skalieren später. Zudem sind wir wirtschaftlich solide aufgestellt und können auch größere Projekte mitbegleiten.

Wirtschaftsforum: Das Jahr 2022 steht vor der Tür. Was sind Ihre Pläne und Ziele für das nächste Jahr?

Friedrich Köster: Aktuell bereiten wir die Übertragung des Unternehmens an die nächste Generation vor. Was die Produktion angeht, werden wir im Bereich Automation aufrüsten und die Robotik noch stärker vernetzen. Wir werden neben der E-Mobilität unsere Produkte für weitere Antriebssysteme vorantreiben, wie zum Beispiel Wasserstoff und Brennstoffzellen. Hier ist auch ein Umdenken in der Politik gefordert. Es gibt nicht nur E-Mobilität. Man muss auch andere Antriebe fördern. Für E-Mobilität in der Fläche ist unser Land noch gar nicht vorbereitet. Wir müssen divers werden.

Wirtschaftsforum: Sie stellen das Unternehmen also für weiteres Wachstum auf?

Friedrich Köster: In den vergangenen zehn bis zwölf Jahren sind wir immer gewachsen. Unsere Produktionsfläche umfasst aktuell allein in Deutschland rund 16.000 m². Wir haben eine gute Größe erreicht und konzentrieren uns darauf, die Technologien auszubauen, in Kooperation mit Forschungsinstituten. Ein Entwicklungsthema sind zum Beispiel Bilderkennungssysteme für Produktkontrollen, unter Einsatz von künstlicher Intelligenz. Die Zulieferunternehmen investieren zurzeit viel in Personal zur Kontrolle von Bauteilen. Über unsere Kooperationen legen wir das technologische Fundament für die nächste Generation dieser Systeme.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Speziallösungen für den Tiefbau – leise und präzise

Interview mit Rolf Disselhoff, Senior Sales Manager der Seika Sangyo GmbH

Speziallösungen für den Tiefbau – leise und präzise

Im urbanen Tiefbau sind technische Innovationen gefragt, die sowohl präzise als auch emissionsarm arbeiten. Die Seika Sangyo GmbH mit Sitz in Düsseldorf erfüllt genau diese Anforderungen – als europäischer Vertriebsarm…

Wo Technik unter Spannung steht

Interview mit Markus Garlich, Geschäftsführer der cam GmbH

Wo Technik unter Spannung steht

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau steht unter Druck: Globale Unsicherheiten, steigende Energiekosten und Fachkräftemangel fordern Unternehmen heraus. Gefragt sind flexible Partner, die individuelle Lösungen bieten und zugleich höchste Qualitätsstandards erfüllen.…

Mit neuem Antrieb die  Zukunft bewegen

Interview mit Jacques Guyon, Geschäftsführer und Alexis Trouillet, Geschäftsführer der REDEX GmbH

Mit neuem Antrieb die Zukunft bewegen

Intelligente Mechatroniklösungen sind der Schlüssel für nachhaltige Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. ‘Made in Europe‘ steht dabei nicht nur für höchste Qualitätsstandards, sondern auch für technologische Innovationskraft, zuverlässige Lieferketten und verantwortungsbewusste Produktion.…

Spannendes aus der Region Hochsauerlandkreis

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Kulke, Gründer und Geschäftsführer der alcona Automation GmbH

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Die Landwirtschaft steht unter Druck – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Gleichzeitig boomt die Elektromobilität, und auch die Energiewende verlangt nach innovativen Lösungen. Genau an diesen Schnittstellen positioniert sich die alcona…

Transformation greift: Der neue Takt im Küchenmarkt

Interview mit Dr. Mehdi Al-Radhi, Geschäftsführer und Jochen Püls, Vertriebsleiter der Impuls Küchen GmbH

Transformation greift: Der neue Takt im Küchenmarkt

Als Spezialist für Küchenmöbel im Preiseinstieg verbindet die Impuls Küchen GmbH moderne Gestaltung mit industrieller Präzision und Preisbewusstsein mit Qualitätsanspruch. Was braucht es, um ein Traditionsunternehmen zum agilen Vorreiter im…

Die Bewegungskünstler

Interview mit Ralph Breuer, Geschäftsführer der Stromag GmbH

Die Bewegungskünstler

Sie sind unscheinbar, spielen aber in unterschiedlichsten Industrien eine Schlüsselrolle, weil sie im Hintergrund für den reibungslosen Betrieb von Windkraftanlagen, Landmaschinen, Aufzügen, Krananlagen oder Motoren sorgen: schaltbare Kupplungen, Bremsen, hochelastische…

Das könnte Sie auch interessieren

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

Tierisch digital

Interview mit Christian Lehmann, Co-CEO der Deine Tierwelt GmbH

Tierisch digital

Die Deine Tierwelt GmbH mit Sitz in Hannover hat sich in den vergangenen 18 Jahren von einer Online-Kleinanzeigenplattform zu einer der führenden Communities für Tierfreunde im deutschsprachigen Raum entwickelt. Im…

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Die Prinzhorn Group mit Sitz in Wien zählt zu Europas führenden Unternehmen im Bereich Papier, Verpackung und Recycling. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht Gerald Prinzhorn, CEO der Gruppe und Vertreter…

TOP