Eine Marke schweißt zusammen

Interview mit Peer Schumacher, Department Head Robot & Welding Systems Europe of Panasonic Industry Europe GmbH

Wirtschaftsforum: Panasonic Industry Europe wurde 2018 aus dem Konzern ausgegliedert. Was steckt hinter dieser strategischen Entscheidung?

Peer Schumacher: Panasonic Industry Europe setzt den Fokus ganz klar unter anderem auf Schweißroboter; komplexe industrielle Produkte, die nicht automatisch mit dem Namen Panasonic assoziiert werden – und das, obwohl Panasonic global gesehen der größte Hersteller ist. In Asien haben wir einen Marktanteil von über 40% in diesem speziellen Marktsegment. Dank der Abspaltung von der Panasonic Automotive & Industrial Systems Europe haben wir heute ein komplett eigenes Brand. An unserem Headquarter in München sind rund 600 Mitarbeiter tätig; hier am Standort Düsseldorf haben wir circa 40 Mitarbeiter. Weitere Niederlassungen gibt es in verschiedenen europäischen Staaten, darunter die Schweiz, Italien, die Benelux-Staaten, Schweden und Norwegen.

Wirtschaftsforum: Sie selbst sind seit 2017 im Unternehmen tätig, um zunächst den Bereich Technical Operations zu leiten. Was reizt Sie an der Arbeit bei Panasonic Industry?

Peer Schumacher: Ich identifiziere mich voll und ganz mit dem Produkt; auch nach vielen Jahren finde ich es noch immer faszinierend und glaube, dass es sehr großes Potenzial mit sich bringt. Seit Beginn meines Berufslebens beschäftige ich mich mit dem Roboterschweißen, habe alle Grundlagen gelernt. Es ist ein kleiner, sehr spezieller Bereich. Aufgrund des demografischen Wandels gibt es in Europa inzwischen immer weniger Handschweißer. Das Roboterschweißen hat also eine große Zukunft. Wir sind allerdings auch im Laserschweißen gut aufgestellt. Hinzu kommt, dass Panasonic eine sehr erfolgreiche, überzeugende und seriös agierende Firma mit über 270.000 Mitarbeitern weltweit ist. Der Firmengründer steht für die Philosophie, dass Panasonic nur dann erfolgreich ist, wenn das Unternehmen Produkte auf den Markt bringt, die die Menschen brauchen, die das Leben erleichtern und verbessern. Durch die Robotik ist das bei unseren Produkten klar der Fall.

Wirtschaftsforum: Das Unternehmen am Standort Düsseldorf setzte zuletzt 30+ Millionen EUR um und fährt seit zehn Jahren Wachstumsraten von 8 bis 10% ein. Warum sind Panasonic- Schweißroboter so gefragt?

Peer Schumacher: Wir sind flexibel, bieten sowohl kleine Roboter als auch große Anlagen für die allgemeine Industrie, landwirtschaftliche Fahrzeuge, Baumaschinen, den Maschinen- und Behälterbau sowie den Lkw-Bau; schlüsselfertige Gesamtlösungen für Schweißrobotersysteme. Sämtliche Komponenten wie Schweißroboter, Robotersteuerung und Schweißstromquellen werden inhouse von Panasonic gefertigt – allerdings nicht hier in Neuss, wo wir uns auf Vertrieb, Marketing und Projektmanagement sowie After Sales konzentrieren. Bei 70% aller Anfragen handelt es sich um kundenspezifische Lösungen. Unsere Schweißroboter haben einen anderen Aufbau als Handhabungsroboter; der Schweißprozess kann in exakten Bahnen verlaufen. Es gibt unter anderem eine Hohlwelle, in die wir Kabel verlegen können.

Wirtschaftsforum: Robotik und Automation sind Schlüsselbegriffe der Industrie 4.0. Beflügelt das die Nachfrage nach Schweißrobotern?

Peer Schumacher: Natürlich spielt uns der Trend zur Automation und Robotik in die Karten. Das Thema ist jedoch nicht unumstritten, da viele vor allem Arbeitsplätze bedroht sehen. Ich sehe darin vor allem das Positive, die Erleichterung für den Menschen. Wir vernichten keine Arbeitsplätze, sondern tragen dazu bei, dass Schweißer länger arbeiten können, es etwas bequemer haben und ihr Wissen einsetzen können.

Wirtschaftsforum: Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung von Panasonic Industry besonders stark?

Peer Schumacher: Teil eines so erfolgreichen Konzerns wie Panasonic zu sein, ist Fluch und Segen zugleich. Wir sind sehr stark konjunkturabhängig und zuletzt auf einem schrumpfenden Markt gewachsen. Wir haben eine starke Marke und gute Produkte, deshalb gehen wir auch weiterhin von latentem Wachstum aus.

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