Einfach und effizient digitalisieren

Interview mit Gregor Wolf, COO OPTIMAL SYSTEMS GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wolf, mit enaio bietet Ihr Unternehmen die führende ECM-Lösung in Deutschland an.

Gregor Wolf: Wir gehören zu den Top-Adressen in Deutschland. Weit mehr als 30 % der Kommunen nutzen enaio. Damit gehören wir zu den Marktführern. Wir sind auch stark in den Bereichen Bau, Pharma, Immobilien, Textilindustrie und Maschinenbau. Mit enaio lassen sich Geschäftsdokumente strukturiert ablegen, verwalten und archivieren. Kein anderes ECM-System im Markt hat so ein großes Spektrum an schon vorhandenen, von uns entwickelten Lösungen; bisher gibt es über 200 Lösungen, für Bau, Patientenakten und vieles mehr. Wir sind Lösungsmacher und extrem breit aufgestellt.

Wirtschaftsforum: Trotzdem haben Sie vor fünf Jahren eine zweite Richtung eingeschlagen.

Gregor Wolf: Ja, unsere Erkenntnis war: Enterprise Information Management Systeme (EIM) sind kein Markt, sondern mehr ein Lösungsmuster für Content-Management- Probleme. Wir haben eine andere Sicht auf den Markt als die Wettbewerber; es gibt viele Applikationen, die Content Management sind, aber die nicht mit EIM Systemen umgesetzt wurden. Viele Entwickler werden mit EIM nicht abgeholt, sie brauchen mehr Freiheit als Standardsoftware ihnen erlaubt. Deshalb haben wir ein Anti-Modell entwickelt und zwei neue Produkte in der neuen Linie yuuvis.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet die neuen Produkte aus?

Gregor Wolf: yuuvis ist eine Content-Management-Software-Entwicklungslinie, die nur die Funktionen umfasst, die jeder Kunde braucht. yuuvis verfolgt einen anderen Ansatz, mit weniger Features als EIM-Systeme, ermöglicht aber gleichzeitig viel mehr individuelle Erweiterung, je nach Kundenanforderung. Es geht um spezifisches Customizing statt Standardsoftware. yuuvis ist schneller, schöner und schlanker, und erleichtert viele, kleine, zielgerichtete Applikationen. Der Trend geht zur Einfachheit, dazu, Komplexität aus Software-Systemen rauszunehmen. Ein Grund hierfür ist die zunehmende Verbreitung von mobilen Anwendungen, hier ist die Komplexität schon vom verfügbaren Platz begrenzt, das passt zu unserer Philosophie von ‚einfacher, mobiler, schöner‘.

Wirtschaftsforum: Kannibalisieren Sie mit yuuvis nicht ein Stück weit Ihr Flaggschiff, das enaio EIM?

Gregor Wolf: Im Grunde ja, aber Amazon hat das zum Beispiel mit Kindle auch gemacht und das Buch kannibalisiert. Der Bedarf an Entwicklungstools, die Entwicklern mehr Raum als ECM System lassen und leichgewichtigere Apps hervorbringen ist ja objektiv da. Wenn wir es nicht machen, machen es andere.

Wirtschaftsforum: Sie haben inzwischen mehr als 550 Mitarbeiter und sogar während der Corona-Krise weiter eingestellt.

Gregor Wolf: Corona hat uns extra Schwung gegeben; wir wachsen im Vergleich zum Vorjahr. Wir machen Digitalisierungsangebote, hier investieren derzeit alle. Mit unseren Lösungen sind wir die wahren Digitalisierer, wir machen Informationen überall verfügbar, wir machen sie fehlerfrei, eindeutig, findbar und sicher; und ermöglichen digitale Prozesse. Viele Unternehmen sind in ihren Workflows im Homeoffice eingefroren worden, weil Papier, Stempel und Umlaufmappe da nicht mehr funktioniert.

Wirtschaftsforum: Sind Sie auch im Ausland erfolgreich?

Gregor Wolf: Schwerpunkt ist der DACH-Markt, aber wir haben Kunden und Partner in 50 Ländern. Seit April gehören wir zur Kyocera Document Solutions Group. Wir können die digitale Speerspitze werden, das ist für uns enormes Potenzial, das da freigesetzt wird. Es ist die perfekte Partnerschaft. Wir möchten noch internationaler werden, hier ist die Kyocera ein wichtiger Marktzugang. Für Kunden ist es auch gut, denn Kyocera denkt strategisch und langfristig. Zunächst werden wir uns auf den englischsprachigen, europäischen Raum konzentrieren und natürlich dahingehen, wo Kyocera gut ist: in Großbritannien und den USA.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist für Sie die Cloud?

Gregor Wolf: Sehr wichtig! Die Welt geht in die Cloud, doch der EIM-Markt glaubt es noch nicht, dass Unternehmen ihren kritischen Content in die Cloud geben wollen. Und tatsächlich sind viele ECM-Systeme nur umständlich mittels shift-and-lift in die cloud zu bringen. yuuvis ist aber native cloud und cloud first entwickelt worden.

Wirtschaftsforum: Welche Richtung wollen Sie in Zukunft einschlagen?

Gregor Wolf: Wir wollen yuuvis weiter ausbauen, aus der reinen EIM Lösungsmetapher raus und flexiblen Entwicklern mit yuuvis etwas bieten. Die Herausforderung dabei ist, gute Mitarbeiter zu finden. Kyocera wird eine Digital Cloud bauen, unsere yuuvis-Module werden essentielle Bausteine davon sein und viele elegante Software-as-a-Service-Lösungen ermöglichen. Mit enaio wollen wir noch mehr dem Wunsch nach EIM Standardsoftware und Lösungen mit Branchenkompetenz nachkommen. Wir wollen beweisen, dass Content Management in der Cloud absolut möglich ist, dann haben wir OPTIMAL SYSTEMS eine weitere Facette hinzugefügt. Das ist eine super Herausforderung für uns. Software ist ein riesiger Markt, der von wenigen großen Playern dominiert wird. Man setzt sich nicht durch, wenn man nur ein gutes Produkt hat, da braucht es mehr und wir sind da sehr gut unterwegs.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Jammern ist leichter als Handeln“

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Dieter Gerling, Gründer der FEAAM GmbH

„Jammern ist leichter als Handeln“

Mit diesem Leitsatz gründete Professor Dieter Gerling 2006 die FEAAM GmbH – eine Ausgründung der Universität der Bundeswehr München. Fast zwei Jahrzehnte später entwickelt sein zehnköpfiges Team elektrische Antriebe für…

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Interview mit Günter Peters, Geschäftsführer der Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Fachkräftemangel, steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und der Trend zur Automatisierung stellen die industrielle Fertigung vor neue Aufgaben. Die Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG reagiert darauf mit hoher Fertigungstiefe, digitalen…

Holz, Hightech, Handwerk: Verpackung für den internationalen Erfolg

Interview mit Moritz Krings, künftiger Geschäftsführer der Peter Krings GmbH & Co. KG

Holz, Hightech, Handwerk: Verpackung für den internationalen Erfolg

Seit über 160 Jahren steht die Peter Krings GmbH & Co. KG aus Stolberg für Kompetenz in der industriellen Holzverpackung. Aus einem einstigen Sägewerk entwickelte sich ein moderner Industriedienstleister, der…

Spannendes aus der Region Berlin

Planung mit Power

Interview mit Dipl.-Ing. Robert Hecke, Geschäftsführer der Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH

Planung mit Power

Seit über 30 Jahren steht das Berliner Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH für anspruchsvolle Ingenieurleistungen im Bauwesen – mit Fokus auf Tragwerksplanung und Altbausanierung. Unter der Leitung von Dipl.-Ing. Robert Hecke…

„Wir lieben diese familiär geprägte Arbeitsweise!“

Interview mit Kai-Uwe Michels, Vorstand und Johannes Michels, Referent des Vorstandes der Michels Unternehmensgruppe

„Wir lieben diese familiär geprägte Arbeitsweise!“

Es ist ein beeindruckendes Miteinander verschiedener Einrichtungen, die sich unter dem Dach der Michels Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin finden. Dazu gehören Rehakliniken und Pflegezentren ebenso wie Seniorenresidenzen, Hotels und…

Weil Gesundheit smart sein kann

Interview mit Lukas Eicher, CEO der Nelly Solutions GmbH

Weil Gesundheit smart sein kann

Der Einzug der Digitalisierung in nahezu alle Bereiche der Gesellschaft ist Fakt. Auch Arztpraxen werden immer smarter. Im Vordergrund steht dabei eine moderne, technologiegestützte medizinische Versorgung, die sowohl Patienten als…

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Wo Daten ihren Ort finden

Interview mit Jürgen Schomakers, Geschäftsführer der Esri Deutschland GmbH

Wo Daten ihren Ort finden

In einer Welt, in der 80% der Daten einen Raumbezug haben, spielt Esri Deutschland eine Schlüsselrolle bei der Analyse geografischer Informationen. 1969 von Jack und Laura Dangermond in Redlands (USA)…

„Maßgeschneiderte  Software für spezifische Kundenanforderungen“

Interview mit Frederik Pakai, Geschäftsführer der SYSTECS Informations-systeme GmbH

„Maßgeschneiderte Software für spezifische Kundenanforderungen“

Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, komplexe Projekte effizient zu planen, zu steuern und umzusetzen. Spezialisierte Softwarelösungen bieten hierfür maßgeschneiderte Unterstützung. Sie ermöglichen eine präzise Ressourcenzuweisung, verbessern die Zusammenarbeit zwischen…

TOP