Mit dem Sinn für das Einzigartige

Interview mit Martin Decker, Geschäftsführer der OPTICON Handels GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Decker, OPTICON ist mit fast 200 Mitgliedsbetrieben der größte Verbund von Optikern und Hörakustikern in Österreich. Warum schließen sich immer mehr Betriebe dem Verband an?

Martin Decker: Der Vorteil liegt darin, dass wir als Verband Kompetenzen bündeln und jedes Mitglied für sich von dieser Stärke profitiert. Unser zentrales Motto lautet ‘Gemeinsam einzigartig’. Wir sind als Partner für die unterschiedlichsten Fragen zum Beispiel in punkto Marketing für die Betriebe da, unterstützen sie jedoch ganz gezielt in ihrer Eigenständigkeit und Individualität. Das wird sehr geschätzt und damit setzen wir uns von vielen anderen großen Verbänden ab.

Wirtschaftsforum: Hatte OPTICON diesen Anspruch schon immer? Wie sieht die Entwicklung des Verbandes bis heute aus?

Martin Decker: Der Verband wurde 1989 als Genossenschaft gegründet, als Interessenvertreter von Optikern und Hörakustikern. Nach zehn Jahren merkte man, dass diese Form nicht mehr zeitgemäß war, wandelte die Genossenschaft in eine GmbH um und setzte einen Geschäftsführer ein, der wirtschaftlich stärker involviert sein sollte. Dieser Geschäftsführer verließ OPTICON 2018, seitdem bin ich in dieser Position.

Wirtschaftsforum: Wie stellt sich OPTICON heute dar?

Martin Decker: Wir haben, wie bereits gesagt, rund 200 Mitgliedsbetriebe, neun Mitarbeiter am Standort Wels und ein Einkaufsvolumen von 20 Millionen EUR. In Österreich liegt unser Marktanteil bei 14%; insgesamt entwickeln wir uns sehr positiv, ganz besonders im Bereich der Hörakustik.

Wirtschaftsforum: Was sind die wichtigsten Aufgaben der OPTICON?

Martin Decker: Uns geht es darum, unsere Mitglieder und deren Kunden zu unterstützen. Unser Portfolio basiert im Prinzip auf den Säulen Einkauf, Zentralfaktura, Akademie und Marketing. Wir handeln mit den Lieferanten bestmögliche Einkaufskonditionen aus; wir bekommen die Rechnungen über das, was die Mitglieder bestellen, direkt von den Lieferanten und verrechnen anschließend mit den Mitgliedern. Wir bilden Mitarbeiter, bestehende und zukünftige, aus und richten einen großen Fokus auf unterschiedlichste Marketingthemen.

Wirtschaftsforum: Was haben sie seit 2018 konkret verändert?

Martin Decker: Als ich hier begann, gab es zwei Dachmarken ‘Augen auf’ und ‘Das neue Hören’. 200 Partnerbetriebe in übergeordnete Dachmarken zu integrieren, hat nicht funktioniert, da jeder seinen eigenen Stil haben wollte. Wir haben deshalb 2018 die Marke OPTICON gelauncht, die beiden anderen Marken gibt es nicht mehr. Jeder hat heute nach außen hin seinen eigenen Auftritt, seine eigene Shopgestaltung und Website. OPTICON bleibt der starke Partner im Hintergrund, der die Mitglieder in ihrer Eigenständigkeit sehr bewusst unterstützt. Wir haben uns im digitalen Bereich neu aufgestellt und zum Beispiel die suchmaschinenoptimierte Empfehlungsseite www.scharfsinn2.at kreiert, an die alle Mitglieder angeschlossen sind. Es ist eine Plattform rund um die Themen Hören und Sehen, auf der Termine vereinbart oder einfach Informationen gesammelt werden. In eine ähnliche Richtung geht unsere digitale Kundenkarte in Form einer App, auf der alle Brillenwerte gespeichert sind, mit der direkt mit dem Optiker kommuniziert werden kann, über die Optiker Serviceintervalle rausschicken oder Werbung machen können. Momentan arbeiten wir an digitalen Tools für die Kontaktlinsenverwaltung. Linsen werden häufig online gekauft; mit unserem Tool bekommen Optiker ein Instrument an die Hand, mit dem sie die gleichen Services anbieten und auch direkt verkaufen können. Auch grafisch haben wir viel verändert; wir haben ein einheitliches, sauberes Bild geschaffen. Viele Mitglieder haben für derartige Aufgaben gar keine Zeit oder Kapazitäten. Wir haben unsere Social Media-Arbeit intensiviert und geben zweimal jährlich Endkundenmagazine heraus. Es ist also bereits viel passiert.

Wirtschaftsforum: Gibt es konkrete Ziele oder Visionen für die Zukunft?

Martin Decker: Ein Ziel ist, 2025 die Mitgliederzahl auf 250 zu erhöhen. Darüber hinaus wollen wir auf jeden Fall weg vom Preis hin zu Dienstleistungen. Besonders am Herzen liegt mir die Stärkung der Regionalität und die der Eigenständigkeit unserer Mitglieder. Wir gehen auf individuelle Ansprüche ein wie eigene Logos und lassen ihnen viel Freiheit. Die eigene Marke ist extrem wichtig, Kunden haben oft lange Jahre Vertrauen in sie gesetzt. Wir hoffen, dass trotz boomendem Onlinehandel Endkunden immer besser verstehen, dass kein Onlineshop oder Filialist, bei dem Kunden nichts anderes als Nummern sind, so gut beraten kann wie der stationäre Handel, der mit Fachkenntnis und nicht zuletzt Zeit für Beratung punktet. Und natürlich hoffen wir, dass unsere Mitglieder gesund durch die Krise kommen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Dienstleistungen & Consulting

Fairer und integerer Partner – professioneller Finanzdienstleister

Georg Kornmayer, Geschäftsführer der FONDSNET Vermögensberatung & -verwaltungs GmbH

Fairer und integerer Partner – professioneller Finanzdienstleister

Die FONDSNET Vermögensberatung & -verwaltungs GmbH legt als Partner unabhängiger Finanzberater größten Wert auf Ehrlichkeit und Transparenz – und das mit Erfolg. Seit der Gründung vor knapp 30 Jahren hat…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

Regulieren ohne zu blockieren

Interview mit Sebastian Amtage, Geschäftsführer von b.telligent

Regulieren ohne zu blockieren

Die Digitalisierung schreitet rasend schnell voran. Bei der Umsetzung hilft b.telligent mit maßgeschneiderten und intelligenten Anwendungen an zehn Standorten in Deutschland, Österreich, Rumänien und der Schweiz. Dabei muss sie den…

Spannendes aus der Region Wels

Begeisterung in der Nische

Interview mit Thomas Schwingshandl, Geschäftsführer der Schwingshandl – automation technology gmbh

Begeisterung in der Nische

Moderne Intralogistiklösungen sind essenziell für einen optimalen Materialfluss. Dabei können die Anforderungen sehr unterschiedlich sein; mal geht es um Förderanlagen für die Lebensmittelindustrie, mal um die Sterilisation von Medizinprodukten, mal…

Leuchtende  Beispiele – auch für den deutschen Markt

Interview mit Alfred Huemer, Geschäftsführer der HUBER Signage Austria GmbH

Leuchtende Beispiele – auch für den deutschen Markt

Vom Schildermaler zum Komplettanbieter für Objektbranding: Die HUBER Signage Austria GmbH mit Sitz im österreichischen Marchtrenk ist ein Paradebeispiel für einen erfolgreichen Wandel vom kleinen Familienbetrieb zum preisgekrönten internationalen Player.…

Das Tor zur Zukunft

Interview mit Bettina Gladysz-Haller, Geschäftsführerin der SCHNEIDER Torsysteme Gesellschaft m.b.H

Das Tor zur Zukunft

Es ist ein Thema, das aktuell die Schlagzeilen bestimmt: Energieeffizienz. Wie kann man Energie sparen und damit nachhaltig agieren? Wenn es um Torsysteme für die kritische Infrastruktur geht, hat die…

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Interview mit Stephan Pernkopf, Head of Sales & Marketing der ADOMO Group

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Als breit aufgestellter Immobiliendienstleister begleitet die ADOMO Group den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Reinigung über Hausverwaltung und Maklertätigkeit bis hin zu Energiemanagement, ESG-Bewertung und Sicherheitstechnik. Im Gespräch…

Mit Rückenwind in die Zukunft der Mobilität

Interview mit Stefan Page, Geschäftsführer der BusinessBike GmbH

Mit Rückenwind in die Zukunft der Mobilität

Ob steigende Benzinpreise, verstopfte Innenstädte oder der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit: Das Thema Mobilität beschäftigt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wie selten zuvor. Die BusinessBike GmbH aus Herzogenaurach bietet mit ihrem…

Fenster zur Zukunft

Interview mit Miriam Berzen, Geschäftsführerin der Klaes GmbH & Co. KG

Fenster zur Zukunft

Als Horst Klaes 1983 eine Softwarelösung für die freie Fensterkonstruktion entwickelte, legte er damit den Grundstein für ein Unternehmen, das heute weltweit führend in der Softwareentwicklung für die Fenster-, Türen-,…

TOP