Wie man 100% Qualität bei Medizingeräten sicherstellt

Interview mit Martin Peres, Geschäftsführer der OCTUM GmbH und Andreas Mikeska, Key-Account-Manager der OCTUM GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Peres, Ihr Unternehmen feiert dieses Jahr das 25-jährige Bestehen.

Martin Peres: Ja, OCTUM wurde im Jahr 1996 gegründet, zurzeit sind es vier Gesellschafte,r die auch operativ involviert sind. Das erste Produkt war damals ein Blister-Kontrollsystem für die Pharmaindustrie, das wir weltweit verkauft haben. In der Folgezeit haben wir uns zunehmend in andere Branchen entwickelt. Vor allem im Bereich Automobilhersteller und -zulieferer konnten wir schnell bedeutende Marktanteile gewinnen. Vor drei Jahren haben wir die Entscheidung getroffen, den Fokus verstärkt auf die Bereiche Medizintechnik und Pharmaindustrie zu legen. Das hat uns die letzten anderthalb Jahre geholfen, da der Gesundheitssektor pandemiebedingt stark gefördert wurde.

Andreas Mikeska: Mit dem Fokus auf die Medizintechnik haben wir neue Lösungen entwickelt für die Prüfung von Produkten, die in Laboren verwendet werden wie Pipetten oder Spritzen, also Einmalprodukte. Hier hat uns Corona in die Karten gespielt und dazu beigetragen, den Rückgang in anderen Bereichen, wie der Automobilindustrie, aufzufangen. Das war schon im Jahr 2008 so, da hat uns auch der Pharmamarkt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise geholfen. Letztes Jahr war trotz Pandemie das bisher erfolgreichste Jahr.

Martin Peres: Es ist nicht leicht, in einen neuen Markt zu kommen. Aber jetzt können wir die Früchte ernten, sind als bedeutender Player anerkannt und wachsen über dem Marktdurchschnitt.

Wirtschaftsforum: Welches sind Ihre wichtigsten Produkte in der Medizinsparte?

Andreas Mikeska: Ganz aktuell das Spezialprodukt ‘pipette.inspect’ für die Kontrolle von Pipetten. Zum Beispiel werden PCR-Tests zur Corona-Erkennung mit Pipetten gemacht. Dazu gibt es noch Cups, in die die Lösungen kommen, einzeln oder als Blister. Wir überprüfen die Produkte im Produktionsprozess, automatisiert, nachdem sie aus dem Spritzguss kommen. Dabei geht es um alle möglichen Fehler, Einschlüsse, Spritzgussfehler. Hier haben wir spezielle pipette.inspect-Lösungen, unabhängig vom Automatisierungskonzept des Herstellers. Es gibt ja unterschiedliche Sondermaschinenbauer, wir können individuell auf diese Automatisierung adaptieren und erfüllen darüber hinaus noch bestimmte Regularien, die die Pharmabranche aktuell auferlegt. Die Betreiber der Anlagen verlangen zum Beispiel eine lückenlose Dokumentation.

Wirtschaftsforum: Gibt es aktuelle Innovationen in diesem Bereich?

Andreas Mikeska: Wir haben kürzlich eine Weiterentwicklung vorgestellt, um 100% aller Pipettenspitzen auf den sogenannten Rundlauf zu vermessen. Wettbewerber machen das nur sporadisch im Produktionsprozess, wir hingegen prüfen jede einzelne Spitze, sodass kein einziges Produkt mit Fehlern rausgeht. Das ist ein echter USP von OCTUM. Durch eine spezielle Optik und Beleuchtung können wir hochgenau vermessen. Aktuell haben wir die meisten pipette.inspect-Systeme operativ im Markt.

Martin Peres: Unsere Stärke liegt generell in der optischen Qualitätskontrolle mittels Kameratechnik, um jedwede Art von medizinischen Produkten, ob Inhalatoren oder Blutbeutel, auf optische Fehler zu prüfen: Sind die Schläuche montiert, sitzen die richtig, sind die Abstellhähne durchgängig – wir können für nahezu jede Inspektionsanforderung ein passendes System anbieten.

Wirtschaftsforum: Sind Sie weltweit tätig?

Andreas Mikeska: Im Bereich Medizintechnik liegt der Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen Markt, aber wir können global alle Anfragen beantworten. Aktuell liefern wir Systeme in die USA und haben Anfragen aus verschiedenen Kontinenten. Weil wir eine bestimmte Größe haben, können wir auch Projekte außerhalb Europas stemmen, inklusive Inbetriebnahme und Qualifizierung vor Ort.

Martin Peres: Unsere Systeme stehen auf allen Kontinenten bei Pharma- und Medizintechnikproduzenten und in Laboren.

Wirtschaftsforum: Worauf führen Sie Ihren Erfolg in den vergangenen 25 Jahren zurück?

Martin Peres: Wir sind immer drangeblieben, auch wenn es mal nicht so gut lief, gerade in den Anfangsjahren. Wir gucken immer, was der Markt braucht, und stellen uns auf jeden Kunden individuell ein. Wir haben jahrzehntelange Stammkunden und sind in der Wertschöpfung breit aufgestellt, inklusive eigener mechanischer Fertigung, zum Beispiel für Edelstahlgehäuse.

Andreas Mikeska: Wir haben immer an praxisnahen, guten Lösungen gearbeitet, die alle Regularien erfüllen, und uns technologisch immer weiterentwickelt, immer bewusst auch Innovationsprojekte angenommen. Daran sind wir gewachsen.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die nahe Zukunft?

Andreas Mikeska: Wir arbeiten an neuen Kunden in der Akquise. Es gibt noch viel Potenzial, vor allem im Bereich Pipetten. Wir hören vermehrt, dass US-Regularien auch im gesamten DACH-Bereich immer mehr Anwendung finden, hierfür müssen die Unternehmen ihre Anlagen qualifizieren. Wir können hier alles ‘Out of the box’ liefern.

Martin Peres: Wir werden auch weitere Mitarbeiter einstellen, insbesondere um den Service weiter auszubauen.

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