„Essen oder gegessen werden“

Interview mit Maarten Markus, Managing Director Northern Europe der NH Hotel Group

Wirtschaftsforum: In Ihren Hotels steigen Gäste aus aller Welt ab. Wenn man Ihren Lebenslauf betrachtet, scheinen Sie auch sehr reiselustig zu sein?

Maarten Markus: Richtig, das ist auch wichtig in meinem Beruf. Ich habe in den Niederlanden eine Hotelfachschule besucht und anschließend Praktika in Paris und den USA absolviert. Für eine Zeitlang kehrte ich der Hotellerie den Rücken und arbeitete in den Niederlanden bei einer Bank. Nach einiger Zeit habe ich aber die Abwechslung und die Gäste vermisst. Also ging ich als Empfangsleiter eines Dorint-Hotels erst nach Belgien, anschließend nach Amsterdam.

Dann kam ich zur Hotelkette Golden Tulip nach Ghana. Ich fand es spannend, wieder eine neue Region kennenzulernen. Zwei Jahre habe ich mit meiner Frau da gelebt, meine älteste Tochter ist dort geboren. Anschließend ging ich nach Rotterdam, dann als General Manager nach Trier, danach nach Zandvoort in den Niederlanden. Vor 15 Jahren wurde Golden Tulip von der NH Hotel Group übernommen. Hier wurde ich Regional Director und war später als Director of Operations für fast 50 Hotels in sechs Ländern verantwortlich. Es folgten vier Jahre in Berlin, bevor ich wieder nach Benelux geholt wurde. Zum 1. Juli 2017 wurden die Business Units Central Europe und Benelux zum Geschäftsbereich Northern Europe zusammengeführt, für die ich jetzt verantwortlich bin.

Wirtschaftsforum: Ein spannender Werdegang. Viele Menschen würden so viele Ortswechsel als Stress bezeichnen...

Maarten Markus: Es ist eine interessante Herausforderung, sowohl mit den Gästen als auch mit den rund 6.500 Mitarbeitern, für die ich zuständig bin. Ich liebe Abwechslung, welche bereits durch die kulturellen Unterschiede gegeben ist. Wenn ich zum Beispiel in den Niederlanden eine Tagung für 10.00 Uhr ansetze, treffen die Teilnehmer ab 10.05 Uhr ein und wir können um 10.15 Uhr anfangen. In Berlin habe ich mit Ähnlichem gerechnet. Die Teilnehmer drängelten sich aber schon vor 10.00 Uhr vor dem Meetingraum. Da habe ich gelernt, dass es hier um Punkt 10.00 Uhr losgeht. Und wenn ich in den Niederlanden im Meeting meine Mitarbeiter um ihre Ideen bitte – ich möchte, dass sie mitdenken und wir gemeinsam eine Lösung finden –, dann hat gleich jeder etwas zu sagen.

Wirtschaftsforum: Was streben Sie denn für Ihr Unternehmen noch alles an?

Maarten Markus: Vor allem Wachstum – auch geografisch. In unserer Branche geht es darum, entweder zu essen oder gegessen zu werden. Wir wollen lieber essen. Daher sind wir immer auf der Suche nach weiteren Standorten und interessanten Lagen. Wir sind momentan vor allem in Europa, aber auch bereits mit circa 60 Häusern in Südamerika und mit jeweils einem in Nordamerika und Südafrika vertreten. In China haben wir fünf Hotels und wollen diesen Markt weiter entwickeln. Wachstum ist auch wichtig, um die Mitarbeiter zu halten. Wir wollen ihnen Aufstiegsmöglichkeiten bieten und dafür benötigen wir ein breites Portfolio. Wir motivieren unsere Mitarbeiter dabei, auch mal Risiken einzugehen, sich von Richtlinien zu befreien und eigene Entscheidungen zu treffen. Ich sage immer: ‘Macht ruhig außergewöhnliche Dinge, aber nicht fünf Mal denselben Fehler’.

Wirtschaftsforum: Ihre Gruppe gibt dem Markt auch immer wieder neue Impulse. Sind irgendwelche Neuheiten geplant?

Maarten Markus: Ja, allerdings. Ab 2018 können Gäste über unsere Website www.nh-hotels.de ein bestimmtes Zimmer auswählen – wie bei der Sitzplatzwahl im Flugzeug. Das gibt es noch nicht in der Branche. Eine weitere Revolution ist das M&E Instant Booking Tool, das bereits für 26 Hotels in Deutschland verfügbar ist. Das Tool ermöglicht das Abrufen von Verfügbarkeiten in Echtzeit – Meetingräume samt Equipment und Zimmern können innerhalb weniger Minuten direkt online gebucht werden. Ohne Anruf, E-Mail oder erforderlichen Rückruf.

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